Der Schweizer Meistertitel in der Kategorie «Junge Reiter» war lang ersehnt, schon seit früher Kindheit reitet Jonas Tiefenauer auf dem Gestüt Wichenstein. Die Eltern sind mit Samuel und Karin Hanselmann befreundet, die den Reitstall in Oberriet betreiben. Deren Sohn Linus Hanselmann ist ein guter Freund von Jonas Tiefenauer. Zusammen sind die beiden an die Spitze geritten, Hanselmann gewann vor drei Jahren EM-Silber und ebenfalls Silber an den nationalen Meisterschaften – eine Medaille, die Tiefenauer Anfang August in Wädenswil vergoldet hat. Und als erster Rheintaler Sportler des Jahres aus dem Pferdesport hat er nun auch lokalsportliche Geschichte geschrieben.
Jonas Tiefenauer ist bereits einen weiten Weg gegangen, bis zum erhofften Sprung ins Elite-Nationalkader ist es noch eine beträchtliche Strecke. «Im Springreiten braucht’s Zeit, um es in die Elite zu schaffen», sagt Tiefenauer, «das Gute ist, dass man diese Zeit auch erhält.» Bescheiden fügt er gleich hinzu: «Wenn ich es überhaupt schaffe ...»
Das Pferd hat er von einem Mentor bekommen
Die Voraussetzungen sind vielversprechend. Das Gestüt Wichenstein besitzt einen guten Ruf als Talentschmiede, und seit letztem Herbst hat Jonas Tiefenauer seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Der ausgebildete Zimmermann absolviert auf dem Gestüt Wichenstein eine zwei Jahre dauernde Zusatzlehre zum Pferdefachmann EFZ, genannt Bereiter. Das sind nicht gerade Profibedingungen – aber es ist eine berufliche Grundlage, die den sportlichen Fortschritt fördern kann.
Im Springreiten ist es wichtig, oft auf Pferden zu sitzen – das kann ich im Beruf, auch wenn es natürlich unterschiedliche Pferde sind.
Die 14-jährige Canna ist das Pferd, das Tiefenauer zum Meistertitel getragen hat. Ein Gönner hat ihm die Schimmelstute zur Verfügung gestellt. Der Mentor heisst Victor Maurer und kommt aus Gossau. «Ohne seine Unterstützung hätte ich meine Erfolge nicht feiern können», sagt Jonas Tiefenauer. Aber starke Pferde sind nicht der einzige Faktor, um an die Spitze zu gelangen: «Auf tieferem Niveau kann ein schwächerer Reiter mit einem guten Pferd viel herausholen. An der Spitze müssen aber Pferd und Reiter top sein, um Erfolg zu haben.»
EM-Start ist das grosse Ziel in diesem Jahr
«Tätschle und loben», ist eine Strategie, um Cannas Laune aufzuheitern. Im Training müsse die Stute manchmal eher gebremst werden. Auch Wettkampfdosierung ist ein Thema: In den Hallenspringen im Winter tritt Tiefenauer nicht mit seinem Top-Pferd an.
Die sportlichen Pläne betreffen vor allem den Sommer. Nebst der Titelverteidigung bei den Jungen Reitern möchte Tiefenauer auch an der Schweizer Elite-Meisterschaft antreten, und ein Start an der Nachwuchs-Europameisterschaft ist im Team und auch im Einzel ein verlockendes Ziel.