Fussball 16.05.2024

Interregio-Duell Vierter gegen Zweiter auf der Widnauer Aegeten

Am Sonntag, 14 Uhr, empfängt der FC Widnau auf heimischem Terrain den FC Frauenfeld. Die Thurgauer haben sich innert eines Jahres vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten gemausert und belegen aktuell den zweiten Rang.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 16.05.2024

Ende November 2022: Die Winterpause beginnt und jedem Frauenfeld-Fan dürfte der Blick auf die Tabelle Bauchweh bereiteten. Die Rot-Weissen liegen zusammen mit Kantonsrivale Amriswil abgeschlagen am Tabellenende, obwohl sie die Saison mit sechs Punkten aus zwei Spielen begonnen hatten. Doch aus den restlichen Spielen gab es gerade noch drei Pünktlein – normalerweise steigt man so ab.

Vom Abstiegskandidaten zum Zweiten

In der Winterpause feilten die Verantwortlichen am Kader, die Spieler sammelten die Kräfte neu – und alle scheinen alles richtig gemacht zu haben. Die Rückrunde 22/23 war sehr spannend. Punktete Frauenfeld voll, tat dies auch die abstiegsbedrohte Konkurrenz. Bis auf Rorschach-Goldach. Mit 24 Rückrundenpunkten wendete Frauenfeld den Abstieg schliesslich auf Kosten von Rorschach-Goldach noch ab. In die Zeit fällt das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams auf der Aegeten: Am Muttertag 2023, am 14. Mai, siegten die Thurgauer bei strömendem Regen 4:2.

Im letzten Frühling wurden die Weichen für diese Saison gestellt. In dieser hatte der FCF bereits nach drei Spielen gleich viele Zähler ergattert wie in der gesamten letzten Vorrunde. Nun haben die Thurgauer nach 25 Spielen 51 Punkte auf dem Konto, sie haben 16 Siege eingefahren und sich längst als Tabellenzweiter etabliert. Der Rückstand auf Leader SV Schaffhausen beträgt zwölf Punkte, Wil II liegt als Dritter vier Zähler zurück.

«Mister Schweiz 2011» zieht die Fäden

Meist sind die Frauenfelder Spiele eng. So gewannen die Rot-Weissen 13 ihrer Spiele mit nur einem Tor Unterschied. Einzig das 4:0 gegen Rappi-Jona II, die 0:5-Niederlage bei Wil II und das 1:5 gegen Lachen/Altendorf scheren aus. Interner Torschützenleader ist der 33-jährige Yannic Kälin, der bislang elfmal traf. Nur einen Saisontreffer weniger hat das 19-jährige Eigengewächs Ticiano Fontes. Bei neun Toren hält Diogo Vaz Vieira Lopes, der vor einem guten Jahr aus Portugal zu den Thurgauern stiess. In der Heimat spielte der laufstarke Linkaussen unter anderem für den GD Serzedelo, einem Viertligisten aus dem gleichnamigen Stadtteil von Guimarães. Auch Captain Marius Angst trägt sich immer wieder in die Torschützenliste ein. Der 37-jährige Routinier ist nicht nur bei Standardsituationen gefährlich.

Ein Gesicht bei den Thurgauern dürfte den Fans, die sich für «Glanz & Gloria» interessieren, sehr bekannt vorkommen: Luca Ruch zierte 2011 die Titelblätter der Magazine und war Stammgast am TV. In jenem Jahr wurde die Zehn des FCF zum «Mister Schweiz» gewählt. Seit 2007 spielt Ruch – nebst einem Abstecher zu Bischofszell – bei Frauenfeld.

An das Hinspiel auf der Kleinen Allmend, auf der von 1979 bis 1982 Nationalliga-B-Fussball gespielt wurde, hat Widnau keine gute Erinnerung. Am 21. Oktober verloren die Rheintaler 2:3. Damals legten die Thurgauer einen Blitzstart hin und führten nach einer Viertelstunde 2:0. Timon Cabezas und Noah Thönig schafften innert zwei Minuten den Ausgleich (68./70. Minute), Einwechselspieler Colin Stern erzielte fünf Minuten vor Schluss den Siegtreffer.

Vertrag mit «Celli»-Brüdern verlängert

Eine erfreuliche Meldung gab es beim FC Widnau am Mittwoch: Der Vertrag mit Cheftrainer Andreas Lüchinger und seinem Bruder Daniel, dem Co-Trainer, wurde um eine Saison verlängert. «Das Team hat sich kontinuierlich weiterentwickelt», schreibt der FCW in einer Medienmitteilung. Das Trainerduo baue immer wieder junge Talente ein und forme diese nicht nur fussballerisch zu Leistungsträgern. Auch erfreulich: Der Grossteil der Spieler hat für die neue Saison zugesagt. Sportchef Markus Hutter kann erneut ein «Uas» präsentieren, das mit Spielfreude und Herz agieren wird. Im weiteren Staff gibt es nebst dem Abgang von Masseur Fabio Putzi kaum Veränderungen.

Am Dienstag bestritt der FCW sein Nachtragsspiel auf dem Bazenheider Ifang, dessen Rasenplatz beim ursprünglich geplanten Termin Ende April unter einer dicken Schneedecke lag. Die Toggenburger waren vor der Begegnung im Zugzwang. Sie hatten eine Woche zuvor mit einem 1:0-Sieg in Chur den Sprung über den Strich geschafft und mussten unbedingt nachlegen, um nicht wieder in den Abstiegssog zu geraten. So agierten die Gastgeber auch: «Bazenheid war von Anfang an bissiger. Sie hatten uns 80 Minuten lang im Griff», sagte Co-Trainer Daniel Lüchinger.

Widnau konnte nicht an die vier Siege lange Auswärtsserie anknüpfen. «Bazenheid ging als verdienter Sieger vom Platz, unsere Niederlage hätte noch höher ausfallen können», so Lüchinger. Goalie Leo Hetzel bewahrte sein Team nach einer halben Stunde vor dem ersten Verlusttreffer, nachdem er eine Topchance von Philipp Roth zunichte machte. Roth hatte zudem in der zweiten Hälfte mit einem Lattenschuss Pech. Bei den Toren von Alban Pali (45., 83.) konnte Hetzel nichts ausrichten.

Mindestens sieben Spieler fehlen

Neben den Langzeitverletzten Noah Massari, Luca Giorlando und Daniele Lamorte fehlen Widnau am Pfingstsonntag vier weitere Spieler verletzungsbedingt: Diego Liechti, Ilija Ivic, Timo Faleschini und Cristian Navarro. Fraglich ist zudem Ivan Ivic. «Gegen ein starkes Frauenfeld stellen wir ein junges Team», sagte Lüchinger. Widnau muss auf viele defensive Eckpfeiler verzichten. «Vielleicht kommt der 17-jährige Philipp Herzog von Anfang an zum Zug.»

Der Co-Trainer erwartet einen starken Gegner: «Die Thurgauer kommen mit breiter Brust auf die Aegeten». Auch, weil Frauenfeld als einer der beiden besten Gruppenzweiten um den Aufstieg in die 1. Liga Classic mitspielt. «Die Gäste sind in der Favoritenrolle», sagte Lüchinger und fügte an: «Von uns erwarte ich ein anderes Gesicht als am Dienstag. Wir können befreit aufspielen und wollen auf der Aegeten unbedingt wieder einmal siegen.»


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