07.12.2018

In 20 Jahren von drei auf 130

Die Karl Storz Endoskop GmbH beschäftig weltweit 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 130 arbeiten in Widnau. Vor 20 Jahren hat Oskar Köppel das Rheintaler Unternehmen gegründet.

Von Interview: Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Interview: Susi MiaraAm 30. November wurde Oskar Köppel im Rahmen einer Firmenfeier offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Die 130 Angestellten aus 29 Nationen überraschten ihn mit einer speziellen Abschiedsfeier. Oskar Köppel, vor 20 Jahren legten Sie den Grundstein zur heutigen Firma Karl Storz Endoskop GmbH. Können Sie etwas zu den Anfangszeiten sagen? Es war genau am 1. Juli 1998. Die ersten drei Monate sass ich allein in einer grossen Halle. Ich hatte nur meinen Gartentisch, meinen Gartenstuhl, ein Handy, einen Schreibblock und einen Kugelschreiber. Maschinen, Werkzeuge, Tische, Stühle, Büromöbel und Hilfsmaterial mussten noch bestellt werden. Am 1. November haben dann die ersten drei Mitarbeiter, unter ihnen auch meine Frau Marina, angefangen. Um mit der Produktion starten zu können, musste ich bei Swiss Optik eine gebrauchte Maschine mieten, weil meine Bestellung verspätet ankam. Wie kam es eigentlich zum Kontakt mit der Firma Karl Storz Endoskop GmbH? Damals hiess die Firma Storz Medinventio. Ich habe 23 Jahren bei der Firma Fisba Optik in St. Gallen gearbeitet. Die letzten 14 Jahre war ich Leiter der Optikabteilung und direkter Ansprechspartner der Firma Storz. Die Fisba Optik war der wichtigste Zulieferer der Firma Storz. Als ich beschloss, mich selbstständig zumachen, fragte ich unter anderem auch bei der Firma Storz, ob ich für sie Arbeiten ausführen darf. Sybille Storz hat mir dann das Angebot gemacht, eine Niederlassung der Storz in der Ostschweiz aufzubauen. Sie wollte sich von der Fisba Optik unabhängig machen und versuchte gleichzeitig zu verhindern, dass ich mit meinem Wissen zur Konkurrenz gehe. Was sprach für den Standort Widnau? Das war ein reiner Zufall. Auf der Suche nach einer 500 bis 700 Quadratmeter grossen Produktionsfläche haben wir ein Inserat geschaltet. Darauf erhielten wir 60 Angebote aus der Region zwischen St. Gallen und Buchs. Gemeinsam mit dem Betriebsleiter und dem Finanzchef vom Hauptsitz in Tuttlingen in Deutschland haben wir vier Objekte ausgesucht und uns dann für die Halle im DLZ-Gebäude der SAW an der Birkenstrasse entschieden. 1200 Quadratmeter erschien uns zuerst recht gross. Unser Ziel war es zu wachsen. Deshalb haben wir den Zehn-Jahres-Vertrag unterschrieben. Nach zehn Jahren wurde es im DLZ-Gebäude dann doch zu eng? Bereits nach acht Jahren. Bei der SAW hatten wir keine Möglichkeit, weitere Räume dazuzumieten. Zufällig stand dann die ehemalige Firma Beldona zum Verkauf. 2007 hat die Karl Storz GmbH die Liegenschaft erworben und im Mai 2007 sind wir mit 65 Mitarbeitenden eingezogen. Sie konnten am Anfang aber nicht die ganze Liegenschaft selbst nutzen? Im Zwischengeschoss war noch die Firma Pharmapool eingemietet. Nach drei Jahren haben wir den Vertrag mit ihr nicht mehr verlängert und konnten im Jahr 2011 unsere Produktion auf 3000 Quadratmeter ausbauen. 2011 war ein schwarzes Jahr für die Schweizer Wirtschaft. Nicht aber für Sie. Die Karl Storz GmbH hat sogar Stellen ausgeschrieben. Wie war das möglich? Wir haben permanent Leute eingestellt. Heute sind es 130 Angestellte, davon 112 Frauen. Natürlich haben wir auch regelmässig Lehrlinge ausgebildet. 112 Frauen aus 29 Nationen geht das gut? Ab und zu gibt es da schon Streit. Ich musste auch schon dazwischen gehen. Man muss einfach hart und konsequent bleiben. Bei Ihren Mitarbeitenden waren Sie aber sehr beliebt. Für die Abschiedsfeier haben Ihre Mitarbeiterinnen für Sie ein internationales Buffet zusammengestellt, viele haben sogar selbst gekocht und gebacken. Ja, das war auch für mich eine grosse Überraschung. Was macht einen guten Chef aus? Präsent sein. Ich bin jeden Tag durch die Abteilungen gelaufen und habe mit meinen Angestellten geredet. Manche warfen mir aber vor, ich sei zu nett. Das glaube ich nicht. Wenn es nötig war, konnte ich durchgreifen. Ich denke, ein guter Chef muss seinen Mitarbeitern zuhören und wenn es nötig ist, helfen. Warum arbeiten bei der Karl Storz GmbH so viele Frauen? Frauen haben bei der Arbeit mit so kleinen Teilen mehr Geduld und Fingerspitzengefühl. Manche Teile, die die Frauen unter dem Mikroskop zusammenkitten, sind nicht grösser als 0,5 Millimeter. Ende November haben Sie ein gesundes Unternehmen der neuen Geschäftsleitung übergeben. Wie geht es mit der Karl Storz GmbH weiter? Ich hoffe, dass es gut weitergeht. Sicher ist, dass die Firma Storz am Standort Widnau festhalten, diesen sogar ausbauen will. Storz beschäftigt weltweit in 40 Ländern und 46 Vertriebs- und Marketinggesellschaften 7500 Mitarbeiter. In jedem Endoskop von Storz sind zwei optische Teile, die nur in Widnau hergestellt werden. Somit ist der Standort Widnau strategisch sehr wichtig. Wie sieht Ihre Zukunft aus? Wird es nicht langweilig? Ich werde bei der Firma WZW, wo ich bereits seit neun Jahren im Verwaltungsrat sitze, ab Januar ein 40-Prozent-Pensum in der Projektbetreuung übernehmen.

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