In seinem Clip taucht Zünd nicht auf

Gert BrudererChristian Zünd spielt Schlagzeug. Für den Leiter einer Band ist das untypisch. Kommt hinzu, dass in dem Jazz-Rock-Trio keiner singt. Textbotschaften lassen sich mit der Musik also nicht vermitteln.Statement gegen EintönigkeitIndem die Band ihren neuen Song «Blinded» mit einem ambitionierten, künstlerisch hochwertigen Animationsfilm verbindet, lässt sich trotzdem eine Meinung oder Haltung äussern, zumindest assoziativ. Die Kernbotschaft ist leicht erahnbar. «Blinded» ist ein Statement gegen gesellschaftliche Eintönigkeit, gegen kollektives Voranschreiten im Takt, oder – positiv ausgedrückt – ein Plädoyer für das Nebeneinander verschiedener Lebensentwürfe und insofern auch für gegenseitigen Respekt und Toleranz. Musikalisch drückt Christian Zünd dies mit ungewöhnlichen Rhythmen aus, die speziell für Nichtschlagzeuger ziemlich anspruchsvoll sein dürften.Nicht in den Untiefen des Internets versinkenIn dem hohen künstlerischen Anspruch steckt die Absicht, der zeitlich allzu begrenzten Beachtung aufwendig hergestellter Videoclips entgegenzuwirken. Dem Animationsfilm der Band Initialzündung soll nicht das Schicksal widerfahren, von dem viele lokal und regional bekannte Bands ihr eigenes Lied singen können.«Blinded» soll nicht schon nach kurzer Zeit in den Untiefen des Internets versinken und bald in Vergessenheit geraten, sondern Band und Publikum als Kleinod von bleibendem Wert erfreuen. Die Voraussetzung ist gut, weil Ausnahmetalente den Videoclip produzieren.Den Trickfilm machen zwei KönnerVom Schlagzeuger der Band Too Mad bekam Christian Zünd den Kontakt zu dem Basler Kilian Vilim vermittelt, der mit dem Berner Etienne Mory zusammenarbeitet und eine gewisse Erfahrung mit Animationsfilmen, aber auch mit Preisen hat. Kilian Vilim hat einige gewonnen und war für den diesjährigen Schweizer Filmpreis (Kategorie Animationsfilm) nominiert, was immerhin 10000 Franken einbrachte.Christian Zünd hegt die Hoffnung, der Videoclip werde an Festivals vorgeführt, was die Schöpfer des Filmes schon angesichts des gewaltigen Aufwands verdienten.Endbearbeitet wurde der Song in New YorkUnter anderem der Verein St. Galler Rheintal unterstützt das Clipprojekt. Um das Budget nicht zu überschreiten, hat die Band den Song im Heimstudio eines Balgacher Kollegen hergestellt und ihn selbst abgemischt. Sodann wurde der Song in New York durch Nate Wood gemastert, das heisst endbearbeitet. Christian Zünd staunt über den Preis von nicht einmal hundert Franken – ausgezeichnet investiertes Geld, denn beim Hören über eine gute Anlage, sowieso mit Kopfhörern, sei ein grosser Unterschied feststellbar, sagt Christian Zünd. Er kennt zwar Nate Wood nicht persönlich, freut sich aber über dessen früheres Wirken als Schlagzeuger bei Tigran Hamasyan, einem stark rhythmisch arbeitenden Pianisten, dessen Fan der Altstätter Schlagzeuger ist.Christian Zünd und die Band Initialzündung haben 2018 eine EP und im Jahr darauf ihre erste CD herausgebracht. Während der Pandemie erging es dem Schlagzeuger und seinen Bandkollegen wie vielen Musikerinnen und Musikern: Nichts ging mehr. Christian Zünd dachte: «Es muss danach etwas Besonderes kommen.»Vermutlich Mitte Juli wird der neue Song samt Videoclip auf Youtube aufrufbar sein. HinweisFür Samstag, 2. Juli, 21.30 Uhr, ist ein Anlass in Balgachs «Bierhalle» geplant. Am Konzert wird auch der (dann noch nicht ganz fertige) Videoclip ein Thema sein.