Berta Thurnherr sei eine «unermüdlich tätige Netzwerkerin» die die Sprache als «Weltöffner» nutze. Ihre Beschäftigung mit der Mundartsprache, dem «Tippilzouar» Dialekt vor allem, habe nichts mit «Heimattümelei» gemein, sagte Sabine Arlitt, Kunsthistorikerin aus Zürich in ihrer Laudatio auf die 72-jährige Preisträgerin. Vor einem Jahr trafen sich Arlitt und Thurnherr an einer Kunstveranstaltung in Bregenz; besser gesagt, sie wurden aufeinander aufmerksam. Es sei «ein klanglicher Eindruck» gewesen, der sie auf Berta Thurnherr aufmerksam werden liess, erläuterte Arlitt. Mit ihren Geschichten, Wortspielen und Klangexperimenten rege die Preisträgerin nicht zuletzt zum Überdenken gängiger Wertvorstellungen an - ohne den erhobenen Zeigefinger.Viel, wenn nicht alles, passte am gestrigen Abend im Kinotheater Madlen zusammen. Christa Köppel, Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung, hob hervor, dass die Verleihung des mit 15000 Franken dotierten Anerkennungspreises an Berta Thurnherr perfekt in das kulturpolitische Umfeld des Jahres passe. Es ist das Jahr des europäischen Kulturerbes. «Das kulturelle Erbe zu würdigen, stärkt unsere Identität in Form von Selbstvergewisserung», sagte Köppel.
Eine zweite liebevoll-persönliche Rede zu Ehren der Preisträgerin hielt deren Enkelin Alice Köppel. Die Kantonsschülerin hat von der Grossmutter, «Ännara» genannt, die Liebe zur Sprache geerbt und gewann bereits am Rheintaler Jugend-Schreibwettbewerb «bleiwiis» einen ersten Preis. Viel habe die Enkelin aus den Geschichten der Grossmutter gelernt; mehr noch von ihr selbst, so die junge Laudatorin. Nun mochten weitere anwesende Familienmitglieder nicht länger schweigen: Thurnherrs Bruder, Othmar Spirig, trat ans Rednerpult - ein Überraschungsauftritt, der von Herzen kam. Er gratulierte seiner Schwester, die von nun an für ihn die «Törgga-Berta» sei. "Organic Stuff" unterhielt mit fetzigem Funk 'n' Soul und erhielt viel Applaus.