195 Schülerinnen und Schüler haben in diesem Jahr die Aufnahmeprüfungen an die Kantonsschule Heerbrugg bestanden. Bei 239, die angetreten sind, entspricht das einer Quote von 82 Prozent. Für das Rheintal ist das ein eher tiefer Wert: 2021 bestanden 89 Prozent (202), 2020 waren es 88 Prozent (212). Trotzdem gilt im kantonalen Vergleich immer noch das Motto: «Wer geht, besteht.» Kantonsweit schaffen jeweils um die 80 Prozent der Angetretenen den Sprung an eine staatliche Mittelschule. Obwohl die Zahl der Schülerinnen und Schüler nach einem Tiefpunkt im Schuljahr 2019/2020 (549) nun wieder leicht steigt, besuchen im Rheintal nach wie vor vergleichsweise wenig junge Leute eine Mittelschule. Rund zehn Prozent der Rheintaler Schülerinnen und Schüler schliessen die gymnasiale Maturität ab, schweizweit sind es doppelt so viele. Im schweizweiten Vergleich bildet das Toggenburg das Schlusslicht und schliesst damit als einzige Region noch schlechter ab als das Rheintal. Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Mehr Jugendliche dank geburtenstarker JahrgängeDie leicht steigenden Schülerinnen- und Schülerzahlen liegen vorwiegend an geburtenstärkeren Jahrgängen, obwohl die Kantonsschule Heerbrugg vermehrt Informationsanlässe durchführt. Als Beispiel nennt Prorektor Marc Caduff die Kinderkanti, in der schon in den oberen Primarklassen in verschiedenen Fächern Angebote bereitgestellt werden: «In der Informatik sind die vorhandenen Online-Plätze jeweils schon zehn Minuten nach Beginn ausgebucht.» Auch an den Informationsveranstaltungen, Schnuppertagen etc. zu den gymnasialen Lehrgängen würden jeweils rund 350 Interessierte teilnehmen. Nicht einmal zwei Drittel von ihnen melden sich aber zur Aufnahmeprüfung an.«Ein Grund könnte sein, dass im Rheintal mit einer starken Industrie eine Lehre als attraktiverer Weg angesehen wird», sagt Marc Caduff und führt aus: «Zumal die grossen Firmen auch stark um gute Auszubildende buhlen und dafür vergleichsweise grosse Budgets zur Verfügung stellen können.»Vor allem viele Buben und junge Männer lassen sich von technischen Berufsfeldern anziehen. Dafür ist an der Kanti in Heerbrugg der Frauenanteil leicht höher als im kantonalen Schnitt: Im Schuljahr 2020/21 betrug er im Rheintal 63,3 Prozent (kantonal 62,2 Prozent), 2019/2020 lag der Anteil Schülerinnen gar bei 65,4 Prozent, im ganzen Kanton waren es 62,7.Die Zahlen legen nahe, dass sich immer noch mehr Männer als Frauen von technischen Lehrberufen angezogen fühlen. Wobei Marc Caduff bei Mädchen in der Oberstufe, beispielsweise im Rahmen der nationalen Mint-Förderungsprojekte, genauso grosses Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Themen feststellt: «Am Tec Day und an der Tec Night waren keine genderspezifischen Unterschiede nachzuweisen.» Das Schwerpunktfach Biologie und Chemie belegten in Heerbrugg im Schuljahr 2020/21 denn auch zu 61,7 Prozent Schülerinnen. Auch in den Jahren zuvor waren es um die 60 Prozent. Beim Schwerpunktfach Physik und Anwendungen der Mathematik ist der Frauenanteil hingegen deutlich tiefer und pendelt um die 30 Prozent herum. 27,4 Prozent sind es für das Schuljahr 2020/21, aufgeführt in der im April erschienen Statistik. Kantonal sieht es ähnlich aus.Beliebt ist der Schwerpunkt Wirtschaft und Recht Geschlechterübergreifend interessiert das Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht am meisten: 2020/21 belegten es 143 von 591 Schülerinnen und Schüler, der Frauenanteil war mit 44,1 Prozent vergleichsweise tief – er lag auch schon bei über 50 Prozent. «Die HSG in St. Gallen als internationale Top-Universität hilft wohl mit, dass Wirtschaft und Recht anteilsmässig am häufigsten gewählt wird», sagt Caduff. Auf Rang zwei folgt die Fachmittelschule (2020/21: 133), deren Absolvierende häufig den Lehrberuf ergreifen oder sich in eine soziale Richtung weiterbilden. Die Frauenquote liegt hier mit satten 90 Prozent leicht über dem jahrelangen Durchschnitt. «Auch wenn die Zahlen in der Fachmittelschule in den letzten Jahren leicht stiegen, wird es in der Schweiz in den nächsten Jahren zu einem Lehrerinnen- und Lehrerman-gel kommen», konstatiert Prorektor Caduff. Trotz Bemühungen habe man es weder in diesem noch in anderen betroffenen Bereichen geschafft, die Quoten so stark zu steigern, dass der zukünftige Bedarf an studierten Fachkräften besser abgedeckt werden könne. Marc Caduff sagt abschliessend: «Immerhin wird dieser Bedarf durch die doppelt oder dreifach so hohe Maturitätsquote in anderen Regionen etwas abgefedert.»