30.04.2018

Immer nervös, wenn die Buben spielen

Der FC Montlingen gerät in Widnau schon früh hoch in Rückstand und verliert 1:4. Der Montlinger Trainer Andreas Lüchinger und der Widnauer Verteidiger Daniel Lüchinger sind Brüder. Ihre Mutter ist am Schluss nicht glücklich.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Die vierköpfige Familie Lüchinger aus Kriessern ist an diesem Sonntagnachmittag vollzählig auf dem Sportplatz Aegeten in Widnau: Die Eltern Maria und Romeo am Spielfeldrand, der ältere Sohn Andreas (34-jährig) als Trainer des FC Montlingen und Daniel, der ein Jahr jünger ist, als Verteidiger und Captain des FC Widnau.Widnau gewinnt, aber die Mutter ist nicht glücklich: «Der FC Montlingen hätte die Punkte nötiger gehabt, denn die Mannschaft von Andreas kämpft gegen den Abstieg. Ich hoffe, dass sein Team in den nächsten Spielen erfolgreicher ist und dem Abstieg noch entgehen kann.»Schon Mitte der ersten Halbzeit liegt Montlingen entscheidend 0:3 hinten. Andreas beweist Mut und wechselt noch vor der Pause zwei Spieler aus. Zum Umschwung reicht das nicht, nur zum Ehrentreffer. Montlingen bleibt nach dieser Niederlage unter dem Strich. Daniel auf der Gegenseite zeigt als Innenverteidiger die gewohnt solide Leistung und lebt immer wieder seinen Offensivdrang aus. Die Verwarnung für ein unnötiges Foul im Mittelfeld ist der einzige Minuspunkt. Widnau steht dank diesem Sieg wieder an der Tabellenspitze.«Ich kann nicht sagen, woher der Name kommt»Maria Hutter und Romeo Lüchinger wachsen in Kriessern auf, gehen dort in die gleiche Klasse und lernen sich später im «Pony», dem Treffpunkt für die Jungen im Dorf, so richtig kennen. Später heiraten sie. Romeo spielt Fussball, die längste Zeit bei Montlingen, die letzten Jahre seiner Karriere beim FC Widnau.Aber im Rheintal kennt ihn niemand unter dem Namen Romeo, alle rufen ihn Celli. «Im Ernst: Ich kann nicht sagen, woher dieser Name kommt», sagt er, «in der Schulzeit haben mich die Mitschüler so genannt – und das ist geblieben.» Selbst sein Sohn Andreas wird jetzt Celli gerufen. Maria Lüchinger erinnert sich: «In unserem Garten stand ein Fussballtor. Fussball war unseren Buben wichtig, wichtiger als die Schulaufgaben.» Und so kommt es, dass die zwei Buben aus der Turner- und Ringer-Hochburg Kriessern nach Montlingen fahren, um dort Fussball zu spielen. Die Mutter ist überzeugt: «Fussball ist eine ausgezeichnete Lebensschule. Da lernen die Kinder Disziplin und Anstand.»Die Wochenenden verbringen die Eltern Lüchinger auf dem Fussballplatz. Seit sich die Fussballwege der beiden Buben getrennt haben, gibt es zwei Spiele pro Wochenende. Und wenn sich die Spielzeiten überschneiden, dann trennen sich die Eltern.Ob sie gemeinsam am Spielfeldrand stehen wie am letzten Sonntag in Widnau oder ob sie gelegentlich einmal getrennt unterwegs sind, spielt im Befinden der Mutter keine Rolle: «Ich bin immer nervös, wenn die Buben spielen.»Ein neues Leben für das Ehepaar LüchingerLüchingers Wochenende gehört dem Fussball. Da entspannen sich die beiden von der strengen Arbeitswoche. Die beiden betrieben eine Bäckerei in Kriessern. «Während fast dreissig Jahren hatten wir eine 70-Stunden-Woche», blickt der Bäcker zurück, und seine Frau ergänzt: «Seit November letzten Jahres ist das vorbei. Wir sind jetzt pensioniert. Für uns hat ein völlig neues Leben begonnen.»Maria Lüchinger ist noch nicht einmal sechzig. Engagiert ist sie auch ohne Bäckerei. «Mein Mann und ich, wir haben ein Leben lang gemeinsam gearbeitet, und wir arbeiten auch jetzt noch gut zusammen», sagt sie. Im Moment bauen sie im Haus um. Und sie können jetzt vermehrt gemeinsame Wanderungen ins Riet unternehmen. Auch im Tagesablauf hat sich einiges geändert: «Ich geniesse es, den Haushalt ohne Eile zu besorgen.» Und dann sind da noch die Aufgaben einer Grossmutter: «Ich hüte gerne unsere Enkelkinder. Das dritte ist unterwegs.»Damals hat Maria den Fussballer Celli geheiratet. Sie ist mit beidem glücklich: Mit dem Mann und dem Fussball.

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