04.07.2021

Jubiläum im Zeichen der Ökumene

Die Balgacher eröffneten die Feierlichkeiten zum 500-Jahr-Jubiläum ihrer Unabhängigkeit von der Kirche Marbach.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Im Mittelalter gehörten die Balgacher zur Pfarrei Marbach. Erst 1521 weihte Abt Franz von Gaiberg (1504 bis 1529 Abt von St. Gallen) die Kapelle an der Steigstrasse zur Pfarrkirche und begründete damit Balgach als selbstständige Pfarrgemeinde. Schon sieben Jahre später erreichte die Reformation das Rheintal und gewann in Balgach zahlreiche Anhänger. Die Pfarrkirche an der Steigstrasse diente vorerst beiden Konfessionen als paritätisches Gotteshaus. Das Verhältnis der beiden Konfessionen war nicht völlig unproblematisch. Schliesslich kauften die Reformierten den Katholiken ihre Rechte an der alten Kirche ab und diese bauten sich ihr eigenes Gotteshaus, das 1826 eingeweiht wurde.In der jüngeren Vergangenheit lösten zahlreiche ökumenische Projekte das Nebeneinander immer mehr durch ein Miteinander ab. Und heute stand die gemeinsame Eröffnungsfeier zum Jubiläumsjahr «500 Jahre Kirche Balgach» ganz im Zeichen der gegenseitigen Achtung und des gegenseitigen Vertrauens. Und das nicht nur mit Worten, sondern mit Zeichen, Formen und geradezu symbolträchtigen Taten. Um 10 Uhr zog der reformierte Pfarrer Jens Mayer zusammen mit seinem katholischen Amtskollegen, Pater Gregor Sysak, und den katholischen Ministranten in seine evangelische Kirche ein. Im kurzen Teilgottesdienst überliess der Reformierte das Predigen dem Katholiken. Dann wechselte die ganze Gemeinde in einer Prozession hinüber in die katholische Kirche. Und dort hielt nun der reformierte Pfarrer den zweiten Teil der Predigt. Und beide Prediger waren sich einig: Es ist an der Zeit, die alten Gräben zwischen den Konfessionen zuzuschütten und zu überbrücken, ein jeder in seiner Art und nach seinem Glauben. Individuell, aber im Bewusstsein der gemeinsamen Wurzeln.Zwei Hälften, ein TaufbaumEine weitere Besonderheit des Tages war die Einweihung der Taufbäume in beiden Kirchen. Auch mit diesen gaben die Kirchgemeinden ein Bekenntnis zur Zusammengehörigkeit ab. Beide hat der Altstätter Holzbildhauer Markus Buschor geschaffen. Die beiden Bäume zeigen den gleichen Stamm. In der evangelischen Kirche wachsen daraus die Äste nach links, in der katholischen nach rechts. Es ist also die gleiche Eiche, die an ihren Ästen in den beiden Kirchen die frisch getauften neuen Gemeindeglieder als Früchte tragen wird.Im Anschluss an diesen in seiner Form einzigartigen Gottesdienst setzten sich Reformierte und Katholiken gemeinsam an die um die katholische Kirche aufgestellten Tische und genossen zusammen die angebotenen Getränke und die mit feinen Zutaten gefüllten Brötchen.

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