Am Dienstagmorgen, gegen acht, erstreckt sich die Kolonne beim Kriessner Grenzübergang über die ganze Brücke. Wer Einlass in die Schweiz begehrt, hat kurz anzuhalten und nachzuweisen, dass er einreisen darf. Fast alle Autos haben eine Österreicher Nummer. In der Gegenrichtung ist kaum jemand unterwegs.Die Kontrollen dauern durchschnittlich zehn, fünfzehn Sekunden. Der Lieferwagen, der 45 Sekunden beim Zollhaus stillsteht, ist die Ausnahme. Kurz nach acht rollen mehrere Lastwagen herbei.Grenzübergang Schmitter am falschen OrtGanz anders das Bild beim Schmitter-Zoll. Lange Zeit kein Fahrzeug, dann ein Auto, bald ein Velo, später ein Lastwagen.Grenzwächter? Kontrollen?Keine Spur.Auf dem Velo, das aus Richtung Österreich herbeirollt, sitzt der Diepoldsauer Otmar Spirig. Kurz und bündig sagt er: «Alles wie gehabt.» Spirig hatte den Schmitter Zoll bis nach Österreich aus reinem Gwunder passiert. Angesichts der 110 Hektaren Vorarlberger Boden, die der Ortsgemeinde Schmitter gehören, meint Spirig scherzhaft, der Grenzübergang sei sowieso nicht am richtigen Ort.Viel weniger Autos in DiepoldsauGeändert hat sich der Alltag im Dorf. Zwei Autos stehen auf der Kreuzung vor den Lichtsignalen, es hat kaum Verkehr. Oder täuscht der Eindruck?Nein, meint RTB-Buschauffeur Zlatan Djurdjevic, dessen Dienst bereits vor fünf begann. Sowohl zwischen Altstätten und Buchs, als auch nun zwischen Heerbrugg und Diepoldsau sei sehr viel weniger Verkehr als sonst. Im nach acht in Heerbrugg abgefahrenen Bus nach Diepoldsau sassen zwei Fahrgäste. Ältere Menschen blieben jetzt eher daheim, das sei spürbar.Bus angeschrieben mit «Hohenems – Emspark»Kurz nach der Begegnung mit Zlatan Djurdjevic rollt der nächste Bus herbei. Vorne ist die Zielanzeige «Hohenems – Emspark» zu lesen. Hohenems? Hiess es nicht, für den öffentlichen Verkehr sei die Landesgrenze Endstation?Hans Koller, Leiter Markt bei Bus Ostschweiz, sagt, die nach bisherigem Fahrplan nach Vorarlberg fahrenden Busse werden wohl noch ein paar Tage mit der falschen Zielanzeige versehen sein. Gegenwärtig sei man damit beschäftigt, alle Fahrpläne neu zu erstellen. Bei dieser Gelegenheit würden alle Zielanzeigen angepasst, was technisch nicht ganz einfach sei.Zahl der Bus-Fahrgäste sehr stark gesunkenNeuste Fahrgastzahlen liegen zwar noch keine vor. Schon jetzt ist aber klar, dass ein drastischer Einbruch hinzunehmen ist.Geschlossene Schulen, ein weitgehend ausbleibender Pendlerverkehr und daheim bleibende ältere Menschen haben wesentlichen Anteil am Rückgang der Frequenz. Vielleicht auf ein Fünftel ist sie geschrumpft. Bedeutsam ist der Busverkehr für Fahrgäste, die den öffentlichen Verkehr fürs Einkaufen benützen, beispielsweise für die Fahrt zum Einkaufszentrum.Vor dem «Rheinpark» in St. Margrethen ist eine Frau kurz nach der Ladenöffnung damit beschäftigt, den Kofferraum ihres Autos mit Mineralwasser vollzustopfen. Drinnen sind die Restaurants und mehrere Läden korrekt geschlossen. Vor der Rheinpark-Migros wacht eine Angestellte darüber, dass sich gleichzeitig maximal 200 Kundinnen und Kunden im Laden aufhalten.In Diepoldsau, wo die Migros- Ladenfläche sehr viel kleiner ist, dürfen es höchstens sieben sein. In der Warteschlange steht Schlagzeuger Carlo Lorenzi, gut gelaunt wie alle. Weil er nicht mehr unterrichten darf, nutzt er die Zeit, um überall «Beats und Grooves zu sammeln», die er dann den Schlagzeugschülern schickt.Die ebenfalls wartende Ottilia Breu erklärt gelassen: «Do gwöhned mer üs dra i dä nöchschte vier Woche – kei Problem.»Passender Hinweis auf Altstättens BreiteGeht es darum, sich mit Gütern des täglichen Bedarfs einzudecken, ist man nach wie vor gut bedient. Der «Rheinpark» hat den Vorteil, dass neben zwangsweise geschlossenen Läden gleich mehrere offen sind, sogar der Blumenladen. Das erklärt der Zentrumsleiter damit, dass «Florissimo» kein eigenständiger Laden sei, sondern zur Migros gehöre – und die ist ja offen. Ebenso der Denner, der Kiosk, die Apotheke.In Heerbrugg stehen beim Einkaufszentrum Am Markt sogar ein paar Gemüsemarkt-Stände und in Altstätten rechtfertigt das trotz Corona vorhandene Angebot nach wie vor einen Spaziergang mit Einkaufstasche durchs Städtli. Mehrere kleinere Geschäfte – Gmüesler, Apotheken, Bäckereien, auch der Claro – sind wie alle grossen Detailhändler offen.In den Breite-Kreisel biegt ein Spitex-Auto ein. Die Lenkerin trägt eine Atemschutzmaske.Das Spitex-Auto fährt an einem Plakat der Stadt vorbei. «Der digitale Dorfplatz in der Stadt Altstätten – für ein cleveres Zusammenleben» steht da geschrieben.Altstätten macht seit einem guten halben Jahr bei Crossiety mit – als hätte man den Rückzug der Gesellschaft in die eigenen vier Wände schon im letzten Jahr vorausgesehen.