Susanne Vincenz ist Nationalrätin, Rechtsanwältin, Mutter, Ehefrau, Gotta, Freundin, Hundehalterin und Nachbarin. Aus all den Perspektiven blickte sie auf die Coronapandemie, beleuchtete Nöte, beschrieb Erfahrungen und würdigte solidarisches Verhalten. Die Schweiz könne stolz sein, wie sie die Krise als Nation und Gemeinschaft bis heute bewältigt habe, sagte die Festrednerin der regionalen Bundesfeier in Berneck. Als einstiges Mitglied des christlichen Jugendverbandes Cevi hatte sie für den ökumenischen Gottesdienst eine Bibelstelle aus dem Matthäusevangelium ausgesucht: Jesus verbrachte 40 Tage zurückgezogen in der Wüste. Dort war er in seiner Freiheit ähnlich eingeschränkt wie die Bevölkerung im Lockdown. «Jesus lernte dort die Lust auf Macht kennen.» Der Teufel hatte ihm alle Macht der Welt versprochen. «Jesus aber sah seine Aufgabe darin, Menschen zu ermächtigen, ein starkes Selbstvertrauen zu entwickeln.» Im Notrecht hatte der Bundesrat eine für die Schweiz untypische Macht inne. «Je nach Charakter kann es ein kleiner Weg zum Machtmissbrauch sein», sagte Susanne Vincenz.Ihr Fazit: «Der freiwillige Verzicht auf eine schrankenlose Freiheit hat uns nicht zu besseren, aber hoffentlich zu bewussteren Menschen gemacht.»Die aus Deutschland eingewanderte Pfarrerin Manuela Schäfer sprach über Heimat. Sie warb für mehr Verständigung. «Nur sie kann zu Verständnis führen», sagte sie. Pfarrer Josef Benz erinnerte, dass man das Leben nur rückwärts verstehen kann. «Leben muss man es aber vorwärts», sagte er.