Kunstturnen Am Samstag dominieren im Mehrkampf der Junioren (P5) die französischen Nationalturner. Die Einheimischen Marton Kovacs und Elia Hasler erreischen aber insgesamt drei Gerätefinals – der 15-jährige Kovacs lässt sich in Widnau gar zum St. Galler Meister krönen.Als der 23-jährige St. Margrether Manuel Kast beim Traingszentrum Widnau mit dem Kunstturnen angefangen hatte, dauerte es noch zwei Jahre bis zu Kovacs’ Geburt. Acht Jahre turnte Kast im RLZ Ostschweiz in Wil, er gehörte dem erweiterten Nationalkader an und gewann 2016 den Schweizer Meistertitel am Sprung. Danach beendete der Metallbauer seine Karriere, in deren Verlauf er auch drei Jahre als Turner in der deutschen Bundesliga engagiert war.Einsätze als Kunstturner nur noch am Rheintal-CupAm Samstag steht Kast dennoch in Turnkleidung in der Aegetenhalle. «Am Rheintal-Cup werde ich noch lange starten», sagt Kast. Wie oft er in Widnau schon angetreten ist, weiss er nicht genau: «Aber an zwei Händen lassen sich meine Einsätze am Rheintal-Cup bestimmt nicht abzählen.»An der 23. Ausgabe versucht er, sich in der «Senioren» genannten Elitekategorie am Boden und am Reck für den Gerätefinal zu qualifizieren. Er patzt in beiden Disziplinen: «Das ist die Folge davon, dass ich nicht mehr so oft trainiere, die Abläufe sind nicht eingeschliffen.» Am Reck schafft er es dennoch in den Final der Top 6, zwei vor ihm klassierte Turner traten im Final nicht mehr an.Aber am Abend wieder stürzt Kast am Gerät, das nebst Sprung und Boden zu seinen liebsten zählt – statt des erhofften Podestplatzes muss er sich mit dem sechsten Rang bescheiden.Das ist kein Drama, weil Kasts Fokus seiner zweiten Karriere im Kunstturnen gilt: Als er im letzten Jahr als aktiver Akrobat zurückgetreten ist, widmete er sich seiner Trainerausbildung. «Ich hatte schon gegen Ende meiner Karriere gemerkt, dass es mir liegt, andere Turner im Training zu korrigieren.» Und er wollte in der Sportart, die er leidenschaftlich liebt, eine neue Herausforderung annehmen: «Ich gebe mein erworbenes Wissen gerne an jüngere Turner weiter.»Die Ausbildung zum Kunstturner-Trainer mit allen Diplomen dauert sieben Jahre. Seit diesem Jahr arbeitet Manuel Kast in seinem Stammverein aber bereits als Trainer der jüngsten Wettkampfturner (P1). Er ist vom Trainingszentrum Rheintal in Widnau mit einem 40-Prozent-Pensum angestellt und absolviert die restliche Arbeitszeit in seinem angestammten Beruf in Sirnach.Für sich selbst trainiert Kast noch zweimal in der Woche. Was für andere Amateursportler ein normales Pensum ist, reicht im Kunstturnen nicht, um auch nur das Niveau zu verbessern. Aktive Kunstturner trainieren 20 bis 30 Stunden pro Woche.Das Training bestreitet Kast in der Amateurgruppe des TZ Rheintal, die es seit einem halben Jahr gibt: 13 ehemalige Turner der Widnauer Talentschmiede gehören diesem Team an. 2019 möchte die Gruppe an den Schweizer Mannschaftsmeisterschaften starten. Vor allem geht es den Ehemaligen aber darum, weiterhin ihrem Hobby frönen zu können.Manuel Kast war beim Aufbau dieser Gruppe, die ohne Trainer auskommt, federführend. Das TZ Rheintal unterstützte ihn dabei: Auf diese Weise bleiben frühere Turner dem Verein eher als Funktionäre erhalten – sei es als Trainer wie Kast, oder zum Beispiel auch als Kampfrichter.Im Kunstturnen Veteran, im Fussball noch Junior Einer von vier Kampfrichtern der Amateurgruppe ist der 18-jährige Balgacher Paavo Zünd. Er hat vor vier Jahren das Magnesium gegen seine Urteilsfähigkeit eingetauscht. Seither spielt Zünd auch Fussball beim FC Rebstein. Während der Elektroinstallateur-Lehrling nach Kunstturner-Logik bereits als Veteran gilt, läuft er beim Kicken als A-Junior auf.Drei Trainings besucht Paavo Zünd pro Woche in Rebstein, dazu kommen zwei im Turnen – für einen ehemaligen Kunstturner kein enormer Trainingsaufwand.Viermal pro Jahr steht Zünd als Kampfrichter im Einsatz. In Widnau beurteilt er am Samstag die Senioren (P6) am Pferdpauschen und am Sonntag die P4-Turner. Die Arbeit bei den älteren Turnern ist für ihn nicht wie ein Laie annimmt anspruchsvoller. «Im P6 sind wir vier Kampfrichter, dort muss ich nur auf die Abzüge achten. Im P4 dagegen muss ich auch den Schwierigkeitsgrad der Übung bewerten.»Zum Kampfrichter wurde Paavo Zünd, weil ihn das TZ Rheintal angefragt hatte: «Der Verein brauchte neue Kampfrichter, weil er nicht genügend hatte – und mir bereitet die Aufgabe Spass.»Das Gerät, das Zünd zu beurteilen hat, wird ihm jeweils zugeteilt: «Ich kann einen Wunsch äussern, aber dieser wird nicht immer erfüllt.» Oft steht er, wie am Samstag am Pferdpauschen im Einsatz – oder am Boden. Diese beiden Disziplinen hatte Paavo Zünd schon als Aktiver bevorzugt, auch als Kampfrichter behagen sie ihm eher als das Ringturnen, das er nie gemocht hat.Ganz selten kommt es vor, dass Paavo Zünd wegen eines Einsatzes als Kampfrichter einen Fussballmatch mit den A-Junioren des FC Rebstein verpasst, an diesem Wochenende war das der Fall: «Priorität hat das Kunstturnen», sagt Zünd. Er versucht aber möglichst, diese Terminkollisionen zu vermeiden: «Wenn ich schon im Fussball die ganze Woche trainiert habe, möchte ich am Sonntag jeweils auch spielen.»Vielleicht turnt Paavo Zünd auch wieder mal – nicht nur mit der Amateurgruppe. Ein Start von ihm am 24. Rheintal-Cup ist möglich. Sein Kollege Manuel Kast lacht, als er darauf angesprochen wird: «Paavo hat’s wieder richtig reingezogen.»Ranglisten des 23. Rheintal-Cups