«Es ist schlimm, wie die Leute reagieren, wenn sie Angst haben», sagt Josef Benz, der als Revierförster das Gebiet von Lüchingen bis Thal betreut. Täglich erhalte er zwei bis drei Telefonate von Leuten, die Holz kaufen möchten und dafür fast jeden Preis zahlen würden.«Besonders belastend sind die langen Diskussionen, weil sich die Leute einfach nicht abwimmeln lassen», sagt er. Dabei nehme man schon länger keine Kunden mehr an. Man habe stets nur Holz verkauft, das gerade anfiel und wenn man nichts habe anbieten können, habe man Stammkunden aus Goodwill mit Holz der Forstgemeinschaft Sennwald beliefert. «Aber die ist inzwischen auch ausgeschossen», sagt der Revierförster. Ähnlich wie beim WC-Papier HypeDie meisten Brennholz-Verkaufenden würden dies als Hobby oder Nebenerwerb machen und seien mit Herzblut dabei und deshalb sehr günstig. Ein solcher ist der Montlinger Richard Kuratli: «So etwas habe ich während der ganzen Zeit, in der ich Brennholz verkaufe, noch nie auch nur annähernd erlebt. Es sei wie zu Beginn der Coronapandemie, als sich die Leute auf das WC-Papier stürzten.»Je mehr darüber berichtet werde, umso mehr werde gehamstert. «Selbst grünes Holz, das noch zwei Jahre trocknen sollte, wollen mir die Leute abkaufen», sagt Kuratli. Üblicherweise wurde das meiste Holz im September und Oktober auf die Heizsaison hin verkauft. Die Nachfrage blieb in den folgenden Monaten auf etwas tieferem Niveau stabil bis Januar, nahm danach stetig ab und brach im Mai ab. «Ich habe im Juli und August soviel Holz verkauft wie sonst in einem ganzen Jahr», sagt Kuratli. Da ein richtiger Hype losgetreten worden sei, hätten sich auch Leute, die mit einer Holzheizung heizen, früher eingedeckt. «Ich schätze, 80 bis 90 Prozent derer, die das Holz wirklich brauchen, haben es auch. Für die anderen wird es schwierig», sagt Brennholzverkäufer Kuratli, der früh anfing, das Holz zu rationieren, um Brennholz für die langjährigen Kunden zu haben. Kunden orderten doppelt so viel Holz wie üblichDer Altstätter Brennholzverkäufer Samuel Segmüller hat noch immer Holz. Er schätzt, dass er diese Saison etwa doppelt so viel Holz absetzen wird wie in anderen Jahren. Richard Kuratli sagt, wie andere Befragte auch, dass Stammkunden, die mit Cheminée oder Schwedenofen die Heizung unterstützen, statt zwei, drei Ster (1 Ster = 1 Kubikmeter gespaltenes Holz), das Doppelte orderten. Dazu kämen viele neue Kunden.«Man merkt, dass viele Leute keine Ahnung haben, weder von Holz, noch vom Heizen mit Holz», sagt Revierförster Benz. Aber irgendwo stehe noch ein Ofen herum, der nun mit aller Gewalt aktiviert werden soll. «Es ist schrecklich, wie egoistisch die Leute teilweise agieren und sich mit dem Verzicht auf ein paar Grad gar nicht auseinandersetzen. Weder der Umweltgedanke noch die Solidarität mit den Mitbürgern spielt eine Rolle, Hauptsache, sie haben die gewohnte Temperatur in ihrer Stube», sagt Benz. Immerhin hätten die Holzdiebstähle im Wald noch nicht zugenommen. Er und Robert Kobler, Revierförster in Oberriet, hoffen, dass dies auch so bleibt, wenn es kälter wird. Bald kommt die Zeit, an der an Holzganten von Ortsgemeinden Brennholz ersteigert werden kann. Da die sogenannten Lose aber aus mehreren Meter langen Baumstämmen bestehen, die von den Käuferinnen und Käufern zuerst verarbeitet werden müssen, erwartet Förster Benz keinen übermässigen Ansturm. Er wird aber aufgrund der gesteigerten Nachfrage etwa zehn Prozent mehr zur Verfügung stellen als sonst. «Ich finde es eine Frechheit, was Detailhändler zurzeit für ein Kistli Brennholz verlangen», sagt Kuratli. Er habe zwar auch aufschlagen müssen, damit aber lediglich den stark gestiegenen Dieselpreis kompensiert. Ein Ster Hartholz in 33 cm langen gespaltenen Stücken bekomme man bei ihm für 160 Franken – andere haben ähnliche Preise. Richard Kuratli wird also trotz der gestiegenen Nachfrage seinen Preis beibehalten: «Auch dieser Hype wird vorbeiziehen. Heute kauft auch niemand mehr WC-Papier, als verbraucht wird.»