13.01.2021

Jansen gibt Automobil-Zuliefergeschäft auf

Die Jansen-Gruppe verkauft die Präzisionsstahlrohr-Division. Die 250 betroffenen Mitarbeiter in Oberriet behalten ihre Jobs.

Von pd/red.
aktualisiert am 03.11.2022
Der Verkauf der Division «Steel Tubes» ist für die Familie Jansen einer der schwersten Entscheide in der 98-jährigen Unternehmensgeschichte. «Viele unserer Mitarbeitenden kennen wir seit Jahren persönlich. Sie sind uns ans Herz gewachsen. Dementsprechend wichtig ist es uns, ihnen für die Zukunft die bestmöglichen Entwicklungschancen zu schaffen», sagt Priska Jansen, Mitglied der Geschäftsleitung der Jansen-Gruppe.Mit dem ebenfalls familiengeführten Unternehmen Mubea habe man den idealen Partner für die Übernahme der Präzisionsstahlrohr-Division gefunden, heisst es am Mittwochvormittag in einer Medienmitteilung der Firma. Das deutsche Unternehmen beschäftigt insgesamt 14300 Mitarbeitende an weltweit 45 Standorten und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Mit dem Zukauf wolle die Mubea ihre Position als einer der führenden Stahlrohrhersteller ausbauen. Sie übernimmt rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 2019 einen Umsatz von etwa 150 Millionen Franken erwirtschaftet haben.Alle Arbeitsplätze bleiben erhaltenIn Oberriet sind vom Verkauf der Division etwa 250 Personen betroffen, ausserdem 200 in Dingelstädt und zwei in China. Am Standort in Oberriet wird ein kleiner Teil des Teams der Division «Steel Tubes» – etwa 50 Personen – bei der Jansen- Gruppe weiterbeschäftigt. Da-runter ist auch die Berufsbildung, die bei Jansen einen hohen Stellenwert geniesst.«Wir werden keine Stellen abbauen müssen. Zudem hat uns die Mubea zugesichert, die Mitarbeitenden zu den bestehenden, arbeitsvertraglich geregelten Konditionen zu übernehmen», sagt Christoph Jansen, Mitglied der Geschäftsleitung der Jansen-Gruppe.Während die Mubea in Dingelstädt nebst Mitarbeitenden und Maschinen auch die Immobilien übernimmt, wird sich der Automobilzulieferer in Oberriet bei der Jansen-Gruppe einmieten. Mubea wird künftig knapp einen Drittel des rund 150 000 Quadratmeter grossen Firmenareals belegen. Für die Präzisions-Stahlrohre wird die neue Besitzerin in den nächsten Jahre weiterhin den Markennamen Jansen nutzen.Jansen: Fokus auf die Baubranche Künftig will sich die Jansen- Gruppe auf die Herstellung von Stahl-, Aluminium- und Kunststofflösungen für die Baubranche konzentrieren. Erst vor wenigen Tagen verkündete das Oberrieter Unternehmen den Zukauf der RP Technik GmbH im deutschen Bönen sowie die Vereinbarung einer Fertigungskooperation mit Welser Profile. «Mit der strategischen Fokussierung ist die Jansen-Gruppe Marktführerin bei Stahlsystemen für Fenster, Türen und Fassaden. Zudem ist Jansen exklusiver Schweizer Vertriebspartner der deutschen Schüco International KG und vertreibt deren Aluminium-Profilsysteme», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Übernahme der RP Technik GmbH mit ihren rund 70 Mitarbeitenden und der gestern verkündete Verkauf der Präzisionsstahlrohr-Division hätten keinen direkten Zusammenhang. Dieser sei nicht aus finanziellen Gründen nötig geworden, sondern erfolge im Rahmen der strategischen Neuausrichtung (siehe Zweittext).Vorerst keine weiteren Veränderungen geplantMit der Übernahme der RP Technik GmbH und dem Verkauf des Automobilzuliefergeschäfts an die Mubea hat die Jansen-Gruppe innert kürzester Zeit zwei einschneidende Entscheide getroffen. Weitere Veränderungen in diesem Masse sind gemäss Priska und Christoph Jansen nicht geplant. «Die Integration der RP Technik und die Übergabe der Division ‹Steel Tubes› müssen wir nun umsetzen und wieder zum Alltag zurückkehren. Solche Veränderungen sind anspruchsvoll», sagt Christoph Jansen.Landreserven sind da, um zu wachsenBis zur Übernahme Anfang April 2021 müssen noch einige Details geklärt und Schnittstellen definiert werden. Unter Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht der Übernahme allerdings nichts im Weg. Danach will die Jansen-Gruppe in erster Linie organisch wachsen. «Wir werden weiter in die Entwicklung unseres Familienunternehmens investieren. Erst kürzlich haben wir in Gebäude und Anlagen des Kunststoffwerks in Oberriet investiert und auch der Zukauf der RP Technik GmbH stärkt den Standort Oberriet», sagt Christoph Jansen. Priska Jansen ergänzt: «Und je nach Bedarf haben wir in Oberriet noch Landreserven, um weiter zu wachsen.» Dies hänge allerdings in erster Linie vom Markt ab und ist aktuell nicht dringend.  Pandemie hatte keinen EinflussCorona Die Pandemie habe weder den Verkaufsentscheid der Jansen-Gruppe noch die Verhandlungen beeinflusst. Beim Entschluss habe die Tatsache mitgespielt, dass Mubea Produkte herstellt, die entlang der Wertschöpfungskette sowohl vor- als auch nachgelagert zu Jansen-Produkten liegen. Zudem seien der Preisdruck für einen verhältnismässig kleinen Anbieter und die Investitionen in der Präzisionsstahlrohr-Division hoch.  

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