24.09.2018

Kein zentraler Kindergarten

Caroline Geissler, Vizepräsidentin der Schulkommission, hatte auf ein Ja zum Kindergartenprojekt gehofft. Trotz des Neins konnte sie feiern – den Geburtstag des Sohnes.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererBei einer Stimmbeteiligung von 44,6 Prozent lehnten 451 Bürger­innen und Bürger einen neuen zentral gelegenen Kindergarten ab, 405 stimmten dafür.Das Volk entschied somit nicht nur gegen den Antrag von Stadt und Schulkommission, sondern auch gegen alle Parteien sowie die Ortsgemeinde, die sich allesamt hinter das Kindergartenprojekt gestellt hatten.Damit gerechnet, dass «es eng wird»Oscar Kaufmann, der Präsident der Schulkommission, weilt im Ausland, Vizepräsidentin Caro­line Geissler hatte der Abstimmung in Rheineck hoffnungsvollentgegengeblickt. Noch am Tag vor der Abstimmung sagte sie, es sei damit zu rechnen, dass es eng werde, dennoch blieb sie zuversichtlich.Nachdem sie am Sonntag das Abstimmungsergebnis erfahren hatte, sagte sie, sie sei «mega enttäuscht, wirklich sehr». Stadt und Schulkommission hätten für ein drängendes Problem nach einer langfristigen Lösung gesucht. Das vorgelegte Projekt wäre ihrer Ansicht nach weitsichtig und schnell realisierbar gewesen, wogegen nach dem Nein wieder bei Null zu beginnen sei. Einen Plan B gibt es ja nicht. Darauf verweist auch Stadtpräsident Hans Pfäffli, der die Baukommission präsidierte. Es ging bei dieser Abstimmung lediglich um die Frage, ob Rheineck ein neues Kindergartenzentrum wolle – und nicht um ein Entweder-Oder, also Neubau oder Sanierung der bestehenden drei Kindergärten.Hans Pfäffli spricht von einer neuen Ausgangslage, die neue Überlegungen erfordere, derweil der Kindergartenbetrieb wie bisher weitergehe. Sollten alle bisherigen Standorte beibehalten werden, hiesse dies wohl dreimal neu zu bauen, denn eine zeitgemässe Infrastruktur sei unumgänglich.In einem Punkt dürften Stadt und Schulkommission sowie die Gegnerschaft eines zentralen Neubaus ganz oder weitgehend übereinstimmen: Ein Fortbestand der beiden heutigen zentralen Kindergärten Kugelwis und Löwenhof bzw. ihre auf­wendige Erneuerung wäre kaum sinnvoll, liegen sie doch keine hundert Meter auseinander. Caroline Geissler sagt dazu, die Erneuerung zweier praktisch benachbarter Kindergärten wäre ihrer Meinung nach nicht im Interesse der Steuerzahler.Aus dem siegreichen Nein-Lager ist etwa zu hören, der Kindergarten Kugelwis könnte zum Beispiel durch einen neuen Kindergarten südlich der Appenzellerstrasse ersetzt werden, womit die Wohnquartiere im Süden der Stadt ebenfalls einen Kindergarten hätten. Alternativ sei auch der Abbruch des Kindergartens Kugelwis und die gleichzeitige Erweiterung des nahen Kindergartens Löwenhof vorstellbar, so dass dieser erweiterte Kindergarten Löwenhof für alle Kinder aus den Kindergärten Löwenhof und Kugelwis genügen würde.Sozusagen tabu ist bei Projektgegnern die ersatzlose Entfernung des weiter nördlich (Richtung Staad) gelegenen Kindergartens Buhof.Nein als «Chance zu besserer Planung»Diego Crescenti, der sich vor der Abstimmung als einer von mehreren Leserbriefschreibern gegen ein neues Kindergartenzentrum ausgesprochen hatte, möchte zwar nicht kommentierend vorausblicken, sagt jedoch, er freue sich sehr, dass das Projekt abgelehnt wurde und damit «die Gelegenheit für eine bessere Planung für die Kindergärten in Rheineck intakt ist».Caroline Geissler, obschon sehr enttäuscht über das Abstimmungsergebnis, konnte gestern innerhalb der Familie trotzdem feiern. Ihr Sohn ist zwanzig Jahre alt geworden.

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