08.02.2021

Kein Hausarrest für das Federvieh

Weil aber am Bodensee kürzlich zwei Vogelgrippefälle nachgewiesen wurden, muss Hausgeflügel nun besonders geschützt werden.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Seit Kurzem ist das Rheintal in zwei Zonen aufgeteilt: Es gibt die Kontroll- und die Beobachtungszone. Betrifft erstere die Gemeinden Thal, Rheineck, St. Margrethen, Au, Widnau, Diepoldsau, Altstätten, Oberriet und Rüthi, gehören zweiterer Berneck, Balgach, Rebstein und Marbach an.Das Einzonen wurde nötig, nachdem am Bodensee bei Wildvögeln Vogelgrippe festgestellt wurde. Um eine Seuchenverschleppung zu verhindern, hat das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen eine Allgemeinverfügung verordnet. Sie gilt bis 15. März und regelt die Massnahmen, die in den Gebieten gelten.Freilandhaltung mit Netz erlaubtFür Monika und Fritz Künzler vom Rosenberg, St. Margrethen, kommen die Massnahmen nicht überraschend. «Schon im November war absehbar, dass die Geflügelpest sich von Norden südwärts ausbreitet», sagt Monika Künzler. Ihre 250 Hühner werden im Wintergarten gehalten und an 365 Tagen getrennt von den Wildvögeln gefüttert und getränkt. «Mit einem Ausbruch ist nicht zu spassen, daher müsste der Wintergarten Standard sein», sagt die Landwirtin. Trotzdem sei sie froh, dass die Freilandhaltung mit Netz erlaubt sei und noch keine Stallpflicht ausgesprochen wurde.«Weil die Seuche hochansteckend und für Hausgeflügel meist tödlich ist, hätte eine Verbreitung schlimme Folgen», sagt Johannes Frei aus Marbach. Obwohl die Hygienemassnahmen immer hoch seien, achten sie noch besser auf die Biosicherheit. «Schuh- und Kleiderwechsel sind Standard, wie auch das Waschen der Hände», sagt der Landwirt. Für solche Situationen haben ihre 10000 Legehennen einen Aussenklimabereich, der für andere Vögel unzugänglich ist.Auf dem Hof von Michel und Jennifer Bischof in Rheineck leben aktuell 80 Legehennen. Die Landwirte erwarten noch im Februar 2500 Mastpoulets, die in einem mobilen Stall sicher untergebracht werden. Auch wenn sie keine Angst haben, wollen sie nichts riskieren: «Wir haben den Wintergarten vergrössert, wechseln beim Betreten des Stalls die Kleider und halten uns an die Massnahmen», sagt Michel Bischof. Sie hoffen, dass sich die Lage bis im Frühjahr normalisiert.«Unser Betrieb liegt im Beobachtungsgebiet», sagt Martin Wüst aus Oberriet, «deshalb halten wir das Rassegeflügel von den Rasseenten getrennt und schützen es vor Wildvögeln.» Welchem Stress die Tiere ausgesetzt sind, können sie nur erahnen. Sollten die Massnahmen länger angewandt werden müssen, werde sich das auf die Brutqualität im Frühling auswirken, sind die Landwirte sicher. Die aktuelle Situation beschäftigt die Geflügelzüchter sehr, zumal wegen Corona bereits Geflügelausstellungen abgesagt wurden. «Wir sind zuversichtlich, dass, wenn sich alle Geflügelhalter an die Massnahmen halten, die Tiere in ein paar Wochen wieder ins Freie gelassen werden dürfen», sagt Sandra Wüst.Nicht auf die leichte Schulter nehmenBenno und Myrta Hasler vom Färbertrinerhof, Altstätten, bleiben ruhig, aber aufmerksam. Es sei wichtig, alles was möglich ist, umzusetzen und Auffälligkeiten sofort zu melden. «Unsere 10 000 Mastpoulets leben im Stall mit Voliere», sagt Benno Hasler, «solange sich alle an die Massnahmen halten, brauchen wir nicht in Angst zu leben.» Um seine Tiere vor der Vogelgrippe zu schützen, werden die Kleider beim Betreten des Stalls desinfiziert und gewechselt.Er unterbindet nicht nur jeden Kontakt zwischen seinen Tieren und Wildvögeln, sondern versucht auch, Nagetiere vom Stall fernzuhalten, da diese ebenso Erreger einschleppen könnten.Im Gegensatz dazu kümmern sich Franz und Alice Mäder aus Thal um zehn Rassehennen und zwei Pfauen. Weil sie in der Kontrollzone leben, nehmen sie die Seuche nicht auf die leichte Schulter und die Massnahmen ernst. «Wir sind lieber vorsichtig statt nachsichtig», sagt Franz Mäder, «deshalb füttern wir unsere Tiere im Stall und lassen sie nur im gedeckten Wintergarten raus.» Es sei wichtig, Verantwortung zu übernehmen und Solidarität gegenüber anderen Geflügelhaltern zu zeigen. Schliesslich wolle man nicht, dass die Jungtierschauen der Region wieder abgesagt werden müssen.«Es ist nicht so, dass ich nicht mehr schlafen kann», sagt René Bänziger aus Wolfhalden, «aber man muss sich der drohenden Gefahr bewusst sein.» Nach den Seuchenausbrüchen von 2006 und 2016 sei die Situation nicht neu für sie. Für die 6000 Legehennen und 2200 Junghennen auf seinem Hof schätzt er das Risiko nicht sehr hoch ein. Obwohl die Entfernung zum Bodensee und Rhein klein ist, seien sie 400 Höhenmeter weiter oben. «Wasservögel verirren sich nie zu uns», sagt der Geflügelfachmann.Eine gewisse Gefahr stellen Raubvögel dar, da diese bei der Futtersuche grössere Distanzen zurücklegen können. Mit ihrem überdachten Aussenklimabereich, der seit dem ersten Vorkommen der Geflügelpest im 2006 vogelsicher abgedichtet ist, sind sie gut vorbereitet. Obschon der Hof weder in der Kontroll- noch in der Beobachtungszone liegt, seien Hygiene- und Schutzmassnahmen sowieso immer Pflicht.

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