Das Leben des 49-Jährigen ist von Dynamik geprägt. Er möchte sehen, dass er fit ist, kann das Velo bei Bedarf auch buckeln, um es auf den Berg zu tragen. Viele Touren hat der Sohn eines früheren Altstätter Stadtrats ausführlich beschrieben.Seine beiden Firmen haben mit dem Hobby viel zu tun. Outkomm erledigt Pressearbeit für Marken und Tourismusregionen, Outdoor Publishing ist bekannt für seinen Outdoor Guide.2020 war kein gutes JahrIm Outdoor Guide, der 2004 erstmals erschien, finden sich Tourentipps, Reportagen, Produkttests in Labor und Praxis sowie Hintergrundwissen zum Themenkreis Mensch, Natur, Technik. Wie das Umfeld sich verändert, lässt bereits das Schicksal dieses Guides erkennen. Dieses Jahr wird das langjährige Druckerzeugnis in ein reines Onlineprodukt umgewandelt.Aufgegeben wurde «Seek», ein Outdoor-Magazin, das Jürg Bu-schor sechsmal verantworten durfte. In einer Auflage von 330000 Exemplaren wurde «Seek» jeweils der «Sonntagszeitung» und der «Schweizer Familie» beigelegt. Den Auftrag für ein weiteres Produkt, das «Bergwelten»-Magazin, verlor Jürg Buschor, weil die bisherigen drei Ausgaben (Deutschland, Österreich, Schweiz) zusammengelegt wurden und die vom Altstätter betreute Schweiz-Ausgabe somit entfällt. Jürg Buschor sagt: «2020 war kein gutes Jahr.»Neue Ideen, neue ProdukteDer Outdoor-Spezialist war als Biker stets ambitioniert, trainierte viel. Er suchte auf dem Velo nie Gemütlichkeit, sondern die neue Herausforderung. Als Unternehmer ist ihm, anders als im Sport, nicht nur die Leistung wichtig, sondern selbstverständlich auch das Resultat.Zwar ist er generell nicht jemand, der sich unbedingt in der Komfortzone aufhalten müsse, aber nicht in ihr zu sein – er lächelt – plane er nicht unbedingt. Hingegen sorgt er laufend vor, indem er immer wieder Neues ausprobiert und mit neuen Produkten allfällige publizistische Rückschläge auszugleichen versucht.Das vor drei Jahren lancierte Bike-Magazin «Born» sei gut angelaufen, und das Kundenmagazin «Inspiration» ermögliche schöne Hintergrundartikel, frei von finanziellem Druck. Wandertouren im Videoformat sind inzwischen ebenso selbstverständlich wie die Durchführung von Produkttests und deren Beschreibung, wobei mit der technischen Universität München zusammengearbeitet wird. Beiträge, die so entstehen, erscheinen in Zeitschriften und Zeitungen wie beispielsweise der «NZZ am Sonntag», die unter anderem über Unterschiede bei Skischuhen berichtete.Von zunehmender Wichtigkeit sind Themen wie die Nachhaltigkeit von Textilprozessen, so genannte Fairware (also die Bedingungen, unter denen Produkte entstehen), die Herkunft von Wolle in Outdoor-Bekleidung oder die Bedeutung von bestimmten Labeln.Mammut war dererste grosse KundeObschon Jürg Buschor mit dem Outdoor Guide schon 2004 seine eigene Zeitschrift herausgab, war er damals noch ein Angestellter. Während knapp fünf Jahren baute der für die italienische Firma Oberalp (mit den bekannten Marken Salewa und Dynafit) die internationale PR auf. Seine erste eigene Firma entstand 2008. Ein Magazin, Kommunikationsdienstleistungen im deutschsprachigen Raum und topografische Tourenkarten für Mountainbike, Ski und Snowboard – «mehr Liebhaberei als Geschäft» – bildeten die Geschäftsgrundlage.Als sich Jürg Buschor mit Erfolg für einen Auftrag von Mammut beworben hatte, war dies der Beginn einer zehnjährigen Zusammenarbeit mit dem bekannten Hersteller von Bergsport-, Kletter-, Outdoor- und Schneesport-Ausrüstung. Ein erster Mitarbeiter wurde angestellt, in München.Auch ein Familienprojekt fiel in die Anfangszeit: 2010 begab sich Jürg Buschor mit seiner Frau und den drei damals noch kleinen Kindern mit dem Bike auf den Jakobsweg – mit dem Ergebnis, dass ein praktischer, beim AT-Verlag erschienener Führer entstand. Überhaupt steckt viel Leidenschaft in verschiedenen Büchern. Gerade neu aufgelegt wird das von Jürg Buschor verfasste Werk «Singletrails in den Schweizer Alpen – die 100 schönsten Mountainbike-Touren», das ebenfalls im AT-Verlag erscheint.Nachhaltigkeit ist ihm besonders wichtigHeute arbeiten für Buschor am Hauptsitz in Hinterforst fünf Mitarbeitende, inklusive Bu-schors Gattin, fünf weitere Mitarbeiter sind in München tätig, jemand ist in Innsbruck angestellt. Die Hälfte dieser Jobs sind Teilzeitstellen, hinzu kommt die Zusammenarbeit mit vielen Freelancern, denn Jürg Buschor kauft auch fleissig Reportagen. Er selbst widmet sich heute vorwiegend Produkttests.Es gebe nicht viel, was ihn nicht interessiere, sagt Jürg Buschor, doch nicht alles habe gleich viel Platz in seinem Leben. Die Frage, wie nachhaltig wir leben, beschäftigt ihn speziell. Auch das Interesse an Wohnformen gehöre dazu, an so genannten Tiny Homes zum Beispiel. Sicher sei er nicht dogmatisch, doch bewusst zu leben und Entscheidungen bewusst zu treffen, halte er für wichtig.Gegenwärtig ist ein Verein Mountainbike unter Buschors Mitwirkung in Gründung. Gedacht ist er als übergeordnete Dachorganisation mit dem Ziel, den Dialog mit den betroffenen Gruppen zu führen, also mit Jägern, Naturschutz, Förstern und anderen.Dem Abschalten dient nicht nur das Biken, denn Jürg Buschor kocht auch gern. Er hat dazu vielleicht schon bald mehr Zeit, denn eines hat er in der jüngsten Zeit gemerkt: Nachdem er viele Jahre viel gearbeitet hat, geht es nun eher darum, etwas Freiraum zurückzugewinnen.