Wegen Corona entfällt die Präsentation der Projektarbeiten in diesem Jahr. Den Brunnen sieht deshalb nur, wer bei Löhrers Garten vorbeikommt.Hier ist ein 300-Liter-Tank in der Erde versenkt. Mit Hilfe einer Tauchpumpe wird das Dachwasser als Brunnenwasser genutzt.Wenige Tipps waren die einzige HilfeDer Jugendliche, der den Unterricht im Altstätter Wiesental- Schulhaus besucht, beginnt im Sommer mit der Forstwartlehre. Als Sohn eines Schreiners ist er mit Holz aufgewachsen. Die Beziehung zum Wald hat sein Onkel Magnus Löhrer gefördert. Dem Landwirt am Altstätter Gätziberg und Verwaltungsratsmitglied der Rhode Gätzi-Warmesberg hilft Justin Löhrer seit zweieinhalb Jahren fleissig bei Arbeiten im Wald, wobei er oft mit der Motorsäge beschäftigt ist.Den Brunnen hat der Jugendliche von A bis Z selbst gemacht. Ein paar hilfreiche Tipps des erfahrenen Altstätter Hobbysägers Bruno Städler sowie etwas Fachliteratur genügten, damit Justin Löhrer sein Kunstwerk erschaffen konnte. Von Bruno Städler bekam er zudem ein Rundhobelmesser ausgeliehen, das – an der Motorsäge befestigt – zur Innenbearbeitung des Brunnentroges diente. 170 Stunden hat der Jugendliche aufgewendet. Er plante, organisierte das Holz, fällte selbst den benötigten Baum (den ihm die Rhode Gätzi-Warmesberg kostenlos überliess) und begann mit dem Steinbock.Wasserleitung durch SteinbockZuerst wurden Kopf und Rücken angezeichnet, später Beine und Bauch, bis nach und nach das Tier aus Holz seine Gestalt erhielt und der junge Carving-Künstler frei mit der Endbearbeitung beschäftigt war. Erst dann entstand der Brunnentrog, entgegen der ursprünglichen Absicht, als eigenständiges Teil. So liesse sich der Steinbock auch verschieben, sollte dies einmal gewünscht sein.Das Anspruchsvollste war die Wasserleitung. In den Steinbock bohrte Justin Löhrer drei Löcher. «Die Leitung zu ziehen, war sehr herausfordernd», sagt er erleichtert – jetzt, wo er diese heikle Mission geschafft hat, alles wunschgemäss funktioniert und das Wasser aus dem Mund des Steinbocks in den Trog fliesst. Die in die Tierfigur gebohrten Löcher wurden mit kaum sichtbaren Flickzapfen gestopft.Lehrer spricht von «Topleistung»Fachlehrer Urs Felber, der Justin Löhrer für die Projektarbeit als Mentor begleitete, benützt das Wort «Topleistung». Was der Jugendliche gemacht habe, sei wirklich sehr aussergewöhnlich, sowohl wegen des Arbeitsumfangs, als auch aufs technische Können bezogen.Ein Brunnentrog sei auch schon von anderen Schülern gemacht worden, aber der Steinbock als Zierde des Brunnens und die wirklich anspruchsvolle Wasserführung durch die Figur seien schlicht grossartig. Alles stimme: Die Leidenschaft fürs Projekt, die Einstellung des Schülers, seine Bereitschaft zu weit überdurchschnittlicher Leistung – und das Resultat. Noch ist die Note nicht bekannt, weil noch nicht festgelegt. Klar sind hingegen die vier Kriterien, die einen Einfluss haben. Es sind dies der Arbeitsprozess, das Ergebnis, die Dokumentation sowie die (noch ausstehende) Projektpräsentation. Unabhängig von der Meisterung der letzten Hürde liegt die folgende Vermutung nahe: An die maximale Punktzahl dürfte Justin Löhrer zumindest sehr nahe herankommen.