Seit letztem Jahr ist der 51-jährige Banker Regionaldirektor der UBS Ostschweiz. Spricht er über seine Bank, ihren Beinahe-Untergang vor zehn Jahren und die Zukunft, schwingt ein wenig Demut mit. Er ist seit drei Jahrzehnten bei der Bank, die längst vom hohen Ross gefallen ist und eine Läuterung vollzogen hat.Ein neues Selbstbewusstsein ist herangewachsen, hat sich aber mit Bescheidenheit gepaart. Der einstige Vorzeigeriese der kleinen Schweiz wendet sich nicht länger schwergewichtig dicken Geldbörsen zu, sondern entdeckt Altbewährtes. Das Lokale.Näher zum Volk müsse die UBS, sagt Hanspeter Thür – und das beginnt schon in den eigenen vier Wänden. Gewünscht sind Mitarbeiter, die in ihrer Region verankert und bereit sind, nicht nur für die Bank, den Arbeitgeber, eine gute Leistung zu erbringen, sondern auch als Mitglied der Gesellschaft. Hanspeter Thür, verheiratet, Vater von drei Kindern, wohnhaft in Chur, ist nicht nur Mitglied im Rotary-Club, sondern ebenso im Förderverein der jungen Altstätter Stadtmusikanten und in der Altpfadfindervereinigung.Als in Davos ein neuer Geschäftsstellenleiter zu finden war, fiel die Wahl auf Alessandro Sellitto, einen einheimischen Eishockeyspieler, der mit der Internationalen Sportnacht eine jährliche Wohltätigkeitsgala gegründet hat und dessen Vater im Dorf ein Restaurant betreibt. Auch politisch engagierte Mitarbeiter würden geschätzt, sagt Thür und nennt als Beispiel den in Heerbrugg tätigen Vizedirektor Patrick Dürr, der unter anderem die kantonale CVP präsidiert.Am Ende zählen nackte Zahlen. Mit einem Lächeln schickt Hanspeter Thür unter Berufung auf Kundenumfragen voraus, dass der Reputationsindex in diesem Jahr zum ersten Mal den einst guten Wert übertroffen habe, dessen die UBS sich vor ihrer Krise erfreut hatte. Dann nennt Thür die Zahl, durch die sein Lächeln noch ein bisschen breiter wird, den Zuwachs an Kunden im letzten und – noch besser – dieses Jahr. In der UBS-Region Ostschweiz, also in den Kantonen Graubünden, St.Gallen, Thurgau, Appenzell Inner- und Ausserrhoden, hat die Bank letztes Jahr 1200 Kunden dazu gewonnen, weitere 750 waren es 2018 im ersten Trimester, also bis Ende April. Geht es so weiter, wird sich die letztjährige Zahl fast verdoppeln. Der Zuwachs von 0,75 Prozent stiege auf 1,4 Prozent.In der Krise hatte die Bank viele Kunden verloren, nun ist sie sich nicht zu schade, Knochenarbeit zu leisten. Die Leute systematisch anzusprechen, sie zu fragen „Sind Sie Kunde?“ Sich zu trauen – darum gehe es, sagt Thür.Die Idealvorstellung entspricht ziemlich genau jener der anderen Banken. Es geht um den Versuch, Kunden früh zu gewinnen, sie durchs Leben zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, sich den einen oder anderen Traum zu erfüllen.Die Einschätzung, die UBS habe am Kleinkunden kein Interesse, hört Hanspeter Thür immer wieder. Seine Haltung ist: Kein Kunde ist zu klein. Weder mit Bezug auf sein Vermögen noch aufs Alter.Was nur folgerichtig ist. Es ist ja auch der kleine Kunde, der die UBS gerettet hat. Der Steuerzahler.