Für die Stimmberechtigten ist die Ausgangslage luxuriös. Für die fünf Kantonsratssitze kandidieren in Heiden am 17. März sieben Kandidierende – vier bisherige und drei neue. Diese Konstellation birgt Brisanz, denn Gemeindepräsident Gallus Pfister (FDP) greift offen den Sitz von Werner Rüegg an, der im März 2017 in den Kantonsrat gewählt wurde. Für sein Ansinnen musste er diese Woche am überparteilichen Podium der Lesegesellschaft Bissau Kritik einstecken. «Ich erwarte, dass der Gemeindepräsident 100 Prozent für die Gemeinde arbeitet», sagte einer der rund 80 Anwesenden im Saal des Hotels Linde. Er habe zudem kein Verständnis, warum ein fähiger Kantonsrat rausgeekelt werden soll.
Pfister verteidigte seinen Entscheid. «Heiden braucht einen Vertreter des Gemeinderates im Kantonsrat», antwortete er auf eine Frage von Moderator Peter Gut. Bereits sein Vorgänger Norbert Näf sei im Kantonsrat gewesen, ohne dabei die Gemeinde zu vernachlässigen. Es gehe ihm nicht um die Person Werner Rüegg. Dieser sei jedoch vor zwei Jahren als Gemeinderat ins Kantonsparlament gewählt worden, gehöre heute aber nicht mehr der Gemeindeexekutive an, gab Pfister zu bedenken. Spannende Arbeit in
den Kommissionen
Die bisherigen Heidler Kantonsrätinnen und Kantonsräte wiesen auf ihre Erfahrungen und Erfolge im parlamentarischen Alltag hin. Als Mitglied einer kleinen Fraktion gehöre sie bei Abstimmungen oft zu den Verlierern, sagte Annegret Wigger (SP). «Wichtiger ist aber, dass es im Rat überhaupt Pro und Kontra zu einer Vorlage gibt.» Wigger, die der Staatswirtschaftlichen Kommission angehört, will künftig Vorlagen vermehrt unter volkswirtschaftlichen Aspekten bewerten, damit die betriebswirtschaftliche Sichtweise nicht dominiert. Als Beispiel nannte sie die Bahnlinien, welche vor einer ungewissen Zukunft stehen. In diesem Bereich möchte auch Rüegg sein Wissen einbringen. Das trifft zudem auf die Energiepolitik zu. Rüegg ist Präsident der Energiestadt - Region AüB.
Sein Kantonsratskollege Alexander Rohner wiederum ist innerhalb der SVP-Fraktion für die Ressorts Gesundheit und Soziales zuständig. Als weiteres Interessensgebiet nannte er die Finanzpolitik. «Abgesehen davon gefällt es mir, in Kommissionen mit Leuten aus allen Parteien nach Lösungen zu suchen», sagte Rohner. Diesen Aspekt der Kantonsratsarbeit betonte auch Hannes Friedli. Der SP-Politiker setzte sich in den vergangenen Jahren unter anderem für den Erhalt des Spitals Heiden und für die Abstimmung, ob die Verfassung revidiert werden soll, ein. Die zwei neuen Kandidatinnen begründeten ihre Motivation unterschiedlich. Der Kanton sei ihr ans Herz gewachsen, sagte Susann Metzger, die vor 14 Jahren vom Rheintal ins Vorderland zog. «Ich will nun auch auf Kantonsstufe mitentscheiden.» Die Heidler Schulpräsidentin wird sich bei einer Wahl den Parteiunabhängigen anschliessen. Linke Freisinnige mit
SRG-Hintergrund
Monika Gessler dagegen positioniert sich am linken Flügel der FDP. Politik sei ein fester Bestandteil ihres beruflichen Alltags. Die 43-Jährige ist Fachspezialistin Verein und Gesellschaft im Zentralsekretariat der SRG SSR in Bern. Als FDP-Geschäftsführerin habe sich zudem die Abläufe im Kantonsrat kennen gelernt. «Damals stand für mich fest, dass ich mal Kantonsrätin werden will.» ZweittextPunktsieg für Reutegger im Vorderländer-Quiz
Wahlen: Im Vorfeld des Podiums stellten sich Yves Noël Balmer (SP) und Hansueli Reutegger (SVP) den Anwesenden vor. Letzterer entschied das Quiz mit Fragen zum Vorderland knapp für sich. Beide Regierungsratskandidaten zeigten Verständnis für die Ängste dieser Region, politisch ins Abseits zu geraten. Emotional könne er das nachvollziehen, sagte Reutegger. «Ich frage mich aber, was man sich von einem Regierungsrat aus der eigenen Gemeinde denn konkret erhofft.» Ähnlich argumentierte Balmer. Er verstehe die Angst vor einem Regierungsrat mit nur Hinterländer Mitgliedern. Letztlich gebe es aber wenige Geschäfte, die nur eine Gemeinde betreffen würden, gab Balmer zu bedenken. Als Beispiel nannte er den Bahnhofskreisel Herisau, der im laufenden Jahr im Kantonsrat beraten wird. Nur geringe Unterschiede gibt es zwischen den beiden Kandidaten bei der Frage, wo sie im Kanton Handlungsbedarf sehen. Für Reutegger ist dies in erster Linie in der Gesundheitspolitik der Fall. Dies betonte auch Balmer, wobei für ihn der Fokus auf kantonsübergreifenden Lösungen liegen sollte. Er erwähnte zudem, wie sein Kontrahent, die Energiepolitik. In Ausserrhoden gebe es ein grosses ungenutztes Potenzial an erneuerbaren Energien, sagte Balmer. (cal)