29.01.2020

Jakob Sieber ist des Wartens müde

Jakob Sieber findet, Diepoldsau sollte zur Lösung seines Verkehrsproblems einen Südring bauen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDer 73-Jährige nennt den Gemeinderat «Verhinderungsbehörde», denn der angestrebte Umfahrungstunnel sei utopisch. Die Gemeinde sieht das anders. Gemeindepräsident Roland Wälter sagt, zur Netzstrategie (also zu grenzüberschreitenden Verkehrslösungen für das mittlere Rheintal) habe sich nicht nur Diepoldsau bekannt, sondern auch der Kanton, die Region sowie die umliegenden Gemeinden. Zumindest auf dem Papier kommt die Planung einen Schritt voran. Für die angestrebte Verbindung der Vorarlberger mit der Schweizer Autobahn südlich von Diepoldsau lässt der Kanton die technischen Möglichkeiten (z. B. Tunnel oder Brücke) und die Strassenführung prüfen. Diese Studie ist als Teilprojekt im Rahmen der Netzstrategie zu sehen.Umfahrung weit in dieEbene hinaus bauenJakob Sieber, gelernter Maschinenbauingenieur HTL und bei Wild Heerbrugg einst zuständig für sämtliche firmeninternen Bauten, hat eineinhalb Jahre an einer aus seiner Sicht mustergültigen Lösung für Diepoldsau gearbeitet. Er schlägt einen Südring vor, der weit in die unbebaute Ebene hinausführt und sich perfekt zur Anbindung des talquerenden Verkehrs eigne. Sieber spricht von einem «Zündfunken» für den Verein Agglomeration Rheintal, indem der Südring die Umlenkung und die Auffächerung des Verkehrs ermögliche.Siebers Lösung basiertauf dem NetzberichtDen Bericht über die Netzstrategie für das mittlere Rheintal finde er ausgezeichnet, sagt Sieber, er habe ihn mehrmals gelesen. Sein eigener Vorschlag basiere auf dem Netzbericht. In diesem fehle allerdings die wichtige Erkenntnis, dass das Terrain draussen in der Ebene, in einiger Distanz zum Dorf Diepoldsau, eine tief liegende Strasse ermögliche.Statt den Durchgangsverkehr vom Zoll bei Hohenems nahe beim Dorf um dieses herum zur Schrägseilbrücke zu führen, schlägt Jakob Sieber vor, einen Südring in Richtung Tratthof und Rheinspitz, dem Rheindamm entlang, bis nach Kriessern zu ziehen (siehe Grafik im Beitrag unten), mit einer neuen Brücke über den Rhein. Zu einem grossen Teil verliefe diese Strecke über Ortsgemeindeboden, das Rhesi-Projekt würde nicht tangiert.Für Gemeinde ist Südring derzeit kein ThemaAn der Bürgerversammlung im letzten Frühling sagte Diepoldsaus Gemeindepräsident, die nahe am Dorf vorbeiführende Südspange als Unterflurlösung werde favorisiert und weiterverfolgt. Jakob Sieber sagt, nur ein paar Tage vor dieser Bürgerversammlung habe er in Altach an einem Infoanlass teilgenommen, an dem es geheissen habe, Altach sei über die Südspange nicht erfreut. Für Sieber ist klar: «Tun wir nichts und warten auf die Vorarlberger, können wir ewig warten.»Dem Gemeinderat hat Jakob Sieber die Idee für einen Südring schon am 6. November 2018 persönlich vorgestellt.In seiner Stellungnahme vom 28. Januar 2019 schreibt der Gemeinderat, die Diskussion innerhalb des Gremiums habe ergeben, dass der Gemeinderat «unmissverständlich am Bericht der Netzstrategie (...) und dem weiteren Vorgehen festhält». Der Rat führt den «regionalen Handlungsbedarf» ins Feld und verweist auf die Mittel, die der Kantonsrat im Herbst 2018 für die Weiterbearbeitung der Netzstrategie Mittleres Rheintal im Rahmen des Strassenbauprogramms gesprochen habe.Zudem schreibt der Gemeinderat: «Sollte wider Erwarten beim Projekt Netzstrategie keine Lösung gefunden werden, müssten weitere Varianten (u. a. Südring) geprüft werden.»Eigene Webseite für Siebers SüdringJakob Sieber sagt, sein Südring «erfüllt gut 90 Prozent der Netzstrategie-Ziele». Es sei der von ihm vorgeschlagenen Linienführung zudem kein Haus, kein Bach und keine querende Strasse im Weg. Vor einem Jahr ersuchte er die Gemeinde mit einem eingeschriebenen Brief, für einen Südring einen Freihaltekorridor von 50 Metern in den Richtplan aufzunehmen. Ohne Erfolg.Für seinen Südring-Vorschlag hat Jakob Sieber eine eigene Webseite gestaltet. Auf dieser legt er dar, unter welchen Voraussetzungen sein Südring funktioniert und welche Vorteile er in dieser Lösung sieht. Zumal der Stau aus Diepoldsau verschwinde und der motorisierte Verkehr markant abnähme, eröffneten sich für das Dorf auch völlig neue Chancen, etwa für den Velo- oder den öffentlichen Verkehr.Auf seiner Webseite hat Jakob Sieber eine «digitale Landsgemeinde» eingerichtet, wie er es nennt, hier können alle ihre Meinung kundtun.HinweisAuf der Webseite www.diepolds au-durchgangsverkehr-umlen ken.ch beschreibt Jakob Sieber sehr detailliert seine Vorstellungen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.