Max TinnerFasnacht ist zumindest teilwei- se uraltes Brauchtum. Dem wurden die Röllelibutzen vor zwei Wochen gerecht, als sie zum 100-jährigen Bestehen ihres Vereins ein grosses internationales Brauchtumstreffen durchführten. Und der reguläre Fasnachtsumzug gestern bot ebenfalls viel fasnächtliches Brauchtum.Hexen, Perchten und GuggenUnter den 80 Gruppen – so gross war der Altstätter Umzug noch kaum je! – hatte es auffällig viele Hexen- und Perchtengruppen. Die Perchten sehen sich zwar nicht als Fasnachtsgruppen; ihre Zeit sind die Rauhnächte um den Jahreswechsel. Die archaische Motivation dahinter, die Winterdämonen auszutreiben, gibt es aber auch in der Fasnacht, weshalb sie durchaus in einen solchen Umzug passen. Zwei dieser Gruppen hatten eine besonders lange Anreise: die Stefani-Perchten aus Salzburg und die Koranti Hajdani aus dem Osten Sloweniens.Aber auch Guggenmusiken sind von weit her ins Rheintal gekommen: aus dem Wallis, aus Basel, aus dem Berner Oberland, aus der Innerschweiz und aus Zürich. Das zeigt, welchen Stellenwert die Altstätter Fasnacht mittlerweile in der helvetischen Fasnachtslandschaft geniesst. Dies ist sicherlich das Verdienst der Röllelibutzen, die die Altstätter Strassenfasnacht jeweils organisieren.Das Thema der Rheintaler: Das Spital AltstättenIn der Grösse des diesjährigen Umzugs gingen die einheimischen Gruppen fast ein wenig unter. Manche von ihnen setzten sich mit Sujets zum aktuellen lokalen Geschehen allerdings doch publikumswirksam in Szene – wobei es gleich bei dreien ums Spital Altstätten ging, dessen Schliessung erneut droht. Die Diepoldsauer Fasnachtsgesellschaft Gula-Gula hat das Thema dabei grad mit dem umstrittenen Gemüsehallenprojekt verknüpft. Mit Hans Rohner, der sich zwischen zwei Gruppen am Umzugsende eingegliedert hat, protestierte ein weiterer Diepoldsauer gegen die drohende Spitalschliessung: «Spital Altstätten – was passiert mit dir? Du bist ja so gesund!», war über seinem Oldtimertraktor zu lesen. Und auch Altstättens Fasnachtmontag-Clique hat das Spital zu ihrem Thema gemacht. Ihr Wagen kam als überdimensionales Spitalbett daher. An der Seite stand zu lesen: «In der Bettenwahl sind wir frei – wir hätten eins, franko frei.»Die Fasnachtmontag-Clique wird heute um 16 Uhr auf dem Rathausplatz nochmals nachhaken und ausserdem den Kindern Orangen und Chips verteilen. Um 19.30 Uhr wird sie auf der Breite Gerstensuppe ausschenken und ihren Böögg verbrennen. Der Fasnachtsdienstag ist dann der Tag der Röllelibutzen: mit einem letzten Umzug und vielen Polonaisen.HinweisViele weitere Bilder vom Altstätter Jubiläumsfasnachtsumzug auf www.rheintaler.ch unter Bilderstrecken.