26.08.2020

Kein kategorisches Nein

Eine geplante Buslinie durch Bernecker Wohnquartiere löst Kritik aus. Es melden sich aber auch Befürworter.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelAls weissen Fleck, der unzureichend durch den öffentlichen Verkehr erschlossen ist: So umschreibt Gemeindepräsident Bruno Seelos die Wohnquartiere nördlich der Kropfackerstrasse und im Schüllen wie auch das Industriegebiet angrenzend an Au. Eine neue Buslinienführung über die Gemperen- und Kropfackerstrasse mit bis zu 70 Busbewegungen täglich ist deshalb in Planung. Nachdem der Gemeinderat die Route gemeinsam mit der RTB Rheintal Bus und dem Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons St. Gallen auf die technische Machbarkeit geprüft und für möglich befunden hat, machte sich Widerstand unter den Anwohnern der Kropfackerstrasse bemerkbar. Sie betonten beim öffentlichen Informationsanlass am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle Bünt ihre Bedenken, was eine rege Diskussion auslöste.Andere Routen vorgeschlagenDie Kropfackerstrasse sei ein Kindergarten- und Schulweg, zu gefährlich wäre eine Buslinie mit Haltestellen in Kindergartennähe. Andere befürchten Lärm, Abgase und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen vor der Haustür. Margrit Wellinger, ehemalige Gemeinderätin und Anwohnerin, sammelte Anfang Jahr Unterschriften im Quartier und reichte eine Petition ein. Sie sei nach wie vor eine Verfechterin der vor sechs Jahren projektierten Buslinienführung über die Gemperen- und Auerstrasse. Diese Variante hielt aber den Auflagen der Kantonspolizei nicht stand. Wegen der engen Verhältnisse beim Einbiegen in die Auerstrasse wurde das Projekt verworfen. Warum die Buslinie nicht über die Musterplatzstrasse führen könne, wurde eingewendet. Für die Mitarbeitenden der Industriebetriebe wäre dies zwar kein Vorteil, weil bei der Metzgerei Spiess und Sieber Transport die Arbeit früh morgens beginnt, wenn noch kein Bus fährt. Doch der Sportplatz Tägeren könnte von einer nahegelegenen Haltestelle profitieren und das Einbiegen in die Auerstrasse wäre einfacher, so die weiteren Argumente. Auf die Frage: «Entspricht die neue Buslinie entlang der Kropfackerstrasse überhaupt einem Bedürfnis?», antwortete Bruno Seelos: «Deshalb sind wir hier, um dies zu klären.» Tatsächlich meldeten sich nach ablehnenden Stimmen auch die Befürworter. «Vergesst die älteren Menschen in den Quartieren nicht.» Wer nicht selber Auto fahren könne, sei umso mehr auf den ÖV angewiesen. Es sei komfortabel, eine Bushaltestelle in der Nähe zu wissen, die Wohnqualität werde nicht beeinträchtigt. Wenn der Bus stoppe, führe dies zu einer willkommenen Verkehrsberuhigung. Geplant sind drei neue behindertengerechte Bushaltestellen: Gemperenstrasse, Kropfacker Ost und Kropfacker West. Wartehäuschen sind vorerst keine vorgesehen. Bei den geplanten Kropfacker-Haltestellen herrschen teils enge Verhältnisse, da Einfahrten zu den Grundstücken berücksichtigt werden müssen. Kaum Probleme verursachen dürfte hingegen die Fahrbahnbreite, die sechs Meter beträgt. Es möge erstaunen, aber die Neugasse sei nicht breiter, sagte Bruno Seelos. Weitere Schritte zu gemeinsamer Lösung Der Gemeindepräsident war zufrieden mit dem Meinungsaustausch. Fragen und Ideen der Besucher will der Gemeinderat in der weiteren Planung berücksichtigen. Zwischenergebnisse sollen wieder öffentlich diskutiert werden. Sofern die Bürgerschaft einverstanden ist, wäre die Umsetzung der neuen Buslinie frühestens auf Dezember 2021 möglich. Der Gemeinderat hat für den Bau der Bushaltestellen vorsorglich einen Kredit von 220000 Franken genehmigt.

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