12.11.2020

«Jöö» könnte nach Corona enden

Tierheimbetreiber spüren die Coronamassnahmen bisher kaum. Befürchtungen gibt es aber für die Zeit danach.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Das Tierheim in Dornbirn leidet sei der Einführung der strengeren Coronamassnahmen, war kürzlich in Vorarlberger Medien zu lesen. Wegen der Zugangsbeschränkung fehle es an finanziellen Mitteln. Wie eine Umfrage zeigt, wirken sich die Massnahmen auf hiesige Tierheime jedoch kaum aus.Schon vor dem Betreten des Hundeferienheims Am Rhein in St. Margrethen wird es hinter dem Tor vielstimmig. Mit lautem Gebell wird der «Eindringling» angekündigt. Ein lautes «Hee» von Michèle Lüber, Leiterin des Hundeheims, beendet die aufgeregte Begrüssung. Hoffen, dass nicht mehr Tiere abgegeben werdenVon der Pandemie habe sie bisher im Betrieb wenig bemerkt. «Es ist nicht mehr und nicht weniger zu tun als sonst. Auch nicht bei den Tageshunden», sagt Michèle Lüber. Findelhunde oder Streuner bekommt sie nicht mehr so viele wie früher. «Das ist allerdings nicht auf Corona zurückzuführen, sondern auf den Chip, den alle Hunde tragen müssen», sagt die Tierheimbesitzerin.Sorge bereitet ihr die Zeit nach der Pandemie. «Ich hoffe, der ‹Jöö›-Effekt lässt nach Corona nicht nach. Wäre das der Fall, müssten wir uns auf viele abgegebene Hunde einstellen», sagt Michèle Lüber. Glücklich ist sie, weil «Paco» ein schönes Plätzli bekommen hat. «Nach dem Inserieren in ‹Rheintaler› und ‹Rheintalischer Volkszeitung› habe ich sehr viele Anfragen für den Hund bekommen», sagt Michèle Lüber. Die anderen zu vermittelnden Hunde schreibe sie nicht aus, weil sie gezielt erfahrenen Hundehaltern abgegeben werden sollen.Ähnlich ruhig, was abgegebene Tiere und Massnahmen betrifft, ist es beim Tierschutz Rheintal. Der Verein unterstützt eine Katzenstation, bei der Vermittlung von Hunden arbeitet er mit Michèle Lüber zusammen. «Wir haben nicht aussergewöhnlich viele Tiere bekommen oder abgegeben», sagt Nicole Rohner, Präsidentin des Tierschutzvereins Rheintal. Sorge bereitet auch ihr der Tierhandel im Internet. Sie teilt die Befürchtungen der Betreiberin des Hundeferienheims Am Rhein. «Heute kann man Hundewelpen jeder Rasse im Internet bestellen. Die oft kranken Tiere mit gefälschten Papieren werden vor die Haustür geliefert», sagt Nicole Rohner. Es sei möglich, dass ein Teil dieser Hunde im Tierheim landen, wenn sie nicht so funktionierten, wie die Halter es sich vorstellten.Nachfrage nach Tieren hat zugenommenSandra Hax ist Leiterin der Melde- und Anlaufstelle für den Tierschutzverein Appenzeller Vorderland. «Die Nachfrage nach Tieren hat zugenommen», sagt die Tierschützerin. In die Tierunterkunft Tannenhof in Walzenhausen kämen ausschliesslich Tiere, die von Tierschutzmassnahmen betroffen seien. Bei den illegalen Importen aber handle es ich nicht nur um Hunde. «Im Internet können sie jedes Tier kaufen», sagt  Sandra Hax.«Ich habe mich seit dem Frühjahr vor Anfragen nach Welpen kaum retten können. Das führe ich ganz klar auf Corona zurück», sagt jedoch eine Hundezüchterin aus dem Appenzeller Vorderland, die namentlich nicht genannt werden möchte. Weil sie wegen des Coronavirus zu Hause keinen Personenverkehr wünsche, habe sie dieses Jahr das Züchten eingestellt.Das Tierheim in Diepoldsau ist nicht mehr in Betrieb. Am 1. September haben Brigitte und Otto Waibel die Räume im «Fahrwinkel» übernommen. Zurzeit wird dort umgebaut, es soll eine/ein Hundepension/Hundehotel entstehen. «Wir hoffen, Anfang 2021 eröffnen zu können», sagt Brigitte Waibel.

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