17.02.2022

Im Wald schöpfte Shem Thomas Kraft für sein neues Album

Der in Diepoldsau aufgewachsene Musiker Shem Thomas veröffentlicht sein Album «8» und spricht über ein einsiedlerisches Kapitel in seinem Leben.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 02.11.2022
Bevor das Bild eines einsamen Wolfes entsteht, sei gesagt, dass es der Singer-Songwriter mit Rheintaler Wurzeln durchaus gesellig mag. Heute erscheint sein zweites Album – es hat den Titel «8» – und er freut sich extrem auf die bevorstehende Live-Tour mit den neuen Songs.Er ist «voll am Start» für alles, was dazugehört, allem voran den Austausch mit dem Publikum. Das fehlte ihm während der Pandemie wie so vieles. «Wir mussten aus unserem Alltagsleben aussteigen.» Gezwungenermassen, da die Umstände dazu führten. Für Shem Thomas gab es aber eine Zeit, mit Anfang 30, da wollte er sich bewusst Zeit für sich nehmen und allein sein. Er hatte seine Wohnung gekündigt, einen alten VW-Bus gekauft und ging in den Wald.Die Erfahrung als Aussteiger prägtEs war sein Wunsch, mehr zu sich selber zu finden, eins zu werden mit allem rund um ihn herum. Thomas Kühnis, wie er bürgerlich heisst, ist in Diepoldsau aufgewachsen und war als Kind gefühlt jeden Tag am Alten Rhein. «Ich merkte früh, in der Natur bin ich daheim.»Als Aussteiger bewegte er sich in der Zentralschweiz, er war unterwegs von Frühling bis Herbst. Dabei war es nicht sein Ziel, nur von Pilzen und Beeren zu leben oder kein Geld mehr zu brauchen. Er wollte damals aus seiner Rolle – beruflich war er als Lehrer tätig – und seiner Lebenssituation heraustreten. «Vom Typ her bin ich jemand, der radikal umsetzt, was er sich vornimmt.» Er stellte sich Sinnfragen: «Was will ich? Wo soll es hingehen?»Die Erfahrungen, die er im Wald machte, finden bei vielen Menschen Anklang, denn die Pandemie löste Ähnliches aus. «Man ist auf sich selbst zurückgeworfen.» Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt, über jene Zeit zu sprechen, sagt der 43-Jährige. Auch, weil er seine Erkenntnisse in den neuen Songs auf den Punkt bringt. In «Mira­cle» heisst es: «No more Disguise – nowhere to run», ohne Verkleidung, ohne fremde Rollen, entfällt auch der Drang, wegzulaufen.In anderen Songs thematisiert er Selbstliebe oder die Klimakrise («Same Boat»), verbunden mit Umweltverschmutzung, die sich Mächtige erkaufen – obwohl sie im selben Boot sitzen.Musik mit persönlichem Einfluss von A bis ZSeit 2014 setzt Shem Thomas auf die Musik. Nach dem Erfolg bei der Castingshow «The Voice of Switzerland», wo er den zweiten Platz erreichte, bekam er einen Plattenvertrag bei Uni­versal Music und erreichte mit der ersten Single «Crossroads» Goldstatus. Es war eine inten­sive Zeit. Die Arbeit für das zweite Album, «8», ging er entspannter an. Shem Thomas verwirklichte seinen Anspruch, ein zu 100 Prozent persönliches Werk zu erarbeiten und hat die eigenen Texte und Melodien zu einem Grossteil auch selbst produziert.Musikalisch bedient er sich bei Reggae-Einflüssen, elektronischen Elementen oder ruhigerem Folk. Dadurch werden die Klangkleider der Songs zu einer Wundertüte, was das Album so interessant und dynamisch macht. Diese stilistische Vielfalt vereinigt er mit seiner markanten, leicht rauen und gleichzeitig warmen Stimme, die den roten Faden ausmacht.So wie er auf seinem Album Gegensätze zu einem Ganzen verbindet, will er neue Blickwinkel aufzeigen und mit der Musik Menschen inspirieren. Seine Songs sollen ermutigen, alle Farben und alle Aspekte des Lebens zulassen zu können.Nichts geht über ein Live-ErlebnisAm besten bringt Shem Thomas seine Botschaft rüber, wenn er live auf der Bühne steht, mit der Gitarre in der Hand – und er zwischen den Songs die Konzert­besucherinnen und -besucher in breitem Tipilzouar Dialekt unterhält. Seine Albumtour startet demnächst und führt ihn auch in die Region. Am 25. Februar spielt Shem Thomas im «Fabriggli», Buchs. Ein Heimspiel im Kinotheater Madlen in Heerbrugg gibt es am 15. September.Hinweis: Tourdaten und Link zum Album: www.shemthomas.com

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