Die unerfreuliche Neuigkeit hat das kantonale Landwirtschaftsamt mitgeteilt. An drei Standorten ging das Tier in die Falle – in Kriessern, Diepoldsau und Buchs.Im August war der Maiswurzelbohrer im Kanton Schwyz entdeckt worden, schon früher hatte er das Tessin erreicht, nun ist er erstmals auch im St. Galler Rheintal zu Hause.Die Fangzahlen beziffert das Landwirtschaftliche Zentrum Salez mit 56 pro Falle in Kriessern, 29 in Buchs und 20 in Diepoldsau.Nicht wieder Mais auf gleichen FlächenDie wichtigste Massnahme im Kampf gegen den Maiswurzelbohrer, der grosse Schäden anzurichten imstande ist, hat der Kanton bereits verfügt: In 27 St. Galler Gemeinden ist es nächstes Jahr verboten, Mais auf Flächen anzupflanzen, auf denen schon dieses Jahr Mais wächst. Im Rheintal ist es das Gebiet von Lienz bis St. Margrethen. Aber auch für die Gemeinden Rapperswil-Jona, Schmerikon, Eschenbach, Uznach, Gommiswald, Kaltbrunn, Benken, Schänis, Wartau, Sevelen, Buchs, Grabs, Gams und Sennwald gilt das Verbot.Der Käfer hinterlässt im Herbst seine Eier in bestehenden oder schon abgeernteten Maisfeldern. Die im Frühjahr oder Frühsommer schlüpfenden Larven fressen die Wurzeln der Maispflanze. Weil die Larve auf Mais angewiesen ist, «lässt sich mit einer Fruchtfolge eine geeignete Bekämpfungsstrategie gegen den Käfer führen», wie das kantonale Landwirtschaftsamt auf seiner Homepage erklärt.Den Käfer wird man kaum mehr losSchlimmer wäre der Maiswurzelbohrer westlich von St. Gallen, denn im Fürstenland spiele der Futterbau eine noch grössere Rolle. Das sagt Rolf Künzler, der Leiter der Fachstelle Pflanzenschutz am Landwirtschaftlichen Zentrum Salez. Während Ackerbaubetriebe von dem Schädling weniger betroffen sind, kann er reinen Futterbaubetrieben, die Mais pflanzen, ernsthafte Sorgen bereiten.Der Lüchinger Landwirt Peter Eugster, der in aufeinanderfolgenden Jahren Mais wachsen lässt, äussert sich so: Wenn man einen Käfer erst mal habe, werde man ihn nicht mehr los, bei einer Pflanzenkrankheit wie dem Feuerbrand sei es dasselbe.Der Widnauer Peter Nüesch, der den St. Galler Bauernverband präsidiert, sieht es ebenso. Der Maiswurzelbohrer werde sich gewiss nicht ganz ausrotten lassen, das müsse man realistisch sehen.Eine Ausrottung sei schon deshalb nicht möglich, weil es den Schädling in den umliegenden Ländern schon gebe, sowohl in Vorarlberg als auch im süddeutschen Raum.Doch anders als bei uns gilt der Maiswurzelbohrer auf österreichischer Seite (wie überhaupt in der EU), wo seine Verbreitung weit fortgeschrittener ist, seit 2013 nicht mehr als ein so genannter Quarantäneorganismus. Das bedeutet, Vorarlberg kennt keine Vorschriften für seine Bekämpfung, sondern muss sich mit Empfehlungen begnügen. Dort haben die Landwirte mit diesem Schädling bereits leben gelernt.Vom Landwirtschaftsamt war der Chef zur StelleDiesseits des Rheins ist klar: Die Käferbekämpfung, die für Hauptbetroffene mit einem ansehnlichen Zusatzaufwand verbunden sein dürfte, ist wichtig. Der Maiswurzelbohrer war gestern Abend auf Eugsters Hof eines der vorrangigen Themen; hier fand nicht allein wegen des Käfers ein gross angelegter Weiterbildungs- und Diskussionsanlass statt.Landwirte aus dem ganzen Tal kamen in Lüchingen zusammen, schätzungsweise etwa hundert Bauern und Interessierte, unter ihnen nicht nur Peter Nüesch. Vom Landwirtschaftlichen Zentrum war die in Lüchingen lebende Martina Aeschbacher zugegen, die bei der Fachstelle Pflanzenschutz für den Ackerbau zuständig ist. Das kantonale Landwirtschaftsamt war durch Bruno Inauen in Lüchingen vertreten – und somit den Chef höchstpersönlich. Trotz grösseren Befalls noch «deutlich unter Schadschwelle»Vorarlberger Besuch. Auch aus dem Vorarlberg war zum gestrigen Anlass auf Peter Eugsters Hof jemand gekommen: Christian Meusburger, der bei der Landwirtschaftskammer Vorarlberg für Pflanzenschutz und Ackerbau zuständig ist. Für Meusburger ist der auf Schweizer Seite erstmals aufgetretene Maiswurzelbohrer längst kein Unbekannter mehr, den im Vorarlberg ist er seit Jahren zu Hause.Auf zwei Arten werde der Mais von dem Käfer geschädigt, erklärt Meusburger. Einerseits fressen die Larven die Wurzeln des Maises, andererseits verspeist der fliegende Käfer die Narbenfäden, die von der Spitze des Kolbens herunterhängen. Diese Fäden sind dazu da, die Pollen aufzufangen. Frisst nun der Käfer die Fäden, findet keine Befruchtung statt und der Mais wird praktisch nutzlos.Was dramatisch tönt, scheint letztlich halb so wild zu sein. Jedenfalls sei man in Vorarlberg trotz hier schon deutlich grösseren Befalls «noch weit unter der Schadschwelle», sagt Meusburger. Der Mais pflanzende Bauer spüre noch keine gravierenden Auswirkungen.Die Fruchtfolge, wie der Kanton St. Gallen sie auf Schweizer Seite nach der Entdeckung des Schädlings verfügt hat, hält der Vorarlberger Agrarfachmann für richtig. Allerdings ist das in der Schweiz rigorose Vorgehen gegen den Maiswurzelbohrer für die Betroffenen einschneidender, denn Anbauflächen lassen sich unter Umständen nicht so leicht anders gebrauchen.Ein besonderer Dorn im Auge ist der Schädling Sven Studer, der für die KWS Swiss SA tätig ist, einen Samenproduzenten, der nun eine Umsatzeinbusse befürchtet. Das Unternehmen hat in der Schweiz rund 150 Hektaren zur Verfügung, davon gut ein Drittel zwischen Buchs und Bad Ragaz. (gb)