03.08.2018

Jedes Stück trägt Hanni Wohnlichs Handschrift

Seit der Gründung vor 30 Jahren führt Hanni Wohnlich Regie im Staader Dorftheater. Die Gruppe hat sich etabliert, Nachwuchsprobleme kennt sie nicht. Die Arbeit im Verein macht der Thalerin Spass, dennoch denkt sie daran, die Regie zu übergeben.

Von Jolanda Riedener
aktualisiert am 03.11.2022
«Ich komme aus einer Theaterfamilie», sagt die Thalerin Hanni Wohnlich, die im Aargau aufgewachsen ist. Als sie in die Ostschweiz kam und eine Familie gründete, habe sie Lust gehabt, auch hier etwas auf die Beine zu stellen. Schon seit der Vereinsgründung vor drei Jahrzehnten leitet die Regisseurin nun das Dorftheater Staad.Angefangen habe alles 1988 mit einem Aufruf in der Zeitung. Die Initianten kamen zusammen und konkretisierten die Idee ei­ner volkstümlichen Theatergruppe. Es folgten erste Leseproben. «Geprobt haben wir anfangs zu Hause, in Küchen und Wohnzimmern», erinnert sich Wohnlich. Wegen ihrer Funktion habe sie nur einmal in einem Stück mitgespielt. «Wenn ich selber spiele, kann ich keine Anweisungen geben.» Manchmal hat dies die passionierte Hobbyschauspielerin bedauert. «Jemand musste die Regie übernehmen und ich hatte bereits Erfahrung.»Die Gruppe tritt jedes Jahr vor Ostern aufDas Theater ist Hanni Wohnlichs Leidenschaft. Die 62-Jährige sitzt in ihrem üppigen Garten am Buechberg, die Aussicht reicht über den See. Jedes Jahr vor Ostern führt die Gruppe ein Stück im «Ochsen» in Thal auf. Mittlerweile sind es jeweils zehn gut besuchte Aufführungen. Natürlich seien die drei Monate davor anstrengend und zeitintensiv, sagt die Pflegerin mit sanftem Blick. Das Theater sei für sie eine willkommene Abwechslung zum Alltag.Ob sie nie von einer pro­fessionellen Theaterkarriere geträumt habe? Hanni Wohnlich kommt ins Grübeln. «Das habe ich mir so gar nie überlegt. Aber nein, das war nie ein Ziel von mir.» Beruflich muss sich die Pflegerin in Patienten hinein­versetzen können. Auch bei der Schauspielerei ist diese Eigenschaft notwendig.Auch Junge und Männer wollen mitmachenDerzeit besteht die Theatergruppe aus etwa 20 Mitgliedern. Manche hören nach einiger Zeit auf, dafür kommen Neue dazu. Nachwuchsprobleme kennt das Dorftheater nicht. Auch verfügt der Verein über männliche Schauspieler. Ähnliche Gruppen hätten damit mehr Mühe. «Theaterspielen ist eine Sucht. Erst hat man Lampenfieber, dann will man immer wieder auf der Bühne stehen», sagt Wohnlich. Auch ler­- ne man bei der Schauspielerei, Hemmungen abzubauen und vor Fremden zu sprechen.Im Publikum sitzt Hanni Wohnlich regelmässig und schaut sich die unterschiedlichsten Stücke an. «Es gibt mittlerweile ei­nige Theatergruppen in der Region.»Sie sei ein grosser Fan des Chössi Theaters in Lichtensteig. Besonders mag sie Freiluftaufführungen. Im Rahmen des Thaler Winzerfests führte sie mit Kirstin Ludin Regie für ein Freilufttheater: «Das würde ich jederzeit wieder machen.»«Kritik schmerzt immer»«Unser Ziel ist es, jene einmal im Jahr ins Theater zu bringen, die nie aus dem Haus gehen», sagt die Regisseurin mit einem verschmitzten Lächeln. Es sind unterhaltsame, leichte Stücke, die sie jeweils aussucht. «Probleme haben wir alle genug.» Die Dorfbevölkerung soll etwas zu lachen haben, sich amüsieren und sich wohlfühlen. Während sie sich mit dem nächsten Stück befasst, weiss sie genau, zu wem welche Rolle passt. Vom Publikum erhalte sie diesbezüglich oft positive Rückmeldungen. Aber auch kritische Bemerkungen gibt es: «Ich bin froh, wenn diese Kommentare an mich gelangen und nicht an die Schauspieler. Denn Kritik schmerzt immer.» Es sind aber längst nicht nur Thaler, die die Stücke Jahr für Jahr in den «Ochsen» locken. «Wir haben auch Gäste, die von weiter her kommen.»Die Arbeit im Verein macht Hanni Wohnlich nach wie vor viel Spass. «Wir geben zusammen Gas, um die Stücke auf die Bühne zu bringen», sagt sie. Manchmal würden sich aus den Proben spontan Änderungen ergeben. Gemeinsame Ausflüge abseits der Vorbereitungen bereichern das Vereinsleben. Dennoch denkt sie ans Aufhören: «Wir sind gut aufgestellt, und ich möchte die Regie gerne in neue Hände übergeben.»Jolanda Riedener

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