16.05.2019

Kalter Frühling bremst Vogelbrut

Die tiefen Temperaturen der letzten Tage und Wochen sind dafür verantwortlich, dass weniger Insekten fliegen. Dies führt dazu, dass viele Vogelarten ihre Jungen derzeit nicht satt bekommen.

Von Jessica Nigg
aktualisiert am 03.11.2022
Dass trotz fortgeschrittenem Frühling immer noch so wenige Insekten durch die Luft schwirren, mag viele Menschen freuen, da sie sich nicht mit den «Plagegeistern» herumärgern müssen. Für viele Tiere fehlt damit aber die Lebensgrundlage. So zum Beispiel für Schwalben, die sich nach ihrer Rückkehr aus dem Süden in vielen Ställen und anderen geeigneten Orten für die Brut eingerichtet haben. Loslegen konnten sie mit der Fortpflanzung bislang allerdings noch nicht so richtig. «Die Schwalben sind da, aber sie sind geschwächt. Sie sind des Öfteren, nach der Jagd, auf den Sandbänken im Rhein ruhend zu sehen», erklärt Edith Altenburger, Obfrau Natur- und Vogelschutz Buchs-Werdenberg. Die einzige Möglichkeit an Futter zu gelangen  Sie hat beobachtet, dass sich die Brut verzögert. «Durch die Kälte gibt es einen weiteren Insektenmangel. Momentan sind die Schwalben über Gewässern, beispielsweise am Rhein und am Werdenbergersee, einheimischen Sträuchern und Magerwiesen zu sehen.» Für Schwalben und andere Vogelarten sind Insekten die einzige Möglichkeit an Nahrung zu gelangen – das verzögert die Brut. «Neben dem geeigneten Neststandort führt nur genügend Nahrung zu einer erfolgreichen Brut», weiss Edith Altenburger.  Rauchschwalben brüten ein- bis dreimal pro Jahr. Ist es kalt, kann diese Vogelart ihre Brut hinausschieben. Dennoch hat eine Verzögerung Auswirkungen auf die Population. «Die Verzögerung der Brut durch Nahrungsmangel ergibt natürlich einen reduzierten Bruterfolg», erklärt sie. Von der anhaltend kühlen Witterung sind auch andere Vogelarten betroffen. Zum Beispiel der Höckerschwan. So verlor allein das Brutpaar vom Werdenbergersee drei Küken, weil diese noch in ihren Eiern erfroren sind.Wie sich der kühle Frühling auf die bereits brütenden Arten auswirke, werde man erst zu einem späteren Zeitpunkt beurteilen können, erklärt Altenburger weiter. Nämlich dann, wenn die Jungen ausfliegen und man die Anzahl der überlebenden Jungtiere mit den Vorjahren vergleichen kann. Für einige Vogelarten, die sowieso schon stark bedroht sind, wirken sich solche witterungsbedingten Erschwernisse besonders stark aus. Zum Beispiel beim Neuntöter. «Über diesen Vogel konnten heuer bislang nur wenige Meldungen auf der Vogelmeldeplattform Ornitho eingetragen werden», erklärt sie.  Auch die seltenen Wiedehopfe haben wegen des Mangels an Grossinsekten zu kämpfen. «Es ist ein grossflächiges Phänomen», so Altenburger.Als Laie kann man diesen Vogelarten nur indirekt helfen. Nämlich, indem man die Biodiversität mit Blumenwiesen und einheimischen Sträuchern fördert und als Konsument regionale, saisonale Produkte einkauft. «Jeder einzelne sollte für Nachhaltigkeit sorgen. Wo Insekten sind, ist Leben», so Edith Altenburger. Störche kommen mit Kälte klar Für die Störche in der Region ist der frische Frühling bislang offenbar kein Problem. Dies erklärt Reto Zingg, «Storchenvater» und Geschäftsführer des Vereins Rheintaler Storch: «Es war zwar kalt, aber auch relativ trocken. Das vertragen die Jungtiere besser als nasskaltes Wetter.» Sie seien zudem derzeit noch so klein, dass sie von ihren Eltern überdeckt und damit vor der Kälte geschützt werden könnten, so Zingg. «Nun hoffen wir, dass im Juni keine Schafskälte mehr kommt.» Informationen über Vorkommen und Sichtungen gibt es unter www.ornitho.ch. 

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