12.04.2019

Kandidaten für sämtliche Vakanzen

Das Dorf steht unter Schock. Die Informationsversammlung des Bezirks vom Mittwochabend begann mit einer Schweigeminute für den plötzlich verstorbenen Landesfähnrich Martin Bürki. Über eine Nachfolgeregelung wurde nicht gesprochen.

Von Rolf Rechsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
Rolf RechsteinerAus Rücksicht auf die Landammann-Kandidaten und den sichtlich aufgewühlten Landammann Daniel Fässler, der mit dem Verstorbenen die Landsgemeindegeschäfte hätte vorstellen sollen, wurde das Programm umgestellt. Die Gäste aus Appenzell erhielten Vorrang und durften sich nach ihrer Präsentation verabschieden. Stimmfreigabe für Landammann-WahlRoland Dähler, Bruno Huber und Lorenz Gmünder erhielten Gelegenheit, ihre persönliche Situation zu schildern und kurz ihre Motivation zu umreissen. Die erste Frage aus der Runde galt – wie nicht anders zu erwarten – ihrer Haltung zum Windkraftprojekt Honegg-Oberfeld. Roland Dähler, der ein Software-Unternehmen im Energiebereich führt, bekannte sich klar zu den erneuerbaren Energien. Man müsse die Entwicklungen im Wissen um die drohende Stromlücke vorantreiben. Bezüglich Windkraft habe er zwei Seelen in seiner Brust, weil er die Argumente beider Lager kenne. Er nannte ein Beispiel im Entlebuch, wo es gelang, die Anrainer für ein Windparkprojekt zu gewinnen. Wo dies nicht der Fall sei, stehe immer ein langer Prozess bis zur allfälligen Realisierung bevor.Lorenz Gmünder nannte die Situation «aktuell schwierig», weil eine Abstimmung mit den Nachbarkantonen fehlt und die Distanz zu bewohnten Liegenschaften sehr klein sei. Er bedauerte, dass die Diskussion auf politischer Ebene nicht geführt wurde, bevor private Investoren sich ins Zeug legten. Die Suche nach Akzeptanz sei nun vorrangig.Bruno Huber pochte auf Eigenerzeugung von Energie als Teil der gesellschaftlichen Verantwortung. Er sei für die Nutzung der Windkraft und be­fürworte die Prüfung auch eines Alternativstandortes im inne­- ren Landesteil. Abgesehen von Photovoltaik sei das Potenzial an erneuerbaren Energien begrenzt in Innerrhoden, fügte er an. Ein Flusskraftwerk Sitter, das die Feuerschaukommission (Huber war Mitglied) gemeinsam mit den SAK planten, sei an Widerständen gescheitert.Fragen zu den BauprojektenBefragt wurde das Trio auch zur finanziellen Situation des Kantons mit Blick auf die kostspieligen Bauprojekte. «Was hat Oberegg davon?», lautete die Frage. Die Kandidaten vertrauen darauf, dass die Mittel ausreichen, um Steuererhöhungen zu umgehen. Roland Dähler und Bruno Huber meinen, dass eine vorübergehende Fremdverschuldung kein Unglück sei. Kein Kanton könne es sich leisten, notwendige Investitionen erst dann zu tätigen, wenn sie aus Eigenmitteln finanziert werden können. Lorenz Gmünder fügte an, man müsse zügig vorwärtsmachen. Oberegg werde bei all diesen Überlegungen nicht vergessen, wurde gesagt. Wie in Oberegg üblich, wurden keine Parolen gefasst. Seitens der Arbeitnehmer wurde Stimmfreigabe empfohlen mit dem Hinweis, dass die AVA Bruno Huber unterstützt. Wie eingangs erwähnt, übernahm ­Daniel Fässler die Erläuterung der Landsgemeinde-Vorlagen im Alleingang, nachdem er seine Motivation zum Wechsel in den Ständerat erläutert hatte. Der Kanton stehe gut da, betonte er. Die Schwerpunkte seines Referats lagen bei der Einführung des Öffentlichkeitsprinzips im Datenschutz-, Informations- und Archiv­gesetz (Diag), bei der ­Neuordnung der Justizaufsicht mit Einführung einer externen Fachkommission, die Einblick in die Verfahren haben wird, und bei der SP-Initiative «Versorgungs­region Säntis im Gesundheits­wesen», die ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung empfohlen wird.Abschied und KandidatenkürInteressieren mussten auf Bezirksebene die Gesamterneuerungswahlen, die am 19. Mai an der Urne getätigt werden. Bezirkshauptmann Hannes Bruderer verabschiedete zunächst zum Teil langjährige, vom Volk gewählte Amtsträger und Funktionäre (siehe Bildlegende). Dann präsentierten die Oberegger Gruppierungen – Gewerbeverein, Arbeitnehmer und Bauern – ihre Wahlvorschläge. Kampfwahlen wird es erneut nicht geben; erfreulicherweise konnte aber für jede Aufgabe eine Anwärterin/ein Anwärter präsentiert werden. Zuerst sei der Interessent für das Bezirksgericht erwähnt: Mit Vincenzo Del Monte (*1994) stellt sich ein junger Jurist (Master 2018) zur Verfügung – ein Lichtblick auch für das Gremium.Bezirksräte wurden nominiertAls neue Bezirksräte wurden der Sportmediziner André Dietschi und Malermeister Beat Sonderegger nominiert. Matthias Rhiner übernimmt als Bezirksrat das Schulpräsidium. Im Grossen Rat sollen Bezirksrat Erol Ademi und der Unternehmer Elias Tob­ler (Büriswilen) Einsitz nehmen. Ralf Nussmüller und Martin Breu wollen in der RPK mitwirken, Silvia Blatter ist als Vermittler-Stellvertreterin vorgeschlagen. Diese Namen werden auf den Wahlzetteln vorgedruckt. Alternativen sind möglich; man kann streichen und andere Personen einsetzen. Für die Gewählten gilt Amtsantritt am 1. Juni.

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