16.02.2021

Jetzt fährt Jaro mit dem Lift ins Kinderzimmer

Spendengelder machten es möglich: Familie Gasser aus Kriessern hat für ihren kranken Buben einen Personenlift bauen lassen.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Bis vor wenigen Tagen war das Einfamilienhaus der Familie Gasser in Kriessern eine Baustelle. Inzwischen sind die Arbeiter abgezogen, zurückgeblieben ist ein vollwertiger Personenlift. Dieser ermöglicht es Severine und Dominik Gasser, ihren vierjährigen Sohn Jaro in seinem Therapiestuhl zwischen Erdgeschoss und der ersten Etage hin- und her zu transportieren. «Der Lift ist in unserem Alltag eine enorme Erleichterung. Endlich können wir uns mit Jaro frei im Haus bewegen und dadurch unser Familienleben völlig neu gestalten», sagt Severine Gasser, die immer noch gerührt ist von der Solidarität, die ihr die überregionale Bevölkerung vor zwei Monaten hat zuteilwerden lassen. Diese lässt sich sogar in Zahlen ausdrücken: 110000 Franken kamen kurz vor Weihnachten in der Spendenaktion zusammen, die Familie Gasser für ihren schwerkranken Sohn lanciert hatte.  Der Liftschacht wurde ans Haus angebaut... (Bild: pd) In den sozialen Medien, auf einer Website und in der Presse erzählten die Eltern damals die Geschichte ihrer Zwillinge (Ausgabe vom 4. Dezember 2020), die im zweiten Lebensjahr eine Wende nahm. Während sich Noah zu einem gesunden Buben entwickelte, ist Jaro mit 14 Monaten schwer erkrankt und leidet seither fast täglich unter epileptischen Anfällen. Bis heute ist Jaro an den Therapiestuhl gebunden, muss rund um die Uhr von seiner Mutter oder der Spitex überwacht und wenn nötig mit Medikamenten versorgt werden. Vor allem das mühselige Umlagern vom Therapiestuhl auf eine seiner Liegeinseln bereitet ihm Stress und Schmerzen. Und trotzdem musste Severine Gasser ihren Sohn jedes Mal mitnehmen und die Treppe hinauftragen, wenn sie in die erste Etage des Einfamilienhaus wollte, wo sich Bad und Kinderzimmer befinden. Erschwerend kommt hinzu, dass sie Rückenbeschwerden plagen und sie den inzwischen 19 Kilo schweren Buben kaum noch tragen kann.Mit dieser Resonanz hätte niemand gerechnetWeil die schmale Treppe keinen von der IV finanzierten Treppenlift zuliess, war ein vollwertiger, ans Haus angebauter Personenlift die einzige Lösung, die Gassers sinnvoll erschien. 80 000 Franken sollte das Vorhaben kosten – und die Eltern gingen bereits davon aus, ihre Hypothek entsprechend aufstocken zu müssen. Das Interesse der Bevölkerung an der Spendenaktion war aber derart gross, dass die Familie den Betrag schon vier Tage nach dem Schritt an die Öffentlichkeit auf dem Konto hatte. Hunderte Kleinspenden häuften sich auch in den Wochen danach, so dass das eigentliche Ziel bis zu den Feiertagen um rund 30 000 Franken übertroffen war. ... und schliesslich mit Holz verkleidet. (Bild: pd) Gerne hätte Severine Gasser die Bevölkerung auch im Januar auf dem Laufenden gehalten und den Fortschritt der Bauarbeiten dokumentiert. Leider kam alles anders: «Jaro ging es plötzlich sehr schlecht, er hatte viele Anfälle und wir verbrachten beinahe jeden Tag im Kinderspital.» Nach Jaros Ernährungsumstellung auf eine aufs Gramm genau abgewogene fettreiche und kohlenhydratarme Diät gehe es ihm nun etwas besser, und mit dem Ende der Bauarbeiten sei im Haus zusätzlich Ruhe eingekehrt. «Wir möchten auf unseren Kanälen bald wieder über das Leben mit Jaro berichten – und damit natürlich unsere Dankbarkeit ausdrücken», sagt Severine Gasser.Auf den Lift folgt der Umbau des AutosMit dem Lift ist ein Projekt beendet, das nächste ist allerdings bereits in Planung. Der Umbau des Familienautos zu einem rollstuhlgängigen Wagen wird nötig, weil Jaro ab August an der Heilpädagogischen Schule unterrichtet wird. Auch dieses Vorhaben geht ins Geld: Bis zu 30 000 Franken wird der Umbau kosten, gerade so viel, wie der Spendenüberschuss beträgt. Bleibt dann noch etwas übrig, komme dieser Batzen ebenfalls Jaro zugute. Wenn Corona es zulässt, schon im Sommer: Dann soll Jaro nämlich ein Therapiecamp besuchen.  Mehr unter www.lift-me-up.online Auch Jaros Bruder Noah hat fleissig mitgeholfen. (Bild: pd)

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