Kurt LatzerDer Duft von Bärlauch und Kiefernharz, von moderndem Laub und Pilzen steigt dem Besucher in die Nase. Bäume spenden Schatten, bieten Platz für die Nester zahlreicher Vogelarten. Der Gesang oder das Klopfen verrät dem Wanderer die Anwesenheit der Vögel. Das sogenannte Bärenhölzli gehört der Ortsgemeinde Rebstein und grenzt direkt an den Schutzwald, der auf Appenzeller Boden liegt. Selbst jene, die das Gebiet über einen schmalen Hohlweg zum ersten Mal betreten, verstehen das Anliegen der Leute, die sich gegen den Bike-Parcours wehren. Denn die Bäume und Sträucher bieten Rehen und anderen Tieren Unterschlupf, die unmittelbar angrenzende Wiese mit Obstbäumen nutzen die Rehe zum Äsen. «An der Waldgrenze und auf der Wiese kann man immer wieder Rehe beobachten. Wenn hier ein Bike-Parcours entsteht, ist es damit vorbei», sagt der Marbacher Jagdaufseher Marcel Lippuner.Alfred Kuster, diplomierter Förster und Obmann der Jagdgesellschaft Marbach: «Das Bärenhölzli ist viel wertvoller, als es auf den ersten Blick scheint.» 19 Baum-, 16 Sträucher- und über ein Dutzend Bodenpflanzenarten hat er im zweieinhalb Hektaren grossen Gebiet aufgelistet. Zudem seien im Waldgebiet oberhalb Marbachs viele Brutvögel zu hören, darunter drei Spechtarten, Kleiber, unterschiedliche Meisen, Goldhähnchen und viele mehr. Kuster sorgt sich um Bäume und Stechpalmen, die vermutlich der Sicherheit von Bikern zu opfern wären. Auch die Politiker sind gefordertDie Umgebung weise eine hohe Biodiversität auf. Meinrad Gschwend hat am Pressetermin als Vertreter des Naturschutzvereins Altstätten und Umgebung und Kantonsrat der Grünen teilgenommen. Er möchte die Politik in die Pflicht nehmen, «verbindliche Leitlinien für Planung, Bau und Betrieb von Mountainbike-Strecken zu erarbeiten». Besonders gefragt sei eine übergeordnete, vorausschauende Planung. «Der Verein Lebensraum Rheintal steht immer wieder im Spannungsfeld von Nutzung und Bewahrung», sagt Benno Stadler, Präsident Lebensraum Rheintal. Dieser Verein vereinigt Naturschützer, Förster, Jäger, Bienenzüchter und Fischer unter einem Dach, um deren umweltrelevante Anliegen zu vertreten. Stadler ist zugleich Mitglied der Fachgruppe Siedlung und Landschaft des Vereins St. Galler Rheintal. Bei ähnlichen Projekten wie dem Bike-Parcours habe der Verein immer wieder beratend und vermittelnd wirken können. Anders beim Bärenhölzli. «Leider haben die Initianten des Bike-Parcours bis dato das Gespräch mit uns verweigert», sagt Stadler. Gegner wollen mit Initianten redenUngeachtet dessen wolle man weiter versuchen, sich mit den Initianten in Verbindung zu setzen, um am runden Tisch eine Lösung fürs Bärenhölzli und das anstehende Bikerproblem zu suchen. Benno Stadler und den anderen Gegnern des Bärenhölzli-Parcours schwebt eine regionale und überregionale Planung von Bike-Strecken vor. Die Initianten nannten den Entscheid der Ortsgemeinde Rebstein, den Bike-Parcours unter Auflagen zu bewilligen, einen «Entscheid für die Jugendförderung». Benno Stadlers Meinung nach ist das verwerflich. Es gehe nicht an, mit dem Argument «für die Jugend» wertvollen Lebensraum zu zerstören und zu behaupten, der Bike-Parcours sei für die Jungen wichtig und nötig. «Ohne Jugend keine Zukunft. Aber ohne Lebensraum hat selbst die Jugend keine Zukunft», sagte Stadler.Gegen den Parcours im Bärenhölzli wollen sich die örtlichen und regionalen Naturschutzgruppen und die Jagdgesellschaften Rebstein und Marbach sowie die Patentjäger Appenzell Inner- und Ausserrhoden zur Wehr setzen.