13.05.2021

Karin Streule: «I daar e betzeli loschtig sii»

Erster Live-Auftritt vor Publikum nach rund 500 langen Tagen im Lockdown.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Für die Innerrhoderin Karin Streule und ihre vier «Manne» war es wirklich fast so etwas wie ein Befreiungsschlag und tatsächlich auch ein Grund zum «Loschtigsii». Ihr letztes öffentliches Konzert gaben sie im Januar 2020 – und nun dürfen sie wieder. Eingeladen in die Mehrzweckhalle Bünt hatte das Kulturforum Berneck. Und damit die Besucherzahlbeschränkung eingehalten werden konnte, haben Karin Streule, Gesang, Akkordeon und Gitarre, Niklaus Mäder, Bassklarinette und Klarinette, Mirco Häberli, Kontrabass, Andriu Maissen, Schlagzeug, und Andy Gabriel, Violine, das Konzert gleich zwei-mal gegeben: um 18 Uhr und um 20 Uhr.«Ich weiss gar nicht, ob wir das überhaupt noch können», meinte Karin Streule bei der Begrüssung. Natürlich in breitestem Appenzeller Dialekt. Und dann bewiesen die fünf gleich schon beim ersten Lied: Sie können es noch! Mit «Gang rüef de Bruune» erklang eine musikalische Perle, so richtig im typischen Karin-Streule-Sound. Urchige Appenzellerlieder, die bekannt sind, aber nicht so, wie sie das Publikum kennt. Aus dem Original entwickelt die junge Sängerin und Komponistin immer wieder neue Variationen, Jodel und Zäuerli, aber auch überraschende, witzige und freche Texterweiterungen. Das bekannte Locklied für Kühe wird zum Locklied des Melkers für die Magd – zum «Schmüüsele».Temporeich, fetzig, unterhaltsamStilistisch gestaltet Karin Streule aus den traditionellen Heimatklängen stets etwas Neues. Und trotz der stark vom Jazz beeinflussten Bearbeitungen bleiben die Lieder unverwechselbar im traditionellen Klang der Appenzeller Volksmusik verwurzelt. Das ist es wohl, was das Konzert von Karin Streule und ihrer Band so einmalig und unverwechselbar macht: Die eigenständigen Interpretationen der Melodien und Texte, die aus dem eigenen Erleben geschaffenen, verblüffend neuen Variationen des alten Brauchtums.Dabei besingt sie auch immer die Natur, die «Schöni Wölt», aus der die Musikerin ihre Kraft schöpft. Sie liebe das Engadin, den Alpstein, den Vierwaldstättersee, verrät sie. Sie sei überall dort gerne «wos Böim het und Blueme». Und das hört man deutlich aus ihren ausdrucksstarken Liedern.Aber nicht nur die Komponistin und Sängerin Karin Streule begeistert die Zuhörer. Die begleitenden Instrumentalisten haben alle vier einen grossen Anteil am Erfolg der Band. So zum Beispiel der Klarinettist Niklaus Mäder, der die Sängerin mit grossartigen Jazzimprovisationen bereichert. Oder der temperamentvolle Geiger Andy Gabriel, der immer wieder den Rhythmus mit seinen Füssen auf den Bühnenboden stampft und damit an den irischen Folkton anknüpft.Mit diesem Konzert hat das Kulturforum Berneck einen gefälligen Wiedereinstieg ins dörfliche Kulturleben ermöglicht.Max Pflüger

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