Biegt man von der Rorschacherstrasse in die Bahnhofstrasse ab, fällt auf, dass auf der rechten Seite auf mehreren Parzellen Bäume gefällt wurden. Leer und öde präsentiert sich der Umschwung der historischen Liegenschaften, die zuvor von Bäumen und Büschen eingepackt waren. In der Altstätter Schutzverordnung auf dem Geoportal ist zumindest ein Baum respektive eine Baumgruppe oder ein Gehölz verzeichnet, die dort geschützt gewesen wären.Strafanzeige, doppelte Busse und ErsatzpflanzungLaut Ruedi Mattle, Stadtpräsident von Altstätten, ist diese Abholzung nicht angemeldet worden. Im Moment werde auf die Stellungnahme gewartet und dann über das weitere Vorgehen entschieden. «Je nachdem wird eine Busse von 300 Franken ausgesprochen. Möglich ist, dass eine Ersatzpflanzung angeordnet wird», sagt Mattle . Auch wenn die Liegenschaft in privatem Besitz ist, kann die Stadt hier nun gewisse Anforderungen stellen, was den Standort und die Grösse des neu zu pflanzenden Baumes anbelangt. Ein anderer Weg wäre, dass es aufgrund der nicht bewilligten Fällaktion zu einer Verzeigung kommt: Ist das Untersuchungsamt involviert, fallen allein schon Kosten aufgrund der Bearbeitungsgebühren an. Das Ermittlungsergebnis hat danach Einfluss auf die Höhe der Busse, die zusätzlich ausgesprochen wird. «Mich schmerzt diese Rodung gerade an der Bahnhofstrasse, da dort ein guter und möglichst lückenloser Baumbestand wichtig ist», sagt Ruedi Mattle. Wie man es im «Masterplan Freiraum» versprochen habe, wolle man die grüne Achse zwischen Bahnhof und Altstadt erhalten und stärken. Die Bahnhofstrasse ist wie Altstadt und Vorstadt ein Ortsbildschutzgebiet. Hier gilt nicht nur Gebäuden ein besonderes Augenmerk, sondern auch Gärten, Bäumen und Gehölzen – das gesamte Erscheinungsbild zählt. An der Bahnhofstrasse stehen zehn von insgesamt 15 Einzelbäumen oder Baumgruppen, die im Ortsbildschutzgebiet liegen. 15 weitere stehen rund um die Altstadt, dazu kommen auf dem gesamten Gemeindegebiet noch einige markante Einzelbäume dazu und zahlreiche geschützte Hecken-, Feld- und Ufergehölze. Zurzeit wird diese Schutzverordnung überarbeitet und auch Anregungen aus dem Mitwirkungsverfahren werden übernommen.Bewusstsein noch nicht gleich ausgeprägtDabei kläre man auch, wieso geschützte Gehölze verschwunden sind und treffe allenfalls Massnahmen, sagt der Stadtpräsident. Danach wird die bereinigte Schutzverordnung aufgelegt. «Es gehört zum Allgemeinwissen, dass Gebäude unter Schutz stehen können und entsprechend behandelt werden müssen», sagt Mattle und führt aus: «Dass die Natur immer wichtiger wird und auch Bäume und Hecken geschützt sein können, scheint noch nicht im gleichen Mass bei der Bevölkerung angekommen zu sein.» Im Rahmen der Biodiversitätsstrategie sei man mit der Umwelt- und Energiekommission daran, den Naturschutz auszubauen. Der Stadtpräsident sagt dazu: «Es werden zurzeit Vorschläge geprüft, die man umsetzen will und teilweise auch in Reglementen verankern könnte.» Dabei gehe es auch darum, zu informieren, Aktionen zu lancieren, etwa analog zu den Hochstammaktionen, und als Vorbild voranzugehen. «Ein Ziel ist, das Zentrum grüner werden zu lassen. Das bringt auch mikroklimatisch etwas, weil Pflanzen vor der Witterung schützen, beispielsweise im Sommer Schatten spenden und die Innenstadt dadurch weniger aufgeheizt wird», sagt Ruedi Mattle. Eine Funktion, welche die Bäume an der Bahnhofstrasse erfüllt haben. Selbst wenn man bald wieder teure, schon höher gewachsene Bäume dort einpflanzt, dauert es Jahrzehnte, bis sie den selben Effekt erzielen wie ihre abgeholzten Vorgänger.