Angelika Margadant und Marco Ramsauer stehen sich gegenüber. Nicht zum ersten Mal. Sie kennen sich aus dem Rheinecker Wahlkampf im letzten Jahr. Beide wollten das Stadtpräsidium übernehmen. Die Bürgerinnen und Bürger wählten Urs Müller – mit 531 Stimmen. Er stellt sich an den Erneuerungswahlen im September erneut ihrem Votum.Das Amt wollen Angelika Margadant und Marco Ramsauer Urs Müller nicht streitig machen. Die beiden Parteilosen streben an, mit dem Stadtpräsidenten in einem Gremium der Einheitsgemeinde zu arbeiten: Angelika Margadant als Präsidentin der Schulkommission und Marco Ramsauer als Stadtrat. Beide fordern mit ihrer Kandidatur Amtsinhaber zum demokratischen Wettbewerb heraus.Dynamik in dieSchulkommission bringenAngelika Margadant missfällt das Image, das die Rheinecker Oberstufe hat. «Ich möchte ihren guten Ruf wieder herstellen», sagt sie. Es gibt immer wieder Konflikte. Letztes Jahr gingen acht Lehrpersonen, im laufenden sind es vier. In dreissig Jahren Berufserfahrung im Bildungswesen habe sie es zuvor nicht erlebt, dass eine Lehrperson im laufenden Schuljahr gehen musste. Weiter kritisiert die Kandidatin, dass das vor zwei Jahren gescheiterte Kindergartenprojekt noch nicht neu bewertet wurde, es nach wie vor in der Oberstufe keine Kanti-Vorbereitung gibt und das Qualitätskonzept nicht einsehbar ist.Dem Amtsinhaber und erneut antretenden Oscar Kaufmann traut es Margadant zwar grundsätzlich zu, die Probleme zu lösen, sie ist aber überzeugt, dass dafür eine neue Person nötig ist. Ihrer Meinung nach fehle es der Schulkommission an Dynamik. Sie möchte die ins Gremium bringen, schätzt ihre Voraussetzungen als sehr gut ein.Das Stadtpräsidium gut zu führen, trauten Angelika Margadant letztes Jahr 320 Rheinecker zu. Die Schulkommissionspräsidentin ist in ihren Augen nicht die kleine Schwester der Stadtpräsidentin. Als Präsidentin der Einheitsgemeinde hätte Angelika Margadant die Schule sicher auch zum Thema gemacht. Sie hätte darauf gepocht, dass allen Akteuren Gehör geschenkt wird und Brücken zueinander gebaut werden. Veränderung ist ihrer Meinung nach vor allem in der Schulentwicklung nötig. Sowohl in der Organisation als auch beim Personal. «Ich erachte es als riskant, den Schulleiter nur als Geschäftsführer zu sehen», sagt sie. Die Schule funktioniere nicht wie ein Geschäft. «Ich sorge mich darum, dass der Karren an die Wand gefahren wird, sollte es so weitergehen wie bisher.»Parat als Präsident der HafenkommissionIm Wahlkampf um das Stadtpräsidium hat Marco Ramsauer das Städtli sehr lieb gewonnen. So lieb, dass er und seine Frau von Buchs dorthin gezügelt sind. Seinen Arbeitsort hat er von Bern nach Landquart verlegt. Der Metzger hat im April in einem Betrieb der Fleischindustrie die Kaderaufgabe übernommen, die Produktion zu optimieren und zu standardisieren. «Mir gefällt es dort, ich möchte in der Fleischindustrie bleiben», sagt er.Das lässt den Schluss zu, dass Marco Ramsauer sich mit seiner letztjährigen Wahlniederlage abgefunden hat. Er lag mit 115 Stimmen auf dem letzten Platz und ist heute sogar erleichtert, nicht Stadtpräsident geworden zu sein. Bis zur Pensionierung hätte er viermal wiedergewählt werden müssen. «Ich hätte die Gefahr, mit Mitte Fünfzig abgewählt zu werden, angenommen», sagt er. Sie sei ihm aber erst später richtig klar geworden. Dennoch schliesst er es nicht aus, irgendwann noch einmal zu versuchen, Stadtpräsident von Rheineck zu werden. Seine Motivation, Stadtrat werden zu wollen, zieht Marco Ramsauer aus seiner Tätigkeit als Hafenmeister in Rheineck. «Optional wäre ich eventuell der perfekte Mann als Präsident der Hafenkommission», sagt er über das angestrebte Ressort im Stadtrat. Er würde einen neuen Hafenmeister einstellen und selbst Stellvertreter sein wollen.In den Rat möchte sich Marco Ramsauer integrieren. Dazu will er zunächst das System kennen lernen und dann mitgestalten sowie optimieren. Derzeit vermisst er im Stadtrat Transparenz. Urs Müller stehe er einen Coronabonus zu. «Er hatte noch nicht die Chance, sich zu bewähren», sagt er.Vom enttäuschenden Ergebnis im letzten Jahr schliesst Marco Ramsauer nicht auf seine aktuellen Chancen. Damals war er ein Externer und kaum bekannt im Städtli. «Jetzt bin ich ein interner Externer und möchte zum Internen werden», sagt er.Marco Ramsauer verneint, im Stadtrat den kleinen Bruder des Stadtpräsidenten zu sehen. Er erhofft sich, als Mitglied der Kollegialbehörde Einfluss auf seinen früheren Wahlkampfkonkurrenten Urs Müller nehmen zu können. Der Kandidat räumt ein, dass es durchaus Konflikte geben könnte. «Wir sind dafür da, sie zu lösen.» Er finde gern Lösungen.Konkurrenten wollen Ratskollegen werdenSollte Marco Ramsauer im September den Wählerauftrag nicht erhalten, könnte er sich vorstellen, ein anderes Amt im Städtli anzunehmen. Das derzeit nicht besetzte Präsidium der evangelischen Kirchgemeinde käme unter Umständen in Betracht. Als Sprungbrett für das Stadtpräsidium will er dies nicht verstanden wissen. «Jetzt habe ich nur den Stadtrat im Visier.»Im letzten Jahr waren Marco Ramsauer und Angelika Margadant Konkurrenten Urs Müllers. Jetzt streben sie an, mit ihm in der gleichen Kollegialbehörde zu sitzen. Beide sehen kein Hindernis, sind überzeugt, gut miteinander zurechtzukommen.