Fremdwörter pauken, im Sportunterricht über Hürden springen, im Chemielabor Experimente durchführen, über Zinsen und Absatzmärkte fachsimpeln, mathematische Formeln sammeln und alles über die Weltwirtschaftskrise lernen – es würde lange dauern, den Stoff aufzuzählen, den sich die Maturandinnen und Maturanden in den letzten vier Jahren angeeignet haben. Pro-Rektor Björn Infanger macht es kurz: «Ich bin überzeugt, dass ihr viel wisst. Wahrscheinlich mehr, als ihr in eurem ganzen Leben wissen werdet.»
An der würdigen Maturitätsfeier am Mittwoch im Foyer der Kantonsschule Heerbrugg durfte er fünf Klassen den Lohn der letzten Jahre überreichen: Das Maturazeugnis. Damit beginnt für die 96 Absolventinnen und Absolventen ein neuer Lebensabschnitt, wie Festredner Daniel Frei, aus St. Margrethen und CEO der vegetarischen Restaurantkette tibits ag, in seiner Ansprache sagt: «Euer Wissens- und Erfahrungsrucksack ist gut gefüllt. Jetzt könnt ihr entscheiden, wohin euch euer beruflicher Weg führen soll.» Sein Rat an die jungen Erwachsenen: «Wo auch immer euer Weg euch hinführt, wählt etwas, für das euer Herz brennt und eure Neugierde weckt. [caption_left: Daniel Frei, der vor 32 Jahren selbst an der KSH als Schüler war, durfte am Mittwochabend nicht nur die Festrede halten. Er war auch als stolzer Vater vor Ort, da sein Sohn das Maturitätszeugnis erhielt.]Kantizeit war geprägt von Aha- und Hä-MomentenIm Rückblick dreier Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 2022 wird aber auch deutlich, dass der Spass und der Klassenzusammenhalt bei all dem Lernen nicht zu kurz gekommen sind. Sie erzählen vom Fernunterricht während der Pandemie, davon, wie das Chatten und Serienschauen durch den sogenannten Unterricht unterbrochen wurde, oder von der Maturareise, an die sie sich eigentlich kaum noch erinnern können. Wie sie in der Themenwoche im Pyjama in die Schule kamen, mit dem Putzwagen wie im Film «Ghostbusters» durch die Gänge sausten oder im Deutschunterricht mit den Lehrern über Privates plauderten. «Unsere Kantizeit ist gespickt mit vielen Aha- und Hä-Momenten», sagt Loris Zivian, einer der Maturanden, und fügt hinzu: «Die Lehrpersonen haben uns mit Leidenschaft viel beigebracht.» Und obwohl die Schülerinnen und Schüler nun getrennte Wege gehen, sind sie durch den Stamm verbunden, wie ein Baum, dessen Äste in verschiedene Richtungen wachsen, ganz im Gegensatz zu dem Lied «No Roots», das die Kantiband vortrug. «Jetzt haben wir es geschafft», sagte Maturandin Alessandra Germann zum Abschluss.[caption_left: h: Die vier Preisträgerinnen für das Beste Zeugnis im jeweiligen Schwerpunktbereicht: (von links) Lisa Greitmann; Mathe/Naturwissenschaften, Andrina Weber; Sprachen, Valentina Vukovic; Gestalten und Lina Kehl; Wirtschaft. ]Fünf Maturandinnen ausgezeichnetBei der Preisverleihung im Rahmen der Maturafeier ging die Männerfraktion in diesem Jahr leer aus. Stattdessen durften sich fünf junge Frauen über eine Auszeichnung freuen. Ramona Breu, Präsidentin des Ehemaligenvereins, verlieh den Preis für das beste Maturazeugnis des Jahrgangs 2022 in vier Kategorien: Geehrt wurden Lina Kehl aus Lüchingen im Bereich Wirtschaft (Note 5,23), Valentina Vukovic aus St. Margrethen im Bereich Gestaltung (Note 5,42), Andrina Weber aus Altstätten im Bereich Sprachen (Note 5,62) und Lisa Greitmann aus Altstätten im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften (Note 5,81). Alessandra Germann aus Rebstein erhielt den diesjährigen KSH-Anerkennungspreis für besondere Leistungen und aussergewöhnlich grosses Engagement im Schulalltag. Überreicht wurde ihr dieser von Pro-Rektor Björn Infanger.