02.05.2021

«Impro macht einfach Spass»

Am Improvisationsworkshop im Diogenes lernten die Teilnehmerinnen auch viel über sich selber.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Altstätten Samstagnachmittag, Augenschein im Atelier des Diogenes-Theaters. Ein Mädchen steht in der Mitte des Raumes: Unschwer ist zu erkennen, dass sie vor einem imaginären Spiegel steht und sich die Haare kämmt.Ein zweites Mädchen kommt dazu und will ihr etwas verkaufen: Nicht nur der Ort ist jetzt ein anderer, auch das erste Mädchen hat jetzt eine andere Person zu spielen und entsprechend zu reagieren. Das dritte Mädchen bringt wieder eine neue Geschichte in einer anderen Szenerie, mit wiederum neuen Charakteren ins Spiel. Schnelles Umdenken und Einstellen auf die neuen Situationen sind gefragt. So entstehen, bis sieben Mädchen dabei sind, sieben neue Geschichten. Indem die Mädchen in der gleichen Reihenfolge den Schauplatz wieder verlassen, werden die Handlungen von der vorhergehenden Geschichte wieder aufgenommen und ein weiteres Kapitel hinzugefügt, bis am Schluss das erste Mädchen wieder alleine in der Mitte des Raumes vor dem imaginären Spiegel steht. «Jeder trägt was zur Geschichte bei»«Die Mädchen machen das sehr gut», lobt Claudia Ehrenzeller. Sie leitete am Samstag erstmals im Diogenes einen eintägigen Improvisationsworkshop für Jugendliche. Die Heerbrugger Oberstufenlehrerin, die zurzeit eine Theaterpädagogik-Ausbildung absolviert, also auch mit dem klassischen Theater vertraut ist, sagt: «Ins Improtheater bin ich sozusagen hineingestolpert.»Seit 2014 ist sie Mitglied des Improvisationstheaters «tiltanic» St. Gallen: «Es macht einfach sehr viel Spass. Ich staune immer wieder wie viele Ideen und Geschichten in uns stecken.» Das schöne am Impro-Theater sei, dass jeder zur Geschichte beitrage und der Verlauf nicht von einer Person gesteuert werde. Im Workshop gibt sie Tipps und Tricks wie man Handlungen vorwärtstreiben und wie man etwas verständlich darstellen kann. Am morgen wurde zuerst ohne Sprache gearbeitet.Das erhöht die Aufmerksamkeit gegenüber dem Mitspieler, weil man sich auf dessen Körpersprache einlassen muss. Dass man wegen der Maske die Mimik nicht sehen kann, ist für Ehrenzeller nicht entscheidend: «Man muss einfach etwas konzentrierter bei der Sache sein, besser hinschauen.» Aber klar freue sie sich, wenn man einst die Mimik der Mitspieler wieder sehen könne. Ein gängiger Spruch ist: Scheiter heiterAm Nachmittag war dann auch die Sprache Bestandteil der Übungen. Die Kursleiterin vermittelte Techniken, die helfen, dass flüssige Geschichten entstehen. «Es geht ums Ausprobieren, dass man sich wagt. Funktioniert etwas nicht, ist das egal und man probiert es nochmals. Scheitern kann eine Chance sein», sagt Claudia Ehrenzeller. Ein gängiger Spruch im Impro-Theater sei: «Scheiter heiter.» «Wichtig ist, dass man einander in der Gruppe vertraut und niemanden an den Pranger stellt», sagt Claudia Ehrenzeller und weiter: «Und das hat bei diesen dreizehn Mädchen sehr gut geklappt, obwohl sie sich teilweise untereinander nicht kannten.»Die Teilnehmerinnen selber wussten in der Schlussrunde nur Positives zu berichten – sprachen dabei aber ganz unterschiedliche Punkte an. Irene Weder, die im Diogenes Vorstand das Freizeit-Programm betreut, freute sich, dass sich auf Anhieb dreizehn Mädchen meldeten. «Buben wären natürlich auch willkommen gewesen. Vielleicht das nächste Mal», lacht sie. «Dass wir Angebote für alle Altersgruppen im Programm haben, ist mein Ziel», sagt Weder. Und wenn 11- bis 16-Jährige in einer Gruppe soviel Spass miteinander haben, wie es in der letzten Übung ersichtlich war, dann gefiel das Angebot definitiv. 

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