19.09.2021

In Unterzahl zurückgekämpft

Rebstein II ergattert im hitzigen Spiel beim 4.-Liga-Leader einen Punkt. Heiden plagen derweil Verletzungssorgen.

Von Lukas Alder
aktualisiert am 03.11.2022
Drei nominelle Stammspieler fehlten den Vorderländern, demgegenüber hatte Rebstein-Trainer José Torregrosa mehr Möglichkeiten. Solche hatte auch sein Angreifer Emini, doch in der ersten halben Stunde liess er drei Riesenchancen liegen. Richtig eng wurde es auch nach 32 Minuten, als der äusserst präsente Abwehrchef Gächter mittels Kopfball nur die Latte traf. Und Heiden? Die Vorderländer gestalteten das Spiel offen, doch es machte zu Beginn den Anschein, als sei die Handbremse nicht vollends gelöst.Sturzenegger hielt vieles, aber nicht allesDie Gastgeber machten vor allem in der Startphase ordentlich Druck. Eine erste Chance durch Fessler (7.) blieb ungenutzt, ehe Gächter nach knapp zehn Minuten eine abgefälschte Hereingabe Köberls auf der Torlinie klärte. Derweil schnappte die Abseitsfalle von Heiden Mal für Mal zu. Zu nahmen auch die Kommentare der Gäste gegen die Entscheide von Schiedsrichter Eicher. Fünf Minuten vor der Pause schoss der Puls der Torregrosa-Schützlinge nochmals in die Höhe, als Fessler aus stark abseitsverdächtiger Position zur schmeichelhaften Führung für die Gastgeber traf. Rebstein startete besser in die zweite Halbzeit. Doch der erfolgreiche Torschuss wollte den Gästen nicht gelingen, Shahini liess nach 55 Zeigerumdrehungen die nächste dicke Chance  liegen. Heidens Goalie Angelo Sturzenegger erwischte einen prächtigen Tag und machte einen Ball nach dem anderen zu seiner Beute. Die Partie wurde immer ruppiger und nebst Fussball boten die Protagonisten auch weniger Ansehnliches. Rudelbildungen, Provokationen – beide Teams trugen ihren Teil dazu bei. Als negativer Höhepunkt muss die gelb-rote Karte gegen Jonathan Hüppi herhalten, der nach einem Foul vom Platz musste. Doch der Platzverweis beflügelte eher die Gäste. Auch weil Heidens Stürmer Eyiden vor FCR-Schlussmann Gremminger im dümmsten Moment strauchelte (77.), klappte es in Minute 81 mit dem ersten – und letztlich einzigen – Rebsteiner Treffer. Einen Querpass Shahinis drückte Kamalanathan zum Ausgleich und gleichzeitigen Endstand über die Linie.Heiden stemmte sich so gut es ging, doch am Ende war der Kräfteverschleiss zu spüren. Die Punkteteilung hatte ihre Richtigkeit. Zwar behält die Koru-Elf mit elf Punkten aus fünf Partien die Tabellenführung, doch die Verletzungen von Widmer und Köberl wiegen schwer. Derweil nisten sich die FCR-Reserven auf Platz fünf ein und nehmen einen Punkt für die Moral mit nach Hause.4. Liga, Gruppe 3 Heiden – Rebstein II 1:1 (1:0) Gerbe – 120 Zuschauer – SR: Eicher.Tore: 40. S. Fessler 1:0; 81. Kamalanatham 1:1.Heiden: Sturzenegger; Thürlemann, Boller, Widmer; L. Köberl, Knöpfler; P. Köberl, Dautaj, N. Bischoff, R. Fessler; S. Fessler. Eingewechselt: Eyiden, Braunwalder, Krizevac.Rebstein II: Gremminger; Bucher, Yavuz, Gächter, Hüppi; Ryffel; Kamalanathan, Fazliji, de Almeida; Emini, Shahini. Eingewechselt: Salihi, Oertle, Sonderegger, Kocabas, Bektasi.Gelbe Karten: 17. Shahini, 34. Hüppi; 52. Knöpfler (alle Foul), 60. Dautaj (Unsportlichkeit), 84. Gächter (Reklamieren).Gelb-Rot: 69. Hüppi (Foul). ZweittexteKurzfristig reingerutschtFC Heiden Noch am Samstagmorgen war alles wie immer: