05.11.2020

Keine Kurzarbeit dank neuem Spielvergnügen

Die Firma Interprint hat auf Kurzarbeit verzichten können, weil sie neuerdings Spielmaterial für Kinder herstellt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Eigentlich lebt das Unternehmen von der Produktion und Bedruckung kleiner und mittlerer Kartonverpackungen für Konsumgüter. Ein wichtiger Kunde ist der bekannte Schweizer Messerhersteller Victorinox. In jüngster Zeit ist nun ein neuer Geschäftszweig entstanden, den Inhaber Dominik Brücker den eigenen Kindern verdankt.Die jüngeren seiner drei Buben waren vor drei Jahren drei bzw. fünf Jahre alt. Als Dominik Brücker dem Jüngeren dabei zusah, wie er Strassen auf A4-Blätter zeichnete und viele Blätter aneinanderklebte, kam ihm die Idee für Bausätze, mit denen sich ganze Dörfer und Städte mit vielfältigen Verkehrslandschaften nachbilden lassen.Mit Spielmaterial prall gefüllte SchachtelMit dem in Diepoldsau lebenden Verpackungstechnologen Christian Fehr hat Dominik Brücker einen «erfinderischen Spezialisten im Haus». So entstanden bald erste zusammensteckbare Kurvenstücke, Kreuzungsteile und Verbindungselemente aus stabilem Karton. Das Ergebnis habe sogleich überzeugt, sagt der Firmenchef, der in kurzer Zeit ein Starter-Set, drei ergänzende themenbezogene Bausätze sowie ein Memory-Gesellschaftsspiel geschaffen hat.Dominik Brücker stellt neuerdings mit seiner Firma Interprint auch Spielmaterial her. Den Verpackungstechnologen Christian Fehr (wegen Corona mit reichlich Abstand) bezeichnet de Chef als erfinderischen Spezialisten.Das gut drei Kilo schwere Starter-Set ist prall gefüllt mit beidseitig bedruckten Strassenstücken, zwei im Nu errichteten Gebäuden sowie reichlich Zubehör wie Baustellensperren und Aufkleber. Die Figuren hat der in Thal lebende Gerhard Brauchli entworfen.Dominik Brücker hat stets ein Ideensammelheft bei sich und wird von seinen Buben laufend angeregt, indem sie fragen: «Chönntsch nöd no e Blaui Zone mache?» Oder einen Taxistand. Besondere Bedeutung kommt dem Parkieren zu; es gibt Rollstuhlparkplätze, Elektroladestationen, einen Helilandeplatz und immer neue Möglichkeiten für fantasievolles Spielen.Spick-Shop war sofort interessiertAuf Interesse stiess Dominik Brücker mit seinen Traffixx-Bausätzen nicht nur bei einem grossen Onlinehändler, sondern auch beim renommierten Kinder- und Jugendmagazin Spick, das die Altstätter Bausätze in seinen Shop aufnehmen will. Wo immer er ein Musterset vorlege, habe dieses einen Wow-Effekt zur Folge, sagt Dominik Brücker. Auch das Spielwarengeschäft Pezzoni in Rebstein hat das Spielmaterial aus dem Hause Interprint in sein Sortiment aufgenommen.Einer von Dominik Brückers Buben beim Spielen mit dem vielfältigen Material, das der Vater in Altstätten herstellt.Insgesamt wurden 5000 Sets vorproduziert. Obschon Interprint mit den aktuell vier erhältlichen Sets ambitioniert in sein neues Nebengeschäft einsteigt, wird bereits Neues geplant. Ein raffiniertes Parkhaus gehört ebenso dazu wie eine Winterbox mit Chalet, Sportgeschäft, Salzlager, Winterstrassen und Winterlandschaften.Mit Nebengeschäft Auftragslücken füllenDominik Brücker sagt, weil die Spielwarenmesse jeweils im Januar stattfinde, würden gleich zu Beginn des Jahres die Bestellungen für den kommenden Herbst und das Weihnachtsgeschäft aufgegeben. Somit seien die neuen Traffixx-Produkte ideal, damit der Spezialist für Verpackungslösungen auch bei zwischendurch geringerer Betriebsauslastung genug Arbeit hat. In den letzten Monaten sei man dank der Bausätze trotz Corona ohne Kurzarbeit ausgekommen.Um in den Spielwarenmarkt einzusteigen, sei (u.a. für Stanzformen) eine Investition von etwa 100000 Franken nötig gewesen, ausserdem ein erheblicher Zeitaufwand. Weil alles bei Interprint hergestellt wird, ist die Wertschöpfung entsprechend hoch.Mit 48 den zweiten Betrieb gekauftDominik Brücker ist zwar fast täglich in Altstätten, lebt aber in Gossau. Dort übernahm er vor 23 Jahren vom Vater die regional tätige Druckerei Brücker, für die sieben Personen tätig sind. Als die Firma Interprint mangels Nachfolger vor sechs Jahren vor der Schliessung stand, entschied sich der heute 54-Jährige nach anfänglichem Zögern zum Kauf des Betriebs. Einerseits, um nochmals etwas Neues anzupacken, anderseits im Interesse der sechs Mitarbeitenden, die sonst den Job verloren hätten. Dominik Brücker hat viel Geld hineingesteckt und das Gebäude vor zwei Jahren gekauft.Indem er nun Bausätze herstellt, die Häuser enthalten, hat der gelernte Typograf und Verkaufsfachmann sich einen früheren Berufswunsch doch auch noch erfüllt: Vor der Lehre hatte Dominik Brücker an der ETH Zürich während drei Jahren Architektur studiert.www.traffixx.ch 

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