26.03.2019

Karfreitag und Ostern zugleich

Am frühen Sonntagabend lud der Konzertzyklus zu einem ausserordentlichen Chorkonzert ein. Aufgeführt wurde das in die vorösterliche Passionszeit passende «Stabat Mater» von Antonin Dvořák.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Max PflügerRund 120 Aufführende, die Chorakademie Vorarlberg und das Orchester Sinfonietta Vorarlberg sowie die Solisten Tünde Szaboki, Sopran, Szilvia Vörös, Mezzosopran, Leonardo Navarro, Tenor, und Apostol Milenkov, Bass, interpretierten unter der Leitung von Domkapellmeister am Wiener Stephansdom Markus Landerer das «Stabat Mater dolorosa – es stand die Mutter schmerzensreich» von Antonin Dvořák (1841 bis 1904). Das mittelalterliche Gedicht eines unbekannten Dichters schildert den Schmerz der Gottesmutter unter dem Kreuz Christi. Der romantische Komponist verharrt in seinem grandiosen Werk nicht in Schmerzen und Klagen, sondern öffnet sich auch immer der Hoffnung auf ­Erlösung und Auferstehung. Schmerzerfüllte Klänge lösen sich darin in gefälligen Harmonien auf. «Für mich ist so Dvořáks ‹Stabat Mater› Karfreitag und Ostern zugleich», meinte darum der Präsident des Altstätter Konzertzyklus, Hanspeter Küng, in seiner Begrüssung. Imposant und lebendig zeichnete die grosse Klangfülle der Menge an menschlichen Stimmen und Instrumenten diese Vielzahl an Empfindungen nach. Dem Dirigenten gelang es, vor dem passend zum religiösen Inhalt des Werkes violett verhüllten Altarbild ein dynamisch reich gestaltetes, eindrückliches Bild zu vermitteln. Und damit wurde das sonntägliche Konzerterlebnis zu einem einheitlichen, optisch und akustisch stimmigen Musikerlebnis. Von den ersten, wehklagenden, schmerzensreichen und schon fast unheimlich wirkenden Orchesterklängen bis hin zum jubilierenden «dass der Seele verliehen werde, des Paradieses Herrlichkeit» reichte die Palette der Klangwelten und gipfelte im herrlichen Schlusspunkt: im vielstimmigen «Amen». In diesen Schlussgesang stimmten gleichsam alle Welten und alle himmlischen Heerscharen mit ein. Dazwischen gestaltete das Werk immer wieder inbrünstig empfundene Bitten des gläubigen Christen: «Fac! – Mach!» Mach, dass ich mit dir unterm Kreuz stehe, dass ich mitleide am Tod Christi, dass ich deine Qualen teil. Und versöhnlich: Mach, dass mich sein Kreuz bewahre, dass ich durch den Tod Christi geschützt und durch seine Gnade begünstigt werde. Wohlverdient waren nach dem Musikgenuss die minutenlang gespendeten, stehenden Ovationen. Die Musiker verdankten diesen Applaus nicht mit einer Zugabe. Dem zwölfstimmig gesungenen «Amen» war wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.