Jaron Thürlemann freute sich auf das Auswärtsspiel mit Heidens zweiter Mannschaft beim FC Besa. Doch der verletzungsbedingte Ausfall von Ramon Braunwalder zwang Trainer Yusuf Koru zum Handeln. Die Lösung hiess Thürlemann – und so stand der 16- jährige Schreinerlehrling bereits am Nachmittag im Heimspiel gegen Rebstein II in der Startelf. Der Youngster spielte hinten rechts eine gute, nahezu fehlerfreie Partie. «Nahezu» deshalb, weil ihm kurz vor dem Rebsteiner Ausgleich ein Ballverlust an der Strafraumgrenze gegen Shahini unterlief. Doch mit seinen neuen Nebenleuten harmonierte er auf Anhieb, so waren seine «neuen» Teamkollegen dann auch nicht nachtragend. «Kopf hoch Jaron», «Gut gemacht» riefen sie ihm nach dem Schlusspfiff zu. Derweil hatte der Angesprochene noch am Gegentor zu nagen: «Ist wohl besser, wenn ich noch ein wenig im Zwei spiele.»Doch die Enttäuschung war nur von kurzer Dauer. Frisch geduscht tauscht er sich mit seinem langjährigen Junioren-Mitspieler Samuel Fessler aus. Die beiden lachen, haben Spass, freuen sich aufs Wochenende. Fussball mag vieles sein, aber bestimmt nicht alles.  [caption_left: FCR-Trainer José Torregrosa (links) sieht den Punkt als weiteren Schritt nach vorne  Bild: lua]Impulsiv und ordnend"Samed, das ist nicht dein Problem!" - Mit diesen kernigen Worten unterstrich Rebsteins Trainer die Attribute, die ihn an der Seitenlinie wohl gut beschreiben. Da ist das impulsive, das emotionale. Vorausgegangen war dem Satz ein kleiner Disput zwischen ihm und Heidens Co-Trainer Gökhan Koru. Als sich Rebstein-Stürmer Samed Emini einmischen wollte, wies sein Trainer ihn umgehend zurecht. Seine Mannen sollen sich auf das Spiel konzentrieren und die Ordnung nicht verlieren. José Torregrosa, 35 jährig, hat schon einiges erlebt. Bei seinem Heimatverein, dem unterdessen mit Goldach fusionierten FC Rorschach, gehörte er schon beinahe zum Inventar. Zuletzt stand er bis Sommer 2020 3. Liga-Trainer Pepi Memoli als Assistent zur Seite. Doch er möchte „weiterkommen, raus aus der Komfortzone“, wie er es nennt. So verliess der Inhaber einer Speditionsfirma vor einem Jahr sein gewohntes Umfeld rheinaufwärts, wo bereits seit elf Jahren wohnt. „Ich möchte mehr, vielleicht mal in der interregionalen 2. Liga trainieren“ so der Trainer, der aktuell das B-Diplom anstrebt und in der Freizeit nebst seiner Familie eine Vorliebe für gute Zigarren hat. „Es ist zwar nur 4. Liga, aber hier kann ich Cheftrainer sein, muss mich um nichts anderes kümmern“, so Torregrosa und windet dem FCR ein Kränzchen. „Der Zusammenhalt ist super, alle helfen mit, das macht den Rheintaler Fussball schon speziell“, so der Übungsleiter. Er spricht von einer schwierigen Vorbereitung, in der trotz Corona stets 16 bis 18 Spieler ins Training kamen, vom holprigen Saisonstart mit der Niederlage in Montlingen und von einer kontinuierlichen Steigerung in den darauffolgenden Spielen. Den Punkt in Heiden mit einem Mann weniger bezeichnet er als „Schritt vorwärts“. Der Fan des FC Barcelona und zweifache Familienvater sieht das positive nach einer hitzigen Partie. Die Impulsivität weicht einem reflektierten und ordnenden Blick zurück auf ein schwieriges Spiel. Ein Punkt für die Moral - selbsterklärend, dass er den Abend mit einer guten Zigarre ausklingen lässt.  

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