22.12.2021

Kaum Badegäste seit der 2G+-Regel

Seit Einführung von 2G+ am Montag sind die Besucherzahlen in Ostschweizer Hallenbädern eingebrochen.

Von alr
aktualisiert am 02.11.2022
Das Hallenbad ist für Familien und Pärchen ein beliebtes Ausflugsziel über die Festtage. Mit der 2G+-Regelung seit Montag ist dies aber nur mit Schnelltest oder Booster möglich, zusätzlich zum Zertifikat versteht sich. Doch längst nicht alle Geimpften sind auch schon geboostert. In den Ostschweizer Kantonen hat bisher rund ein Drittel der Doppeltgeimpften die Auffrischimpfung bekommen. Weiter haben Apotheken kürzlich verkündet, dass ihr Kontingent an Schnelltests knapp wird. Fällt nun der Familienausflug ins Hallenbad sprichwörtlich ins Wasser?Spürbar weniger Gäste seit MontagGrundsätzlich zählen die Weihnachtsferien für Hallenbäder zur Hauptsaison. Gleichzeitig sind die Besucherzahlen seit Montag eingebrochen. «Unser Bad ist deutlich weniger stark ausgelastet als in den Vorjahren, wir spüren die Auswirkungen der 2G+-Regelung», sagt Natalie Löhrer, Leiterin Kommunikation der Genossenschaft Migros Ostschweiz zur Lage im Säntispark in Abtwil. Löhrer vermutet, dass ein weiterer Faktor die Ferienkonstellation sei: «Weil die Weihnachtstage aufs Wochenende fallen, arbeiten viele noch die ganze Woche.» Im Hallenbad Blumenwies lautet die Antwort ähnlich: Spürbar weniger Gäste, rund 30 bis 40 Prozent weniger im Vergleich zu normalen Wochen, schreibt Andreas Horlacher von der Stadt St. Gallen auf Anfrage. Beim Mineralheilbad St. Margrethen betrage der Gästerückgang im Vergleich zu den Vorwochen 50 Prozent, sagt Michael Benvenuti, stellvertretender Geschäftsführer des Mineralheilbads. «Gleichzeitig benötigen wir natürlich dasselbe Personal und haben auch dieselben Energiekosten wie bei einer Vollauslastung.»Um das Gästeminus teilweise abfedern zu können, ist nun neben dem Mineralheilbad St. Margrethen eine eigene Teststation eingerichtet worden. Benvenuti betont aber, dass das Mineralheilbad aufgrund der Grenznähe zu Liechtenstein, Vorarlberg und Deutschland zusätzlich mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen hat. Einerseits habe man durch den Lockdown in Österreich und die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland zuletzt knapp 40 Prozent der Gäste verloren. Andererseits gelten in den Nachbarländern andere Regeln als in der Schweiz, auch bezüglich Gültigkeit von Zertifikaten und Anerkennung von Tests. «In diesem Regel-Wirrwarr den Überblick behalten und die Gäste transparent informieren zu können, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit», sagt Benvenuti.Besser besucht sind hingegen Hallenbäder, die in Hotels integriert sind. «Wir hatten einige Gäste, die ihre Buchung aufgrund der 2G+-Regel annulliert haben. Dafür haben sich andere aufgrund der neuen Regeln entschieden, neu zu buchen», sagt Alexandre Spatz, Direktor des Wellnesshotels Golf Panorama in Lipperswil. Über die Festtage habe es kaum einen Einbruch an Buchungen gegeben. «Täglich besuchen uns zwei Angestellte einer Apotheke, bei denen sich unsere Gäste kostenlos testen und ein Zertifikat erhalten können», sagt Spatz.Pflicht, in schwierigen Zeiten Erholung zu bietenAngesprochen auf eine mögliche Schliessung wegen fehlender Gäste winken die meisten der angefragten Hallenbäder ab. Andere haben zumindest darüber nachgedacht. «Obwohl eine Fortführung des Betriebs unter den gegebenen Umständen aus betriebswirtschaftlicher Sicht wenig Sinn macht, kommt eine Schliessung für uns aktuell nicht in Frage», sagt Benvenuti vom Mineralheilbad St. Margrethen. Man sehe sich in der Pflicht, den Gästen in diesen herausfordernden Zeit Stunden der Erholung zu bieten. Ähnlich sieht es Andreas Horlacher von der Stadt St. Gallen: Grundsätzlich betreibe man die Hallenbäder, um den Bürgerinnen und Bürgern den Schwimmsport zu ermöglichen.Viele Badegäste zufrieden, andere aggressivDie Rückmeldungen der wenigen Besucher seien zumeist positiv. «Viele von ihnen freuen sich darüber, dass sie nun mehr Platz haben als üblich», sagt Löhrer über den Säntispark. Diese Gäste nähmen die Einschränkungen gelassen und verhielten sich vorbildlich, sagt auch Horlacher über das Blumenwies. Im Mineralheilbad St. Margrethen gebe es hingegen durchwegs negative Rückmeldungen. «Ungeimpfte Gäste, die sich regelmässig getestet haben, fühlen sich diskriminiert und vollends vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen», sagt Benvenuti. Ausserdem würden Gäste, deren Impfung oder Genesung mehr als vier Monate zurückliegt, die neuen Regeln als Schikane empfinden.Vereinzelt gebe es laut Horlacher auch im Blumenwies Badegäste, die den Sinn der 2G+-Regelung hinterfragen: «Sie möchten diskutieren, sind gereizt, verständnislos und teilweise aggressiv.» Dies sei für die Mitarbeitenden unangenehm, belastend und mit Mehraufwänden verbunden. «Es ist bedauerlich, dass unsere Mitarbeitenden den Unmut von Badegästen aushalten müssen. Sie haben die Regeln nicht gemacht», sagt Horlacher. Sie seien aber jene, welche die Regeln umsetzen müssen, nicht zum Spass, sondern weil sie pflichtbewusst seien. Horlacher: «Und dennoch lassen gewisse Menschen ihren persönlichen Ärger und Frust an unseren Mitarbeitenden im Hallenbad ab.»

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