Fussball 17.10.2023

International unterwegs, auf der Rheinecker Stapfenwies daheim

Der FC Rheineck gewinnt auf dem Sportplatz Stapfenwies gegen die dritte Mannschaft des FC Rebstein mit 2:0 und kommt mit dem zweiten Sieg innert vier Tagen einen kleinen Schritt weg vom Tabellenende. Auch dank des 25-jährigen Verteidigers Luca Müller.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 17.10.2023

Wer die Webseite des FC Rheineck öffnet, wird mit folgendem Titel begrüsst: «Der älteste Fussballclub im Rheintal». Das ist durchaus ein Kompliment. Aber das ist Geschichte.

Der Alltag des Traditionsvereins ist geprägt vom schwierigen Kampf um den Ligaerhalt in der 4. Liga. Rheineck ist der einzige Verein im Rheintal, dessen erste Mannschaft so tief unten spielt. Dabei gehörte der FCR zur Coronazeit noch der höchsten regionalen Liga an, der 2. Liga. Der grosse Absturz ist jetzt aber einstweilen gestoppt, die Lage erkannt.

Vertrauen ist wieder da

Der 25-jährige Luca Müller hat die Talfahrt mitgemacht. Damals in der 2. Liga ist er im Kader, kommt aber nur wenig zum Einsatz. Heute ist er Stammspieler.

Nach dem Abstieg verliessen viele Spieler den Club, wir waren kein Team mehr. Nun ist Elia wieder bei uns, und mit ihm sind Vertrauen und Zuversicht zurückgekehrt.

Elia, das ist der alte und neue Trainer Elia Marino, der wegen gesundheitlicher Probleme zwar Pausen einschalten muss, aber genau der richtige Mann für den FCR ist; von allen geschätzt, ein leidenschaftlicher Fussballtrainer.

Zurück zu Luca Müller. Er wächst in Rheineck auf, macht bei SFS in Heerbrugg eine KV-Lehre und bleibt dann längere Zeit in der Firma. Im Militär hat er als Wachtmeister bei der Luftwaffe in Payerne gedient, er ist selbst nicht geflogen, aber dem Traum vom Fliegen nahe gewesen. Berufsbegleitend studiert er an der Fachhochschule Chur Sportmanagement. Er ist jetzt im vierten Studienjahr und wird mit dem Bachelor abschliessen.

An Grossanlässen dabei

Seit einem Jahr arbeitet Luca Müller bei der WWP AG in Ruggell als Kundenbetreuer für den Bereich Sunrise. WWP, Wenzel, Weirather und Partner, ist eine führende Firma im Sportmarketing, gegründet von Hanni Wenzel und Harti Weirather.

Müller ist für die Firma international an Sportevents dabei, zum Beispiel am Hahnenkamm in Kitzbühel, aber auch am Wochenende in Chur, wo sich beim Big Air die weltbesten Sportlerinnen und Sportler aus den Sparten Freestyle und Snowboard auf der grössten Rampe der Schweiz messen. Am Tag nach dem Fussballmatch in Rheineck ist er in Chur, der Aufbau beginnt. «Ich liebe den Sport, und ich habe das Privileg, an wichtigen Ereignissen dabei zu sein.» Müller ergänzt dann: «Vielleicht bin ich auch etwas zu sportbegeistert.»

Immer bei Rheineck

Von der grossen weiten Welt des Sports geht es immer wieder zurück auf den Rheinecker Fussballplatz, wo an diesem trüben Samstagnachmittag drei Dutzend Zuschauende, vom Regen geschützt unter dem Vordach des Clubhauses, ein kampfbetontes Duell zweier Mannschaften aus der hinteren Tabellenregion verfolgen. Auch Lucas Eltern sind dabei. Freundin Eliane Erne, Lehrerin in Wil, fehlt diesmal.

Rheineck gewinnt, weil es eine Spur entschlossener in die Zweikämpfe geht als der Gegner. In der Dreierabwehr deckt Luca Müller die linke Seite ab. Er spielt seit eh und je bei Rheineck, manchmal offensiv, zurzeit eher defensiv. «Ich spiele dort, wo man mich braucht», sagt er, «aber die liebste Position ist die des rechten Aussenverteidigers. Ich gehe gern in den Angriff mit.» Das geht aber bei der Dreierkette nicht, er muss hinten bleiben.

Mit der Nummer 8

Die Nummer 8 auf seinem Rücken ist kein Zufall. «Mir gefiel die Spielweise von Steven Gerrard von Liverpool, der damals diese Nummer trug. So alle zwei Jahre schaffe ich es, an die Anfield Road zu reisen, um einen Liverpool-Match zu sehen.» Nicht grad bei Liverpool, aber im Rheintal einmal in einer höheren Liga zu spielen, dieser Gedanke sei ihm auch schon gekommen, sagt er, stellt dann aber klar: «Ich gehöre auf die Stapfenwies.» Co-Trainer Simon Jankovics sagt nach dem Spiel:

Jeder hat Vollgas gegeben und wir haben dank der drei Punkte von heute etwas weniger Druck.

Er hat das Team am Saisonstart in marodem Zustand übernommen. «Wir haben uns durchgeboxt.» Nun hat er mit Elia Marino eine ausgezeichnete Stütze. «Elia und ich, wir sind ein Team.» Die beiden teilen die Arbeit auf dem Trainingsplatz auf.  Schon als Junior und später im Eins hat Luca Müller das Marino-Training genossen. «Er war immer leidenschaftlich und verlangte Disziplin. Ich war als Fussballer nie so fit wie unter Elia.»


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