Peter EggenbergerAuch andere Appenzeller Gemeinden wie etwa Walzenhausen, Heiden oder Teufen beherbergten Internierte.Auf die Internierung ausländischer Militärangehöriger in den Jahren des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) geht Historiker Thomas Fuchs in der Ausgabe 2014 des appenzellischen Jahrbuchs ein. «Die Möglichkeit, gefangene, verwundete und kranke Soldaten der Gegenpartei einem neutralen Staat wie der Schweiz zu übergeben und dort bis zum Kriegsende zu internieren, wird in einer 1906 verabschiedeten Genfer Konvention festgehalten. Im Januar 1916 erfolgten im Rahmen eines Pilotversuchs die ersten Internierungen, und bereits 1917 weilten annähernd 30000 fremde Soldaten in der Schweiz. Die Aufnahme von erholungsbedürftigen Kriegsgefangenen gehörte zu den wichtigen humanitären Aktionen der Friedensinsel Schweiz.» Am 18. Juli 1916 erreichten 43 aus Lyon angereiste Internierte Oberegg, die bei ihrer Ankunft im Bahnhof Heiden vom dortigen Gemeindehauptmann herzlich willkommen geheissen wurden.In Oberegg allerdings verweigerte Bezirkshauptmann Johann Bischofberger den Neuankömmlingen den Willkommgruss. Thomas Fuchs: «Seine Abneigung gründete zum Teil darin, dass er sich übergangen fühlte, weil die Einquartierung im ‹Bären› zwischen dem Schweizer Armeearzt und ‹Bären›-Hotelier Adolf Locher-Gähwiler ohne Einbezug des Bezirksrats vereinbart worden war.»Gutes Einvernehmen mit der BevölkerungWider Erwarten war das Einvernehmen zwischen den Internierten (deren Zahl war 1918 auf 92 Personen angewachsen) und der Oberegger Bevölkerung gut. Verschiedentlich luden die Deutschen zu Unterhaltungsanlässen in den «Bären»-Saal ein, und am bunten Abend vom 3. Februar 1918 beteiligte sich auch die Oberegger Pianistin Cäcilia Locher. In Erwartung der baldigen Rückführung nach Deutschland errichteten die Internierten im Vorsommer 1918 einen Gedenkstein, verbunden mit der Übergabe einer Dankesurkunde an den Bezirksrat.Das Hotelier-Ehepaar Locher erhielt 1919 von Deutschland eine offizielle Dankesurkunde.