10.01.2022

Keine Frau fürs Grobe

Uta Köbernick gastierte am letzten Samstag mit dem Programm «Ich bin dann noch nicht fertig» im Diogenes-Theater.

Von wu
aktualisiert am 02.11.2022
Die in der DDR aufgewachsene und in Zürich die Theaterhochschule absolvierende Künstlerin Uta Köbernick zeigte dem erfreulich zahlreichen Diogenes-Publikum ihr ganzes Repertoire Sprachgewandtheit und Sprachwitz; intelligent und messerscharf dargeboten.Nein, sie ist keine Frau fürs Grobe oder fürs Schenkelklopfen. Aber lustig und unterhaltsam war es trotzdem. Und wenn es nicht lustig war, war es eben subtil, tiefgründig und überraschend. Sie ist eine Kabarettistin; sie beobachtet die Gesellschaft und gibt wieder, was wir auch sehen könnten, jedoch oft nicht sehen wollen.Sie wechselt vom Geistreichen zum Banalen, etwa wenn sie beschreibt, wie sie die Zürcher Kalkbreite von ihrem Fenster aus beobachtet und in sechs Minuten eine Stunde Zusehen verarbeitet. Sie begleitet ihre Lieder, vielfach sind es eher geistreiche Texte, musikalisch mit Gitarre, Geige oder Ukulele. Köbernicks Lieder sind vielfach schräg, manchmal melancholisch und dann wieder wunderschön – und nie ohne tiefgründige Aussage.Die gewiefte Künstlerin fordert ihr PublikumUta Köbernick hat sich Richtung Liedermacherin entwickelt. Die einen mögen das, die andern hätten vielleicht etwas mehr Kabarett erwartet. Ihre Kunstfiguren Jasmin und Tanja Ostkreuz bringen da die Versöhnung. Man darf herzhaft lachen und ertappt sich dabei, dass es eigentlich gar nichts zu Lachen gäbe. Die Figuren erscheinen unschuldig und naiv, dass es fast Weh tut ob der entlarvenden Genauigkeit ihrer Beobachtungen.Überhaupt ist es ein Programm, das das Publikum fordert, das keine Zeit lässt für abschweifende Gedanken. Der Witz verbreitet sich, wird gedeutet und umgewandelt und entlädt sich schliesslich in einem Lachen oder einem tiefsinnigen Schmunzeln.So ist denn das Programm, wie der Titel sagt, auch am Ende noch nicht fertig. Uta Köbernick gibt dem Publikum ihre Gedankenwelt mit auf den Heimweg. Und damit die Gewissheit, dass es eine Künstlerin erlebt hat, die nicht zufällig schon die bedeutendsten Kleinkunstpreise im deutschsprachigen Raum empfangen durfte.

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