23.12.2021

Kein «Miau» unter dem Christbaum

Haustiere sollen nicht aus einer Laune heraus angeschafft werden. Tierschutzvereine vermitteln erst wieder 2022.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 02.11.2022
Hildegard BickelIm Advent erhält der Tierschutzverein Rheintal zahlreiche Anfragen. Enkel oder Göttikinder möchten zu Weihnachten mit einem Kätzchen oder einem Nagetier beschenkt werden. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass viele geschenkte Tiere wieder zurückgebracht worden sind. Meist kurz nach Neujahr, wenn der Schul- und Arbeitsalltag wieder beginnt und die Zeit für ein Haustier fehlt. Oder weil die neuen Haustierhalterinnen und -halter der neuen Aufgabe nicht gewachsen sind und die Geduld verlieren. Oder weil sie plötzlich eine Allergie entwickeln. Letzteres hört sich deutlich nach einer Ausrede an. Deshalb verhängen viele Tierschutzvereine einen Vermittlungsstopp vor Weihnachten.Festtage sind nicht geeignet für die Eingewöhnung Sowieso seien die Festtage kein guter Zeitpunkt, ein Haustier an eine neue Umgebung zu gewöhnen. Es finden Familienfeiern im kleineren und grösseren Kreis statt, an Silvester herrscht Partybetrieb mit erhöhtem Lärmpegel. Von Vorteil ist es, wenn ein Haustier in einer Phase ohne Aufregung das neue Umfeld kennen lernen kann. Auch der Tierschutzverein Sargans-Werdenberg verzichtet ab Mitte Dezember auf Vermittlungen. Gemäss dem Motto «Tiere sind keine Geschenke» werden erst wieder im neuen Jahr abzugebende Tiere online auf der Website ausgeschrieben sein. Eine Ausnahme bildeten diese Woche zwei ältere Katzen, die schon länger an Seniorinnen versprochen worden sind und an ihren neuen Platz durften. Auf der Katzenstation Montlingen befinden sich momentan mehrere junge Kätzchen. Sie sind bereits an künftige Besitzerinnen und Besitzer vergeben, verbringen die Festtage aber noch in der Obhut des Tierschutzvereins, wo sie zuerst gechippt und geimpft werden. Mancherorts hat die Pandemie bei der Tiervermittlung eine erhöhte Nachfrage ausgelöst. Im Hundeferienheim am Rhein in St. Margrethen etwa gibt es praktisch jede Woche zwei Anfragen. Das erfordert detaillierte Abklärungen. Im Gespräch und beim Kennenlernen muss sich erst herausstellen, ob sich Interessierte dazu eignen, einen Hund zu halten. Manche Vierbeiner haben einen ausgeprägten Charakter und es kann dauern, bis sie einen passenden Platz in Aussicht haben. In Verbindung mit der Pandemie gibt es auch kuriose Episoden, so erlebt auf der Katzenstation Montlingen. Ein Mann, der im Homeoffice arbeitete, erkundigte sich, ob er eine Katze für einige Monate mieten könne. Eine solche Anfrage kann das tierliebende Team nicht nachvollziehen. Entweder sei man bereit, ein Tier mit langfristigen Absichten aufzunehmen und es artgerecht und wohlwollend als Lebewesen mit Gefühlen anzunehmen, oder man lasse es bleiben. Der Mann erhielt die Antwort, er soll bei Bedarf eine Plüschkatze kaufen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.