25.01.2021

Kampf um die alten Kampfflieger

Vereinsmitglieder und das FFA-Museum seien beim Verkauf der Hunter-Flugzeuge übergangen worden.

Von Raphael Rohner
aktualisiert am 03.11.2022
In Altenrhein herrscht dicke Luft: Der Verein Fliegermuseum Altenrhein hat kürzlich zwei alte, noch flugfähige Schweizer Kampfflugzeuge vom Typ Hawker Hunter ins Ausland verkauft. Während sich der Vereinspräsident des Fliegermuseums, Daniel Affolter, zufrieden gibt mit dem Verkauf für mehrere hunderttausend Franken, gehen die Wogen bei den Mitgliedern des Vereins hoch. Man habe sie nur am Rand über den Verkauf informiert. «Die haben unsere Arbeit von über 25 Jahren verscherbelt. Für Flieger, die uns die Armee geschenkt hat, um sie für die Nachwelt zu erhalten – eine riesige Frechheit.»Das sagen mehrere Mitglieder, einstimmig. Es sei alles hinten herum gemauschelt worden, sagt ein weiteres Mitglied, das anonym bleiben möchte: «Wer verkauft denn bitte ein Stück Schweizer Geschichte ins Ausland? Das war ein grosser Fehler und den können wir so nicht tolerieren.» Einige enervierte Mitglieder seien bereits in Gesprächen mit Politikern. Sie fragen sich, ob der Verkauf der Flugzeuge überhaupt rechtens sei.Ärger zwischen den beiden MuseenDer Verkauf der Hunter löst auch eine Hangartüre weiter Entrüstung aus. Man sei beim Verkauf der Flieger übergangen worden. Erst als der Deal praktisch über dem Tisch war, sei man mit «illusorischen Preisvorstellungen» rüber gekommen. «Wir als Museum haben einfach nicht die Ressourcen, alle Flugzeuge aufzukaufen», deutet der Museumsdirektor vom Flieger und Fahrzeugmuseum (FFA) Bernhard Vonier an. Das FFA hat eine Kampagne gegen den Verkauf der alten Kampfflieger lanciert. Der eine, in den Farben der Patrouille Suisse lackierte Hunter, wartet auf seine Weiterverwendung im Ausland als Zielflugzeug. «Das ist definitiv kein würdiges Ende für einen solchen Jet», sagt Vonier. Die Hunter Flugzeuge seien immer das Highlight der Besucher. «Der Vorstand des Vereins FMA ist auch nicht interessiert, den Ansprüchen eines modernen Museums Genüge zu tun. Es geht schlicht nur um Hangarfläche für Flugzeuge, die durch ausgewählte Piloten geflogen werden – darunter Vorstandsmitglieder des FMA. Dabei könnte ein Konsens geschaffen werden, wenn man die Mitglieder einbeziehen würde und das Museumsprojekt im Vordergrund stünde», ergänzt Vonier.Kein schlechtes Gewissen, was Verkauf angehtDie Fronten zwischen den beiden Museen in Altenrhein sind unterdessen verhärtet. Daniel Affolter, Vereinspräsident des FMA, weist die Vorwürfe von sich: «Wir haben kein schlechtes Gewissen, was den Verkauf der Flieger angeht. Als Vorstand dieses Vereins haben wir die operative Führung und müssen die Mitglieder nicht fragen, was wir kaufen oder verkaufen.» Es sei nun mal so, dass die Flieger enorme Summen kosten und man irgendwann eine Möglichkeit suchen müsse, Gelder zu beschaffen. Es sei ihm und dem Vorstand nicht leicht gefallen, die geschichtsträchtigen Flieger zu verkaufen. Die Kampagne gegen den Verkauf sei ein Witz, sagt Alffolter: «Wir haben Bernhard Vonier von Anfang an das Vorkaufsrecht gegeben, doch er wollte die Flieger nicht. Er hat uns sogar geraten, sie zu diesem Preis ins Ausland zu verkaufen.» Die Kampagne diene nur dazu, die Mitglieder des Vereins gegen den Vorstand aufzustacheln.Ein regelrechtes Hick-Hack ist zwischen zwei Museen entstanden, die ursprünglich eins hätten werden sollen. Während der Vorstand des FMA die Absicht hat, möglichst viele Flugzeuge weiterhin zu fliegen, hegt man beim FFA die Absicht, einen Museumsbetrieb auf höchstem Niveau zu gewährleisten. Fliegerfans bezeichnen die Situation zwischen den beiden Museen passend als «Luftkampf», der sich für alle Beteiligten negativ auswirken könnte. Man sei nicht gewillt, einen Kompromiss zu finden. Für den Erhalt der Flugzeuge sei es zu spät, sagt Affolter: «Die Tinte der Verträge ist trocken, die Flieger gehen weg. Da gibt es nichts mehr zu rütteln.»Für die Mitglieder des Vereins FMA und die Betreiber des FFA ist klar: Die Hunter sollen in Altenrhein bleiben, die Verkäufe rückabgewickelt werden.

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