04.11.2019

Kartongebühr macht Entsorgen zur Geduldsprobe

Die Fünfliber-Gebühr für Karton-Kleinmengen hatte am Samstag in Au lange Wartezeiten zur Folge.

Von gb
aktualisiert am 03.11.2022
Klaus Appel aus Balgach hat die Zeit gemessen. 62 Minuten habe er gewartet, bis er sein Sammelgut bei der Sammelstelle abladen konnte. Einen Rückstau wie am letzten Samstag habe er als regelmässiger Nutzer der Sammelstelle zuvor nie erlebt.Die Autos belegten nicht nur die lange Anfahrtstrecke auf dem Firmenareal, sondern stauten sich auch auf der Rosenbergsaustrasse in Richtung Widnau. Das Problem wurde dadurch verschärft, dass aus der Gegenrichtung nahende Autos nicht im Stau standen und ihr Abbiegen aufs Verwert-Areal als Vordrängeln empfunden wurde. Es sei auch zu unschönen Szenen gekommen, wie Appel beobachten konnte.Neue Gebühr hatte Diskussionen zur FolgeDie privatwirtschaftlich geführte Sammelstelle bei der Rosenbergsau dient vor allem den Menschen aus den fünf Mittelrheintaler Gemeinden Diepoldsau, Widnau, Balgach, Berneck und Au-Heerbrugg. Für Karton bis zu einer Menge von 100 kg bezahlen sie bei der Verwert AG seit 1. Oktober eine Gebühr von fünf Franken. Das hat viel Unmut hervorgerufen (siehe «Rheintaler/Rheintalische Volkszeitung» vom 16. Oktober). Dass tatsächlich schon ab einer Kartonschachtel ein Fünfliber verlangt wird, führte letzten Samstag zu vielen Diskussionen, was sich auf die Wartezeit der nachfolgenden Autos erheblich ausgewirkt hat. Steve Hörler, Standortleiter der Sammelstelle in Au, bestätigt, dass die neue Gebühr viel zu reden gab. Beschlossen hatte sie die Muttergesellschaft der Verwert AG, die Zingg Industrieabfälle AG in Tübach.An der Kartongebühr werde vorläufig festgehalten, sagt Hörler zwar. Es finde aber eine monatliche Überprüfung statt, weil die Preise für wiederzuverwertendes Material laufend ändern könnten.«Wir hatten mit Karton auch sehr gute Zeiten»Sonderabfälle können Private bei der Verwert AG bis 15 kg gratis abgeben. Das liegt daran, dass einige Gemeinden mit der Verwert AG eine entsprechende Vereinbarung haben. Ist das nicht auch beim Karton möglich? Roland Wälter, Gemeindepräsident von Diepoldsau, verweist auf die uneinheitliche Regelung in den Gemeinden und auf alternative Möglichkeiten, Karton zu entsorgen. In Diepoldsau zum Beispiel sei es so, dass Vereine sechsmal jährlich Altpapier und Karton einsammelten. Während das Papier mit dem Kehrichtverband abgerechnet werde, bezahle die Gemeinde pro Kartonsammlung dem Verein eine Pauschale von 500 Franken. Daneben gibt es private Entsorgungsfirmen wie die Verwert AG. In Altstätten zum Beispiel sind das Moser und Thür (die für den Karton bis 10 kg eine eher symbolische Gebühr von 50 Rappen verlangen), in Diepoldsau ist es die Firma Gasser, die monatlich über 3000 Tonnen Karton bewegt. Ihr Chef Florian Gasser sagt, im Moment nehme man Karton noch gratis entgegen, obschon die «Schmerzgrenze erreicht» sei. Dass ebenfalls eine Gebühr eingeführt werde, sei je nach Preisentwicklung nicht ausgeschlossen, doch tendiere man notfalls eher zu einer moderaten Lösung nach Altstätter Vorbild. Gasser fügt hinzu: «Wir hat-ten mit Karton ja auch sehr gute Zeiten.»Klaus Appel drückt seine Verwunderung auch darüber aus, dass auf der Webseite der Verwert AG über die Kartongebühr nichts zu lesen sei, und bezeichnet sie als unverhältnismässig. Tatsächlich ist es deutlich günstiger, Karton dem normalen Hauskehricht beizugeben, als die Fünf-Franken-Gebühr zu bezahlen, was mit Blick auf unsere Umwelt genauso wenig sinnvoll sei wie lange Staus. Gert Bruderer

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