Gert BrudererIm Dorf soll eine angespannte Stimmung herrschen. Eine umfassende Information bzw. eine Stellungnahme der Verantwortlichen soll bislang ausgeblieben sein. Ein Scharleiter, telefonisch wegen dieser Sache kontaktiert, meint, er gebe keine Auskunft. Er stellt allerdings eine Telefonnummer in Aussicht, die denn auch postwendend zugestellt wird. Es ist eine Nummer von Jubla Schweiz. Hier gibt Anna Spiess, stellvertretende Mediensprecherin, bereitwillig Auskunft über das Vorgefallene.Einige Leiter fühlten sich plötzlich unwohlInsgesamt hätten sich 86 Personen im Lager befunden, inklusive Leiterinnen, Leiter und Küchenpersonal. Als sich ein paar leitende Personen unwohl gefühlt hätten, seien entsprechende Selbsttests durchgeführt worden. Diese hätten ergeben, dass die Betroffenen positiv gewesen seien. Gemäss internen Vorgaben sei sodann die zuständige Hotline angerufen worden. Die Kantonsärztin habe schliesslich den Abbruch des Lagers angeordnet.Aus Sicht von Eltern hatte das Problem schon vor dem Lager begonnen – insofern, als Corona nicht wirklich ein Thema gewesen sei. Es sei einzig in den Lagerinfos darauf hingewiesen worden, dass die Kinder und Jugendlichen eine unterschriebene Bestätigung ins Lager mitzubringen hätten, wonach ein Selbsttest negativ ausgefallen sei. Im Car schliesslich sollen keine Masken getragen worden sein. Das Lager fand nahe Schaffhausen statt und begann am Samstag, 10. Juli.Auf der Webseite von Jubla Schweiz ist zu Corona zu lesen: Es sollte «alles darangesetzt werden, dass nur getestete Teilnehmende» ein Lager besuchen. Jubla Schweiz weist darauf hin, dass «die Rahmenvorga-ben des Bundes gepoolte Speichel-PCR-Tests oder Antigen-Schnelltests» empfehlen. Beide Testarten würden durch den Bund bezahlt. Die Jubla unterstütze diese Empfehlung, so-fern dies organisatorisch möglich sei. Grundsätzlich sei aber auch ein Selbsttest besser, als ungetestet in ein Lager zu reisen, heisst es auf der Jubla-Webseite weiter.Elternbrief perWhatsappOb mindestens ein Leiter bereits auf der Hinreise positiv war, ist umstritten. Anna Spiess sagt, Symptome seien erst im Lager aufgetreten. Das Virus breitete sich im Jubla-Lager rasch aus. Über den Abbruch wegen infizierter Leiter bekamen die Eltern am Dienstag von den Lagerleiterinnen und -leitern einen Elternbrief per Whatsapp zugestellt. Nach Auskunft von Anna Spiess wurde «sichergestellt, dass alle Eltern die Info so schnell wie möglich erhalten haben». Die Eltern wurden über die Covid-Fälle im Lager und den bevorstehenden Lagerabbruch informiert. Auch erfuhren sie, dass die betroffenen Leitungspersonen bereits isoliert seien und es den Kindern gut gehe. Zudem wurde mitgeteilt, dass ein Car organisiert worden sei, der die Kinder und die negativ getesteten Leitungspersonen sicher nach Hause bringe.Natürlich war es den Eltern freigestellt, ob sie ihr Kind abholen oder es im Car zurückreisen lassen wollten. Die Rückreise der nicht abgeholten Kinder erfolgte am Donnerstag, 15. Juli. Am Freitagabend erhielten die Eltern eine zweite Whatsapp-Nachricht. Sie enthielt den Aufruf, sich unverzüglich testen zu lassen. Dass dies nicht längst von den Lagerverantwortlichen veranlasst worden war, ruft teils ebenfalls Unverständnis hervor. Zu Hause hatten sich vorsorglich alle in Quarantäne zu begeben. Das wurde teils als umso ärgerlicher empfunden, als manche Familien bereits Ferien gebucht hatten.Kein anderes Lager mit ähnlichem VorfallIm Nachhinein wird durch Eltern auch Selbstkritik geübt. Man hätte die vor allem auf die Eigenverantwortung ausgerichteten Vorgaben durch Jungwacht und Blauring kritischer hinterfragen und allenfalls auf eine Lagerteilnahme verzichten sollen, heisst es etwa.Das Lager der Widnauer sei das einzige, das abgebrochen werden musste, sagt Anna Spiess.