21.02.2019

Im Tempel der Bösen

Kein Schwinger muss am Kantonalschwinget mit leeren Händen nach Hause gehen. Im Gabentempel stehen neben Traditionellem auch Rasenmäher und Kaffeemaschinen. Mitorganisator Tony Burch erklärt.

Von Chris Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Chris EggenbergerVon der Kuhschelle zur Kettensäge, von prachtvollen Holzschnitzereien zu modernen Elektronikgeräten: Mit dem Schwingsport modernisieren sich auch die Gaben an die Schwinger. Etwa ein Drittel seien noch Traditionsgaben wie Schellen, verzierte Möbel oder Schnitzereien, erklärt Tony Burch. Er gehört dem Schwingklub Mittelrheintal an und ist zusammen mit Roland Frei vom FC Widnau verantwortlich für die Organisation der Ehren- und Sachgaben des 105. St. Galler Kantonalschwingets, das im Mai auf der Aegeten stattfindet. Die Gaben sind die Preise, die sich Schwinger gestaffelt aussuchen können – je weiter vorne klassiert, desto grösser ist die Auswahl. Mit den sich diversifizierenden Berufen der Schwinger ändere sich immer mehr auch die Nachfrage im Gabenzelt. «Wir müssen moderner denken», erklärt Burch. Beliebt seien Sportgeräte wie Velos oder Ski, Werkzeuge oder Haushalts- und Gartenartikel. Auch für die jugendlichen Teilnehmer müsse man altersgerechte Preise finden, um die Motivation hochzuhalten. Die Tradition lebt weiterObwohl der Schwingsport in den letzten Jahren moderner und professioneller wurde, ist der Stellenwert von traditionellen Gaben unter den Schwingern weiterhin hoch. Die traditionellen Naturalgaben seien oft immer noch die gefragtesten Produkte im Gabentempel, meint Tony Burch. Der Tempel wird einen Gesamtwert von über 100 000 Franken erreichen. Am Festsonntag wird dieser auch für die Zuschauer des Schwingfests geöffnet sein. Die Wahl ihres Preises ist für die rund 200 Athleten dabei durchaus wichtig, denn traditionell dürfen diese Ehrengaben im Nachhinein nicht verkauft werden. Einzig die Erstrangierten, die einen Lebendpreis bekommen, können diesen gegen einen Barbetrag eintauschen. Während früher viele Landwirte im Sägemehl rangen, kann ein Schwinger heute nämlich nur noch selten einen Stier zu Hause versorgen.Barney sieht den Schwingplatz Fünf Lebendpreise gibt es in Widnau zu gewinnen. Auf den Sieger des Schwingets wartet der Stier Barney, der momentan auf dem St. Anton grast. Mit dem schönsten Ausblick über das Rheintal kann sich der Hauptpreis also auf das Schwingfest freuen. Die zweit- und drittrangierten Schwinger dürfen sich über die Rheintaler Rinder Raduna und Nixe freuen. Auch ein Fohlen und ein Kalb sind für den Gabentempel geplant, diese sind aber noch nicht zur Welt gekommen.Heimspiel für den ehemaligen SchwingerTony Burch trägt das Schwingerblut selbst in sich. Seit Generationen betreibt seine Familie den Sport aktiv. Der Weg ins OK des heimischen Schwingfests war daher ein kurzer. Einen so grossen Gabentempel habe er noch nie organisiert, meint Burch, im Kleinformat habe er aber bereits Erfahrungen sammeln dürfen. Die Aufgabe findet er herausfordernd, aber sehr spannend. Es sei ihm eine Ehre, für die Tradition zu arbeiten, auch wenn viel Aufwand damit verbunden ist. Ein grosser Dank der Organisatoren geht an das Sammlerteam, die Weissen Adler vom FC Widnau, und an alle kleinen und grossen Gabenspender, die den Tempel ermöglichen. Jede Gabe wird vom jeweiligen Athleten nach dem Schwingfest mit einem Dankesbrief gewürdigt. Auch eine alte Tradition, die die Wertschätzung unter Schwingfreunden widerspiegelt. Hinweis105. St. Galler Kantonalschwingfest: Sonntag, 26. Mai, Sportzentrum Aegeten, Widnau.widnau2019.ch

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