02.02.2020

Jubiläum im Stil der Zwanzigerjahre

Die Frauengemeinschaft Kobelwald feierte ihr 100-Jahr-Jubiläum. Mit Kleidung von früher und Charleston.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Einhundert Jahre ergeben ein stolzes Jubiläum, das eine grosse Feier verdient. Ein Fest, in der der Verein auf das Jahrhundert des Bestehens zurückblickte. Die Frauengemeinschaft Kobelwald tat dies am Freitagabend mit einer aussergewöhnlich begangenen 100. Jahreshauptversammlung in der Kirche. Anschliessend begingen die Frauen einen höchst amüsanten Festabend in der Kobelwalder Mehrzweckhalle.Gekleidet waren die mehr als hundert Damen des Vereins in der typischen Mode der sündigen Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Damals regierte der Charleston als Modetanz und die kurzärmeligen einteiligen Cocktailkleider der modebewussten Frau wurden immer kürzer.Mütterverein als Bruderschaft gegründetZu jener Zeit zählten im beschaulichen Kobelwald aber noch mehr die kirchlichen Werte, weshalb es 1920 zur Gründung eines Müttervereins kam. Die Mitglieder hatten genau auf die Worte des Pfarrers zu hören, die zugleich Befehl waren. Daniel Feldmann, Präsident des Kirchenverwaltungsrates Kobelwald und des Zweckverbandes in der Seelsorgeeinheit Blattenberg, liess es sich nicht nehmen, aus den Protokollen der vermeintlich guten alten Gründerzeit vorzulesen. Gekleidet war er im Gewand eines Pfarrherrn. Daniel Feldmann brachte es den lachenden Zuhörerinnen näher, dass allen Ernstes und tatsächlich der Mütterverein als Bruderschaft gegründet worden war. Der Pfarrer hatte die Sitzungen damals natürlich mit «Eine schöne Anzahl Frauen» und nicht mit den Worten «Eine Anzahl schöner Frauen» eröffnet.Erst sind es einhundert Jahre her, und doch erzählen diese Protokolle aus einer ganz anderen Welt. Aus einer Zeit, in der die Rollen der Frau in der Region noch klar als Hausfrau und Mutter definiert war. Heute ist das anders. Und so präsentierte sich auch die Frauengemeinschaft Kobelwald an ihrem Jubiläum als ein Zusammenschluss selbstbewusster Frauen. Was auch der Pfarreibeauftragte für Kobelwald und Kriessern, Armin Scheuter, in seiner Ansprache zu würdigen wusste: «Der Männerchor singt das Lied ‹Ach, die Weiber› aus der ‹Lustigen Witwe› von Franz Lehar. Eigentlich müsste es ja heissen ‹Wie die Weiber›, denn die Frauen haben ganz einfach einen anderen Stil als die Männer und ergänzen einander wunderbar. Ihr seid eine Bereicherung für Kobelwald. Behaltet eure Lebendigkeit und Anpassungsfähigkeit auch in den nächsten einhundert Jahren.»Beinahe verpasste WiederwahlIn der eingangs des Festes abgehaltenen Hauptversammlung musste Vereinspräsidentin Lilian Ammann die verdienten Vorstandsmitglieder Daniela Kob-ler, Susi Bürge und Karin Kühnis verabschieden. Zu ihren Nachfolgerinnen wurden Sarah Planchet, Martina Stieger und Marianne Kobler gewählt. Wiedergewählt wurden Maria Lohr und Daniela Mosch. Vor lauter Verabschiedungen, Wahlen und Begrüssungen verpasste es Lilian Ammann beinahe, ihre Wiederwahl als Präsidentin zu veranlassen. Dies geschah aber natürlich doch noch.Einer der Höhepunkte des gelungenen Abends war der Auftritt des Männerchors Kobelwald. Er sang für die versammelten Frauen der Gemeinde in der stil- und liebevoll festlich geschmückten Mehrzweckhalle. Wie der Seelsorger bereits angekündigt hatte, erklang die Operettenmelodie «Ach, die Weiber» und der Schweizer Hit «Ewigi Liebi». Die Männer besangen auch die widersprüchlichen Sichtweisen des angeblich stärkeren Geschlechts auf die Frauenwelt. Doch vermutlich überwiegt die «ewigi Liebi». Eine Liebe, die die Frauengemeinschaft Kobelwald allen Menschen entgegenbringt und die sich in den vielfältigen Aktionen vom Suppentag über die Themengottesdienste bis zur Unterstützung von Kindern und Senioren zeigt.Gerhard HuberHinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken.

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