29.09.2020

In die Welt der Tropen eintauchen

Im Rahmen des Ferienpasses am Alten Rhein besuchten 16 Jugendliche das Tropenhaus im Botanischen Garten bei Nacht.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Die Dämmerung hat Einzug gehalten, als Gartenpädagogin Judith Untersee am Montagabend 17 Kinder und Jugendliche sowie zwei Begleiterinnen in das Tropenhaus im Botanischen Garten in St. Gallen führt. Schwüle Luft schlägt einem entgegen, ebenso der Duft von feuchter, modriger Erde. Rundherum pfeift und trillert es. Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Immer mehr Grüntöne unterscheiden sich. Und mitten drin die majestätische, weisse Blüte der Riesenseerose Victoria.Jeweils während der ersten Herbstferienwoche organisiert der Verein Ferienpass Am Alten Rhein für Schulkinder der ersten bis siebten Klasse eine spannende, abwechslungs- und auch lehrreiche Ferienwoche. Rund 260 Kinder und Jugendliche aus den Schulgemeinden Thal, Rheineck und St. Margrethen können an über 120 Kursen aus den verschiedensten Bereichen teilnehmen.Beobachten, lauschen und entdecken«Es ist megacool, die Pflanzen nicht nur anzuschauen, sondern auch berühren zu dürfen», sagt die elfjährige Noemi aus St. Margrethen. «Besonders interessant finde ich die längliche Kannenpflanze und ihre Taktik, an Nahrung zu gelangen.» In den Blättern der fleischfressenden Pflanze sammelt sich Regenwasser. Die farbigen Blätter locken Insekten an. Setzt sich ein Insekt auf den rutschigen Rand der Kannenpflanze, fällt es hinein, ertrinkt und wird verspeist.Die Pflanzen und Tiere des Tropenhauses sind für die zehnjährige Sophie aus Thal keine Neuheit mehr und doch lernt sie bei jedem Besuch wieder dazu. «Ich bin jedes Mal von der grossen Vielfalt unter den Pflanzen begeistert.» Bei Nacht sehe man nicht viel von der Umgebung, sobald man aber das Licht der Taschenlampe auf etwas richte, erkenne man viele bemerkenswerte Details. «Der Hirschgeweihfarn hat mich besonders fasziniert», sagt Sophie. Er wurzelt nicht am Boden, sondern an anderen Pflanzen und wächst ohne Bodenkontakt. Mit seinen Blättern formt der Hirschgeweihfarn grosse Trichter, in denen er herabgefallenes Laub und Exkremente von Tieren sammelt. Der Humus, der sich daraus entwickelt, dient als Nährstoff und Wasserspeicher.Die Blätter der Pflanze können sich bewegenFür den elfjährigen Nevio aus Rheineck war es nicht der erste Besuch im Botanischen Garten und dem Tropenhaus. «Bei Nacht war ich aber noch nie hier», sagt der Schüler. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht sei gewaltig. Er habe viel Neues gelernt: «Ich bin beeindruckt von der Mimosa und ihrem Schutzmechanismus.» Werden ihre Blätter berührt, erschüttert oder vom Wind gestreichelt, klappen sie schnell zusammen und hängen herunter. Wenn die abrupte Bewegung ihre Fressfeinde nicht erschreckt und in die Flucht schlägt, dann wirken die schlappen Blätter zumindest nicht mehr attraktiv zum Fressen.Während der Führung pfiff es ständig. Nach und nach kamen die Teilnehmer der Ursache auf den Grund. Der kleine Pfeiffrosch pfeift, um sein Territorium von einem Quadratmeter gegen Feinde zu verteidigen.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken

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