18.11.2020

Kein Fernunterricht an Mittel- und Berufsschulen

Die St. Galler Regierung lehnt eine Petition von Kantonsschülern ab. Wegen der hohen Coronazahlen forderte ein Schüler der Kantonsschule am Brühl die Rückkehr zum Fernunterricht, über 9000 Personen unterschrieben die Petition. Die St. Galler Regierung ist aber klar dagegen: Im Lockdown im Frühling hätten viele Schüler die Lernziele nur teilweise oder gar nicht erreicht.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 03.11.2022
In der Schule ist ihnen die Ansteckungsgefahr zu gross: Viele Kantischülerinnen und Kantischüler wollen angesichts der hohen Coronazahlen lieber wieder von zu Hause aus lernen. Über 9000 Personen haben eine Petition von David Rommel, Schüler an der Kanti am Brühl in St.Gallen, unterzeichnet, die sich an Gesundheitschef Bruno Damann richtete.Die Forderung: Fernunterricht für alle Mittel- und Berufsschulen im Kanton. In Kommentaren auf der Petitionswebseite wurde der Regierung vorgeworfen, «grobfahrlässig» vorzugehen, wenn sie am Präsenzunterricht festhalte.Jetzt antwortet die Regierung. Sie zeigt zwar Verständnis für das Anliegen, hält aber an ihrem bisherigen Kurs fest: Sie will möglichst lange darauf verzichten, wieder auf Fernunterricht zu wechseln – und begründet dies vor allem mit den Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im Frühling. Die Resultate waren offenbar ernüchternd: «Wissenschaftliche Untersuchungen und eine breit angelegte Befragung aller st.gallischen Mittelschülerinnen und Mittelschüler haben gezeigt, dass viele Schülerinnen und Schüler die Lernziele im Fernunterricht nur teilweise oder gar nicht erreicht haben.»Zwei Drittel zeigten schlechtere Leistungen als normalGrob gesagt machte nur ein Drittel der Schüler im Homeschooling dieselben Fortschritte wie im Präsenzunterricht. «Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler zeigte schlechtere Leistungen und das letzte Drittel fiel massiv ab», so die Regierung. In vielen Fächern hätten die Lehrpersonen die Stoffdichte reduzieren müssen. Die Regierung sagt darum klipp und klar: «Es wird befürchtet, dass bei einer Fortsetzung des Fernunterrichts die Ausbildungsziele insgesamt nicht mehr erreicht werden können.» Damit aber sei das vordringliche Ziel der Mittelschulen gefährdet, nämlich, die Schülerinnen und Schüler studierfähig zu machen.In der Berufsbildung, die sich nach schweizweiten Vorgaben richtet, befürchtet die Regierung zudem, dass St.Galler Schüler einen Nachteil gegenüber Schülern aus anderen Kantonen hätten, in welchen nach wie vor Präsenzunterricht stattfände. Insbesondere bei schwächeren Lernenden werde der Berufseinstieg aufgrund von allfälligen Wissenslücken noch erschwert.Abschlüsse im Sommer 2021 wären gefährdetEin weiterer Haken des Fernunterrichts sind die Prüfungen. «Valide Prüfungen sind im Fernunterricht kaum möglich. Nach dem Lockdown vom Frühling fehlte es denn auch im Sommer an einer soliden Notenbasis für die Leistungsbewertungen», schreibt die Regierung. Mittelschüler erhielten im vergangenen Sommer keine Zeugnisse, auf Lehrabschlussprüfungen musste teils komplett verzichtet werden. «Eine erneute Anordnung von Fernunterricht würde die Zeugniserteilung im Januar 2021 wie auch die Schul- und Lehrabschlüsse im Sommer 2021 gefährden.»Darum ist für die Regierung klar: Sie wird ein erneutes Homeschooling «nicht ohne grosse Not» anordnen. «Die strengen Schutzkonzepte erlauben es in der aktuellen Pandemiesituation, den Präsenzunterricht guten Gewissens aufrechtzuerhalten.»  

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